Ein kleiner Turmfalke sorgte kürzlich für Aufregung unter Mitarbeitern der Kreisverwaltung, Anwohnern und Arbeitern auf einer benachbarten Baustelle. Denn der Jungvogel ist flügge geworden und wurde ohne seine Eltern vor Haus 2 des Landratsamtes in Borna aufgefunden.
Verletzungen wurden schnell ausgeschlossen
Da lag es nahe, dass sich die Beobachter an das ebenfalls in der Stauffenbergstraße ansässige Veterinäramt wandten. Schnell nahmen sich die Mitarbeiter des Veterinäramtes der Sache an und schauten nach dem Rechten. Nachdem das Tier behutsam in Augenschein genommen wurde, konnten Verletzungen ausgeschlossen werden. „Wir haben noch geschaut, ob er ein Trauma erlitten hat und ihn an einem abgedunkeltem Ort zur Ruhe kommen lassen und beobachtet. Danach haben wir ihn in ein geschütztes Gebüsch nahe des Fundortes gesetzt“, teilte die Tierärztin Dr. Bianca Schmidt mit.
Jungvögel sind nicht hilflos
„Da Nestlinge gut Chancen haben zu überleben, raten wir generell davon ab, einzugreifen. In der Regel suchen die Eltern nach ihren Schützlingen und versorgen sie weiter“, erklärt Bianca Schmidt und weist darauf hin, dass das allerdings meistens erst passiert, wenn keine Menschen mehr in der Nähe sind.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Jungtiere ihr Nest verlassen, bevor das Großgefieder ausgewachsen ist und sie flugfähig sind. Jungvögel vieler Vogelarten verlassen das Nest, sobald ihre Federn fertig ausgebildet sind. Sie sind dann reif für den nächsten Entwicklungsschritt, auch wenn sie auf den Menschen noch hilflos oder gar zutraulich wirken, als würden sie Hilfe brauchen. Doch die sogenannten Ästlinge werden von ihren Eltern auch auf dem Boden gefüttert.
Tipps aus dem Veterinäramt
Das Veterinäramt ist für die Aufzucht und Versorgung aufgefundener gesunder Jungtiere nicht zuständig. Da es, wie oben beschrieben, meist auch keinen Grund gibt, die Tiere in Obhut zu geben, hier ein paar Tipps für den richtigen Umgang:
- Der unverletzte Vogel sollte möglichst am Fundort belassen werden.
- Wenn die Eltern nach einer Stunde Beobachtung noch nicht gesichtet wurden, kann das Tier auf einen Busch oder Baum in der Nähe gesetzt werden. Bitte dabei Handschuhe tragen.
- Wird er an einer gefährlichen Stelle gefunden kann er in unmittelbarerer Umgebung auf einen Busch oder einen Baum gesetzt werden. Bitte dabei Handschuhe tragen.
- „Bettelrufe“ sind kein Hinweis darauf, dass das Tier in Not ist. Das Tier versucht so, seine Eltern auf sich aufmerksam zu machen.
- Bei künstlicher Aufzucht sinken die Überlebenschancen
Es ist nicht das erste Mal, dass ein junger Turmfalke in der Stauffenbergstraße gesichtete wurde. Denn unter den Dächern des Gebäudekomplexes gibt es Falkennester, die von Naturschützern betreut werden. Wenn ein Tier entwischt, kommt es vor, dass Tierärzte oder Hausmeister die Vögel zurück ins Nest bringen. Allerdings nur, wenn dabei brütende Vögel nicht gestört werden.
Das war im aktuellen Fall jedoch nicht möglich, da sich die zugehörige Brutstätte unter einer Regenrinne befindet, an die niemand so leicht rankommt. Und da sich die Eltern um ihre Jungen kümmern auch nicht unbedingt nötig. Im aktuellen Fall zumindest wurde der Kleine in den letzten Tagen nicht mehr gesehen. So kann man davon ausgehen, dass er wohlbehalten wieder zu Hause angekommen ist.
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