Am 29. Juni 2022 dürfen sich mutige Studierende der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) wieder einem besonderen Ritual unterziehen: Ein großer Bottich, mit Wasser gefüllt, und ein Trunk mit streng geheimen Ingredienzien erwarten sie. Der traditionelle Brauch des Gautschens ist seit dem 16. Jahrhundert Voraussetzung für die Aufnahme in die Zunft der Jünger bzw. Jüngerinnen Gutenbergs.
An der HTWK Leipzig werden seit Hochschulgründung vor 30 Jahren vor allem Studierende der buchnahen Studiengänge wie zum Beispiel Buch- und Medienproduktion der Fakultät Informatik und Medien gegautscht. Aber auch Studierende anderer Studiengänge können gegautscht werden.
Neben den Studierenden gibt es fast immer auch „Ehrengautschlinge“ aus dem Keis der Mitarbeitenden. In diesem Jahr findet der Gautschakt während des Sommerfestes des Studierendenrates statt.
„Es ist schön, dass nach zwei Jahren, in denen das Gautschen coronabedingt nicht möglich war, diese Tradition nicht vergessen worden ist. Es haben sich unerwartet viele Cornuten aus den unterschiedlichsten Studiengängen gefunden. Dies zeigt, dass an einer modernen Hochschule wie der HTWK Leipzig handwerklichen Traditionen und aktuelle Forschung keinen Gegensatz, sondern Symbiosen bilden“, sagt Michael Reiche, Professor an der Fakultät Informatik und Medien und seit Jahren auch Gautschmeister.
400 Jahre Gautsch-Geschichte
Um in die schwarze Zunft der Drucker und Druckerinnen aufgenommen zu werden, müssen die Studierenden der Fakultät Informatik und Medien in der Bleisatzwerkstatt mit der Erfindung Gutenbergs in Berührung gekommen sein. So will es der Brauch. Möglichkeiten dazu werden außerhalb der Lehrpläne in Bleisatzpraktika geboten.
Bei der eigentlichen Zeremonie wird der Cornut (Lehrling) auf Kommando des Gautschmeisters von dessen Gehilfen gepackt – Flucht ist unmöglich – und in einen Bottich voller Wasser getaucht. Dies dient zur äußeren Reinigung.
Anschließend wird dem Gautschling ein Trank – Rezeptur streng geheim – eingeflößt, wodurch er auch innerlich von all seinen Sünden und schlechten Angewohnheiten gereinigt werden soll.
Ursprünglich bezeichnete der Begriff „Gautschen“ den ersten Entwässerungsschritt nach dem Schöpfen von Papier, wenn es vom Sieb auf eine Filzunterlage gelegt und das Wasser herausgepresst wird.
Den Abschluss der feuchtfröhlichen Tradition bildet die Übergabe des Gautschbriefes durch den Gautschmeister.
Gautschen und Feiern beim StuRa-Sommerfest
Ob Cornuten, Studierende oder Publikum: Beim Gautschfest sind alle gern gesehene Gäste; der Eintritt ist frei. Es gibt Musik, Getränke und Essen zu studentenfreundlichen Preisen sowie verschiedene Bühnenacts, eine Spendenaktion für den Sonderfonds des HTWK-Fördervereins „Ukraine-Hilfe“, und studentische Projekte an der HTWK Leipzig stellen sich vor.
Ort: Parkplatz hinter Gutenberg-Bau bzw. Medienzentrum, Gustav-Freytag-Straße 42
Zeit: Mi., 29. Juni 2022 ab 16 Uhr
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