Die Beschäftigten der Molkerei Niesky im Landkreis Görlitz können sich über ein deutliches Lohnplus von 27-40 Prozent, erstmals Weihnachts- und Urlaubsgeld und mehr Urlaubstage freuen. Der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ist es gelungen, mit dem Unternehmen einen Tarifvertrag abzuschließen. Sie sind damit Pioniere in der sächsischen Milchwirtschaft, in der es anders als in zahlreichen Bundesländern derzeit keinen Betrieb mit Tarifbindung gibt. Die NGG hofft nun auf Nachahmer.
„Das ist ein ganz wichtiger Schritt für die Beschäftigten. Raus aus dem Niedriglohn, hin zu geregelten Lohn- und Arbeitsbedingungen. Erst im letzten Jahr gründeten die Beschäftigten einen Betriebsrat. Jetzt haben sie mit der NGG einen Tarifvertrag durchgesetzt“, erklärt Thomas Lißner von der NGG Dresden-Chemnitz.
Der Gewerkschafter weiter: „Solche Fälle müssen mehr Schule machen. Oft gibt es noch zu wenig Wertschätzung und schlechte Bezahlung in den Betrieben. Aber das lässt sich ändern. Wir ermuntern Beschäftigte der Lebensmittelindustrie auf die NGG zu zukommen, damit wir gemeinsam bessere Arbeits- und Lebensbedingungen erreichen können. Die Beschäftigten der Molkerei Niesky zeigen: Es geht!“
Infolge des Tarifvertrages steigen die Löhne für alle Beschäftigten zum 1. September 2022 um 2,68 Euro in der Stunde, was bei einer 40h-Woche einem Monatsplus von 464 Euro entspricht. Dazu gibt es erstmal Weihnachts- und Urlaubsgeld und zwei Tage mehr Urlaub. Zum 1. März 2023 wird für viele der Lohn nochmals steigen, weil die Beschäftigten erstmals auf tariflicher Grundlage eingruppiert werden.
Daraus ergeben sich Lohnsteigerungen von 27 bis 40 Prozent. Der Tarifvertrag gilt zunächst bis zum August 2023. Dann soll weiter verhandelt werden für eine Angleichung der Löhne auf das Niveau des Flächentarifvertrages der Milchindustrie Ost. Für die Auszubildenden ist das bereits mit dem Abschluss gelungen. Sie erhalten künftig 100% der dort vereinbarten Ausbildungsvergütungen.
Die Molkerei Niesky verarbeitet Milch von Bauernhöfen und LPGs aus der Niederschlesischen Oberlausitz und dem Mittleren Erzgebirgskreis. Über 240.000 Liter Milch werden nach Unternehmensangaben täglich zu verschiedenen Käsearten und -produkten verarbeitet, auch Pizzakäse. Produziert wird für Käseverarbeiter in ganz Europa.
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