Mit den Grundlagen und Ursachen von strukturellem sowie institutionellem Rassismus befassen sich ein neues Forschungsprojekt und eine Ringvorlesung am Juristischen Bereich der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU): Ein vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) gefördertes Projekt untersucht, wie Entscheidungen in und Kommunikation von Behörden zu Diskriminierung führen können.
Die Ringvorlesung beleuchtet die Thematik aus verschiedenen juristischen und gesellschaftspolitischen Perspektiven. Zum Auftakt der Reihe am heutigen Dienstag, 3. Mai, stellt Projektleiter Prof. Dr. Winfried Kluth ab 18 Uhr das neue Forschungsvorhaben vor. Die Veranstaltung findet online statt.
Das Forschungsprojekt geht der Frage nach, wie es in der Kommunikation von Behörden und auch bei deren Entscheidungen zu diskriminierenden oder rassistischen Handlungen kommen kann. „Es geht uns nicht darum, einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kritisieren. Wir wollen die strukturellen Bedingungen, die etwa durch Gesetze oder Vorschriften vorgeschrieben sind und zu Diskriminierung führen, beleuchten und hierfür Auswege oder Verbesserungsvorschläge erarbeiten“, sagt Prof. Dr. Winfried Kluth von der MLU, der das neue Projekt leitet.
Es ist Teil des bundesweiten Vorhabens „Rassismus als Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts im Kontext ausgewählter gesellschaftlich-institutioneller Bereiche“, das vom BMI gefördert und im Rahmen des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) durchgeführt wird. Das hallesche Teilprojekt konzentriert sich auf Behörden, die viel Kontakt mit Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund haben, also zum Beispiel kommunale Arbeits- und Sozialbehörden.
Geplant sind Interviews mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie der Einsatz von Testpersonen, die die Behörden besuchen. Ziel ist es, alternative Vorschläge für problematische Abläufe zu erarbeiten, um diskriminierende Situationen und Entscheidungen zu verhindern.
Der Schwerpunkt der Online-Vortragsreihe liegt auf rassistischen Diskriminierungen und deren struktureller Verankerung in der Sprache, im Recht und der Gesellschaft. Die Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft und Praxis geben dabei Einblick in ihre jeweiligen Arbeitsgebiete. „Mit der Veranstaltungsreihe wollen wir Studierende für bestehende strukturelle Benachteiligungen sensibilisieren und Anstöße geben, die eigene Position zu reflektieren“, so Kluth weiter.
Die Reihe startet am morgigen Dienstag, 3. Mai 2022, um 18 Uhr. Zum Auftakt wird Winfried Kluth das neue Forschungsprojekt vorstellen. Anschließend spricht Dr. Sué González Hauck vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung zum Thema: „Struktureller und institutioneller Rassismus im deutschen Recht“.
Die Zugangslinks werden jeweils auf der Homepage des Juristischen Bereichs zur Verfügung gestellt: https://www.jura.uni-halle.de
Die Vorträge beginnen jeweils um 18 Uhr. Alle weiteren Termine im Überblick:
- Montag, 23. Mai 2022
Naziar Amin, Friedrich-Schiller-Universität Jena: „Menschenwürde und Rassismus – Quo vadis Verfassungsdogmatik?“ - Montag, 13. Juni 2022
Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani, Universität Osnabrück: „Rassismus als pädagogische Herausforderung“ - Montag, 27. Juni 2022
Julia Esefelder und Karl Boehmwald Porta, Antidiskriminierungsstelle Sachsen-Anhalt: „Erfahrungen über rassistische Diskriminierungen im Alltag und Handlungsmöglichkeiten aus Sicht der Antidiskriminierungsarbeit“ - Montag, 4. Juli 2022
Prof. Dr. Susan Arndt, Universität Bayreuth: „Wie Kolonialismus unsere Alltagssprache prägt“ - Montag, 11. Juli 2022
Dr. Doris Liebscher, Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) des Berliner Senats: „Mehr Rassismus(selbst)kritik in der juristischen Ausbildung“
Weitere Informationen zu dem Forschungsprojekt „Rassismus als Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts im Kontext ausgewählter gesellschaftlich-institutioneller Bereiche“ unter: https://www.fgz-risc.de/forschung/inra-studie
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