In der Kinder- und Jugendhilfe fehlen seit vielen Jahren Fachkräfte – auch in Sachsen. Zudem ist absehbar, dass der Personalbedarf wachsen wird. Die 2021 veröffentlichte Befragung der Ausbildungsgänge für sozial-/heilpädagogische Fach- und Hochschulqualifikationen in Sachsen schätzt die Situation ebenfalls als angespannt ein. Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe und insbesondere im Arbeitsbereich der Hilfen zur Erziehung kann zu Engpässen, Überlastung der Fachkräfte und letzten Endes auch zu drohender Kindeswohlgefährdung führen.
Die Linksfraktion fordert die Staatsregierung dazu auf, die Lage zu analysieren und Schritte zu unternehmen, um mehr Personal für Heime, Beratungsstellen und weitere Einrichtungen zu gewinnen (Drucksache 7/9842). Die kinder- und jugendpolitische Sprecherin Anna Gorskih erklärt:
„Der Staat muss das Wohlergehen aller Kinder sichern und dort eingreifen, wo es gefährdet ist. Ohne ausreichend viel Fachpersonal ist das unmöglich. Es ist unerlässlich, ständig zu prüfen, ob die Kinder- und Jugendhilfe auskömmlich ausgestattet ist, inklusive der teil-/stationären Hilfen zur Erziehung. Mit einer solchen Analyse wollen wir die Staatsregierung beauftragen. Vor allem aber muss sie alles daransetzen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und gegen die Abwanderung von Fachkräften vorzugehen.
Die Staatsregierung soll dem Landtag mitteilen, wie viele Kinder und Jugendliche seit 2012 in welchen Einrichtungen oder anderweitig betreut worden sind und aus welchen Bundesländern die untergebrachten Kinder und Jugendlichen kamen. Wir wollen wissen, wie sich die Zahl der Fachkräfte in Relation zu den betreuten jungen Menschen entwickelt hat, wie viele teil-/stationäre Kinder‐ und Jugendhilfeeinrichtungen in Sachsen vorhanden sind und wie sich deren Auslastung entwickelt hat.
Die Regierung soll mitteilen, in welcher Höhe der Freistaat die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen fördert und welchen Mehrbedarf die Träger sehen, insbesondere vor dem Hintergrund der Pandemie. Nicht zuletzt wollen wir wissen, mit welchen Maßnahmen die Staatsregierung gegen die Abwanderung von Fachkräften vorgegangen ist.
Diese Maßnahmen reichen offensichtlich nicht aus, wenn der Personalmangel größer wird. Wir haben konkrete Vorschläge. Die Ausbildung muss durch mehr inhaltlichen Austausch und weitere Ausbildungs- und Studienplatzkapazitäten verbessert werden. Der Freistaat soll sämtliche Ausbildungskosten an den staatlichen und nicht staatlichen Fach- und Hochschulen übernehmen.
Nötig sind mehr Qualifizierungsangeboten und Zusatzqualifikationen, etwa für Leitungspositionen, und bessere Vergütungen. Gegenüber dem Bund sollte Sachsen für ein rückzahlungsfreies und elternunabhängiges BAföG eintreten.“
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