Aktuell hat die Trockenheit Sachsen fest im Griff, es herrscht eine Grundwasserdürre, in vielen Flüssen fließt kaum Wasser, Wälder brennen. Vor 20 Jahren ergab sich ein anderes Bild, als sintflutartige Niederschläge in Sachsen und Tschechien zu einer Flut ungeahnten Ausmaßes führten. Das Landeshochwasserzentrum des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) zieht Bilanz zum Jahrestag des Katastrophenhochwassers in Sachsen.
Im August 2002 wurden in Sachsen zuerst die Flüsse aus dem Erzgebirge, die Mulde und die Nebenflüsse der Elbe zu reißenden Strömen, bis schließlich die Elbe das gesamte Elbtal überflutete. Ab dem 12. August hatte es im Erzgebirge 24 Stunden lang ununterbrochen geregnet. An der Station Zinnwald-Georgenfeld fielen in dieser Zeit 312 Liter Regen pro Quadratmeter – der bisher höchste Tagesniederschlag, der je in Deutschland gemessen wurde.
Durch die Täler schossen Sturzfluten, die Geröll und Autos mitrissen, Brücken und Häuser zerstörten. Nach den Sturzfluten kamen die Wassermassen der Elbe aus Tschechien nach Sachsen. Am Pegel Schöna, direkt nach der tschechischen Grenze, sorgte die Hochwasserwelle am 16. August für einen Höchststand von 12,04 Metern.
In den Morgenstunden des 17. August erreichte die Hochwasserwelle Dresden und ließ den Elbepegel auf 9,40 Meter ansteigen – normal sind circa 1,50 Meter. Die verheerende Hochwasserkatastrophe in Sachsen kostete 21 Menschen das Leben und verursachte Schäden in Höhe von rund 8,6 Milliarden Euro.
Eine der Lehren, die aus der Hochwasserkatastrophe gezogen wurde, war, dass alle Hochwassermeldungen nach dem Single-Voice-Prinzip koordiniert und versandt werden müssen. Als Zentrale für die landesweite Hochwasservorhersage ist noch 2002 das Landeshochwasserzentrum (LHWZ) eingerichtet worden. Dafür wurden die damaligen regionalen Hochwasserzentralen in Dresden, Chemnitz, Bautzen und Leipzig zusammengelegt und arbeiten seitdem unter einem Dach.
Das LHWZ informiert als zentrale Stelle im Hochwasserfall direkt alle sächsischen Kommunen, Katastrophenschutzbehörden und Leitstellen. Die Empfänger der Hochwasserwarnungen müssen dem LHWZ innerhalb einer Stunde bestätigen, dass sie die Warnung erhalten haben. Für die Einleitung von Hochwasserabwehrmaßnahmen und die unverzügliche Information der vor Ort Betroffenen ist die jeweilige Gemeinde verantwortlich.
Neben der Einrichtung des LHWZ für ganz Sachsen ist unter anderem das Pegelmessnetz hochwassersicher ausgebaut und in ein landeseigenes Niederschlagsmessnetz investiert worden. Trotz aller Anstrengungen: Einen hundertprozentigen Schutz vor Hochwasser wird es auch in Zukunft nicht geben.
Kristina Rieth, Leiterin des LHWZ, rät: „Informieren Sie sich über die Gefährdung Ihres Grundstücks und was bei Hochwasser zu tun ist. Treffen Sie auf dieser Basis bauliche Vorsorge. Im akuten Hochwasserfall ist es essenziell, die Entwicklung des Wettergeschehens und der Wasserstände aufmerksam zu verfolgen.“
Die „Meine Pegel“-App des Länderhochwasserportals gibt einen raschen Überblick über die aktuelle Hochwasserlage und Warnungen in ganz Deutschland. Für lokale Hochwasser, die sich in Folge von Starkregen entwickeln und für die es häufig nur eine kurze Vorwarnzeit gibt, sind die Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) maßgeblich und über die „WarnWetter“-App des DWD verfügbar.
Apps wie NINA, KATWARN und BIWAPP informieren ebenfalls über vorliegende Hochwasserwarnungen, Vorsorgemaßnahmen und Verhaltensregeln. Auf der Webseite des LHWZ finden Sie aktuelle Wasserstände, Vorhersagen, Niederschlagsdaten und Hochwasserwarnungen sowie Informationen dazu, wie Sie sich auf den Hochwasserfall vorbereiten können: www.hochwasserzentrum.sachsen.de
Am Samstag, dem 13. August 2022, lädt das Landeshochwasserzentrum von 13:00 bis 17:00 Uhr zum Tag der offenen Tür ein: Zur Wetterwarte 3, 01109 Dresden.
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