Der Sächsische Landesbauernverband e. V. (SLB) hat gestern (15.07.) gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) zur diesjährigen Ernte-Pressekonferenz in die MKH Wittichenau/OT Kotten eingeladen.
Eine langanhaltende Trockenheit bestimmte auch in diesem Jahr wieder maßgeblich die Vegetationsperiode. So gab es zum Beispiel im Vogtland in den letzten 8 Wochen nicht einmal 30 mm Niederschlag. Die Dürre sorgte dafür, dass in vielen Regionen Sachsens so früh wie noch nie mit der Ernte begonnen wurde. Auf den leichteren Standorten kam es zur Notreife des Getreides.
„Die sächsischen Landwirte sehen mit sorgenvollen Blicken auf die diesjährigen Ernteergebnisse“, so Bauernpräsident und Landwirt Torsten Krawczyk. „Die gegenüber dem Vorjahr höheren Erlöse dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir mit extrem gestiegenen Betriebsmittelkosten zu kämpfen haben. Allein die Preise für den Einkauf von wichtigen Düngemitteln haben sich mehr als verdoppelt, in Spitzenzeiten sogar verdreifacht.“
Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther betonte: „Die Klimakrise ist Gegenwart in Sachsen, nicht mehr Zukunft. Trockene Äcker, notreifes Getreide, ausgetrocknete Bäche, großflächig geschädigte Wälder: Die Auswirkungen sind handfest. Unsere Landwirtschaft spürt das seit einigen Jahren schmerzlich. Neben Klimaschutz und mehr Wasserrückhalt in der Fläche ist es umso wichtiger, die Einkommensperspektiven der Landwirtinnen und Landwirte zu verbessern.
Ein Ansatz dafür ist, beherzt Regionalität auszubauen. Wir setzen auf mehr Wertschöpfung in der Region, vom Acker bis zum Teller, und unterstützen das als Ministerium mit vielen Instrumenten. Ein weiterer Ansatz ist, dass wir die Anpassung der Landwirtschaft an die Folgen der Klimakrise unterstützen. Das eine echte Herausforderung für die Betriebe. Wir sind hier mit Investitionsförderung, Anbauberatung, mit angewandter Forschung und Wissenstransfer eng an der Seite der Branche.“
Die Winterkulturen sind in weiten Teilen Sachsens etwas besser weggekommen als die Sommerkulturen, da diese noch von den Niederschlägen aus dem Herbst und Winter profitieren konnten. Die Bestände an Sommergetreide sehen sehr schlecht aus. „Insgesamt werden wir in Sachsen eine unterdurchschnittliche Ernte einfahren. Dabei dürfte die Wintergerste noch die Kultur sein, die die geringsten Ertragseinbußen hat“, fasst Präsident Krawczyk die Ernteprognosen zusammen.
Zu den Getreidequalitäten sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine verlässlichen Aussagen möglich. Problematisch sieht es auch bei den Grünlandaufwüchsen in Sachsen aus. So blieb der erste Schnitt aufgrund fehlender Bodenfeuchte meist unter dem Durchschnitt. Danach sind die Gräser trockenheitsbedingt nur noch spärlich gewachsen, so dass sich nur noch lückige und niedrige Grünlandbestände entwickelten. Der Aufwuchs vom Grünland stellt für unsere Milchviehbetriebe eine wichtige Futtergrundlage dar. Fehlt diese, wird es mit der Futterversorgung der Tiere eng.
Auch bei den Hackfruchtkulturen wie Kartoffeln und Zuckerrüben sowie beim Mais fehlen die Niederschläge. Hier kommt es darauf an, dass in den nächsten Wochen noch die notwendigen Niederschläge kommen. Ansonsten sind auch hier deutliche Ertragseinbußen zu erwarten.
„Leider haben wir bis zum heutigen Zeitpunkt kein tragfähiges Angebot für eine Mehrgefahrenversicherung, die auch den Ertragsschaden bei Dürre und Trockenheit absichert“, konstatiert Bauernpräsident Krawczyk. Seit vielen Jahren bemüht sich der SLB vergeblich um eine staatliche Unterstützung für eine entsprechende Versicherungslösung.
Anbauumfang der Kulturen:
Die sächsischen Landwirte bearbeiten in diesem Wirtschaftsjahr rund 701.061 ha Ackerland. Davon entfallen ca. 378.700 ha auf den Getreideanbau einschließlich Körnermais. Auf 194.100 ha wächst Weizen (+4 %), Gerste auf 113.100 ha und Roggen auf 27.800 ha (-6 %). Weiter Getreidearten sind Triticale (15.000 ha), Körnermais mit 14.300 ha und Hafer mit 14.100 ha. Winterraps ist nach dem Getreide mit 105.400 ha die bedeutendste Fruchtart Silomais wird auf einer Fläche von 82.300 ha (-5 %), Zuckerrüben auf 15.000 ha (-3 %) angebaut.
Bei den nachfolgenden Kulturen erfolgte eine deutliche Anbauerweiterung: Sonnenblumen werden auf einer Fläche von 5.900 ha (+160 %), Sojabohnen auf 1.500 ha (+110 %) und Ackerbohnen auf 3.300 ha (+58 %) angebaut. Dagegen ist der Anbau von Kartoffeln im Jahr 2022 mit einer Fläche von 5.700 ha auf einem Tiefpunkt angekommen. Im Jahr 1990 wurden in Sachsen noch 54.200 ha Kartoffeln angebaut.
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