„Sachsen hat genügend Plätze und Fachkräfte, um den Rechtsanspruch auf Ganztagesförderung für Kinder im Grundschulalter bis 2030 umzusetzen. Wir freuen uns, dass der Fachkräfte-Radar KiTa und Grundschule 2022 der Bertelsmann Stiftung das würdigt“, so Kultusminister Christian Piwarz.
Zugleich stellte der Minister klar, dass die Forderung zum Personalschlüssel im Hort völlig überzogen sind. So soll sich Sachsen an der Quote der westdeutschen Bundesländer von 1:6 orientieren. „Sicherlich wünschen wir uns alle eine optimale Betreuung für unsere Kinder. Aber es muss in der Realität umsetzbar sein“, erklärte der Minister.
Eine Verbesserung von derzeit 1:14,7 (Bertelsmann-Berechnung) auf 1:6 im Hort würde allein fast 640 Millionen Euro zusätzlich kosten und über 11.000 neue Vollzeitstellen bedeuten. Das entspricht etwa 13.750 neue Erzieherinnen und Erzieher allein im Hort. So viele Fachkräfte gibt es auf dem Arbeitsmarkt leider nicht. „Selbstverständlich sind Qualität und Personalschlüssel weiter Thema im Kultusministerium, um die Bildungschancen unserer Kinder bestmöglich zu gestalten“, betonte Piwarz.
Zugleich wiederholte der Minister seine Kritik daran, dass die Bildungschancen allein am Betreuungsschlüssel festgemacht werden, was der besonderen Situation in Ostdeutschland in keiner Weise gerecht wird. Der Kultusminister verwies darauf, dass die Betreuungsquoten der Hortkinder in Ostdeutschland und so auch in Sachsen deutlich höher seien als im Bundesdurchschnitt. Während der Betreuungsgrad in Horten im Westen lediglich 47 Prozent beträgt, liegt er in Sachsen bei knapp 87 Prozent.
Außerdem sei bei der Betreuungsqualität auch die Ausbildung des Hort-Personals mit zu betrachten. So hat sich deutschlandweit der Anteil der Kita-Teams, dessen sozialpädagogisch qualifiziertes Personal auf Fachschul- oder Berufsfachschulniveau durch akademisch qualifizierte Fachkräfte erweitert wurde, in den vergangenen 10 Jahren mehr als verdoppelt.
Bundesweit haben die Teams mit mindestens einer sozialpädagogisch qualifizierten Akademikerin oder einem sozialpädagogisch qualifizierten Akademiker in einigen Ländern inzwischen Anteile zwischen 40 und 60 % erreicht. Der Freistaat Sachsen liegt mit 59 % akademisch erweiterten Teams an der Spitze vor Hamburg (52 %) sowie Bremen und Hessen (45 % bzw. 44 %).
Auch hat in Sachsen mehr Kita-Personal einen Fachschulabschluss als Erzieher als im Bundesvergleich. So liegt der durchschnittliche Anteil von Erzieherinnen und Erziehern in den Kindertageseinrichtungen bundesweit bei rund 72 %, in Sachsen sind es ca. 82 %. Hinzu kommt, dass die Horte in Sachsen durch die Ganztagesangebote an den Grundschulen entlastet werden. In Sachsen haben fast alle Grundschulen Ganztagesangebote.
Zwischen 2013 und 2020 hat sich die Personalausstattung in sächsischen Kitas insgesamt erheblich verbessert. In den Krippengruppen ist rechnerisch eine vollzeitbeschäftigte Kraft noch für 5,5 statt 6,6 ganztagsbetreute Kinder zuständig, im Kindergarten sind es 11,7 statt 13,5 Kinder. Die Schlüsselverbesserungen in Kinderkrippe und Kindergarten sowie die Gewährung von Vor- und Nachbereitungszeit führten zu einem Personalzuwachs von knapp 4.000 Vollzeitstellen in den sächsischen Kitas mit zusätzlichen Jahreskosten von insgesamt knapp 200 Millionen Euro. Die Fachkräfte in allen Einrichtungsarten haben damit mehr Zeit für die Kinder und die Begleitung ihrer Entwicklung.
Die Ausbildungskapazitäten für Erzieher wurden in Sachsen stetig erweitert. So befanden sich im Schuljahr 2021/2022 insgesamt rund 1.700 Schülerinnen und Schüler mehr in einer Erzieherausbildung als noch im Schuljahr 2017/2018. Dabei hat sich die Zahl der Schüler in berufsbegleitender Ausbildung seither mehr als verdoppelt.
Schüler in berufsbegleitender Ausbildung haben bereits mit Beginn ihrer Ausbildung einen Teilzeit-Arbeitsvertrag mit dem Träger der Einrichtung und sind entsprechend dem Arbeitsumfang in der Kita tätig. Seit 2013 stehen den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, darunter auch Krippen, Kindergärten und Horten, jährlich 2.000 Absolventen zur Verfügung.
Sachsen wendet 2022 rund 873 Millionen Euro zur Finanzierung der Kindertageseinrichtungen (Krippe, Kindergarten und Hort) und der Kindertagespflege für die Betreuung der Kinder meist ab dem ersten Lebensjahr bis zum Ende der vierten Klasse auf.
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