Von Juli bis Ende Oktober wird in diesem Jahr auf insgesamt 7.230 Hektar stark versauerter Waldböden natürliches Kalkgesteinsmehl per Hubschrauber ausgestreut. Der Kalk neutralisiert Säureeinträge aus Industrieanlagen, welche in Form von saurem Re-gen die Wälder in Sachsen belastet haben. Die Bodenschutzkalkung wird durch das europäische ELER-Programm gefördert. Im Jahr 2022 werden dafür insgesamt 2,7 Millionen Euro investiert.
„Die Kalkung ist eine Sanierungsmaßnahme“, erläutert Sachsens Forstminister Wolfram Günther. „Insbesondere im vergangenen Jahrhundert haben Kraftwerke und Industrie riesige Mengen an Schwefelverbindungen in die Atmosphäre ausgestoßen. Die Folge war saurer Regen, der über viele Jahre unsere Wälder stark geschädigt hat. Nicht umsonst haben wir vom Waldsterben gesprochen.“ Die Schwefelbelastung wirkt aber bis heute nach: „Mittlerweile sind die Wälder dank Filteranlagen und der Arbeit der Forstleute wieder grün. Viele Böden sind aber immer noch und teils tiefgreifend versauert.“
Das hat Folgen: In versauerten Böden sind Nährstoffe für Pflanzen und Bäume nur ein-geschränkt verfügbar, das Bodenleben ist stark eingeschränkt. Schwermetalle oder Aluminium können durch die Säuren ausgewaschen werden und das Trinkwasser belasten.
„Mit dem Kalk heilen wir also die Folgen von rund 200 Jahren menschlich verursachter Schadstoffeinträge und schützen letztlich auch unsere Gesundheit. Außerdem stellen wir wieder einen natürlicheren Bodenzustand her“, so Günther. Denn: „Wir brauchen intakte Böden, damit der Waldumbau zu gesunden und stabilen Mischwäldern gelingt. Ich bitte daher die Menschen in den betroffenen Regionen um Verständnis für kurzzeitige Einschränkungen.“
Langsame und nachhaltige Wirkung
Die Bodenschutzkalkung erfolgt nach einem wissenschaftlich begründeten Leitfaden in Federführung durch das Kompetenzzentrum Wald und Forstwirtschaft von Sachsenforst. Es werden nur nachweislich durch den Menschen versauerte Böden gekalkt. Die Kalkung erfolgt sehr schonend. Zwar sind für eine wirksame Neutralisation oft mehrere Wiederholungen erforderlich, jedoch wird eine Fläche höchstens alle zehn Jahre gekalkt. Insgesamt werden in diesem Jahr 21.700 Tonnen kohlensaure Magnesiumkalke aus Thüringen und Bayern ausgebracht, was einer Ausbringungsmenge pro Quadratmeter von 300 g entspricht. Das Material entfaltet seine Wirkung auf den Waldboden langsam und langanhaltend.
Die Bodenschutzkalkung erfolgt eigentumsübergreifend. Neben 5.715 Hektar Staats- werden auch 1.515 Hektar Privat- und Körperschaftswald beflogen. In diesem Jahr er-folgt die Kalkung im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (600 Hektar) sowie schwerpunktmäßig im Erzgebirgs- (3.450 Hektar) und Vogtlandkreis (3.200 Hektar).
Die Beachtung von Natur- und Wasserschutzaspekten hat bei der Bodenschutzkalkung einen hohen Stellenwert: In Abstimmung mit den Naturschutz- und Wasserbehörden werden wertvolle Flächen und Schutzgebiete umfassend geprüft. Offene Wasserflächen oder sensible Bereiche werden von der Kalkung ausgenommen.
Kurzzeitige Einschränkungen für Waldbesuchende
Während der Befliegung müssen die betroffenen Waldflächen kurzzeitig für einen oder höchstens wenige Tage gesperrt werden. Über anstehende Sperrungen informieren die Forstbezirke von Sachsenforst. Weiterhin können alle Kalkungstermine im Internet eingesehen werden. Das natürliche Gesteinsmehl birgt keine Gefahren für Menschen, Tiere oder Pflanzen und ist gesundheitlich unbedenklich.
Eventuelle Kalkauflagerungen auf Pilzen oder Beeren können mit Wasser leicht abgespült werden. Die Einhaltung der Kalkqualität wird während der Ausbringungszeit durch Analysen bei der Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft (BfUL) kontrolliert.
Die Bodenschutzkalkung wird in Sachsen seit nunmehr 36 Jahren durchgeführt. Seit-dem wurden bereits über 410.000 Hektar Wald gekalkt, die meisten Flächen bereits zum wiederholten Male. Die Bodenschutzkalkung entspricht sowohl den Anforderungen der PEFC- als auch der angestrebten FSC-Zertifizierung. Ihre Wirkung wird unter anderem auch im Rahmen der aktuell laufenden Bodenzustandserhebung analysiert.
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