Die südkoreanische Regierungsagentur TIPA und die Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) wollen künftig enger zusammenarbeiten, wie sie gestern in einer entsprechenden Absichtserklärung vereinbarten. Ziel ist es, die Exportaktivitäten von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) beider Länder zu unterstützen, Kooperationsprojekte und Partnerschaften mit Fokus auf technologische Innovationen in Zukunftsthemen zu fördern sowie neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen.
Wirtschaftsminister Martin Dulig dazu: „Herzlichen Glückwunsch zu dieser neuen Kooperation mit einem so wichtigen Partner. Südkorea ist die zwölftgrößte Volkswirtschaft der Welt, die in vielen Industriebranchen technologisch zu den Weltmarktführern zählt, wie beispielsweise in der Mikroelektronik, Software, Fahrzeugindustrie, Robotik oder Medizintechnik.
Die geplante engere Zusammenarbeit der beiden Wirtschaftsfördergesellschaften bietet damit hervorragende Ansatzpunkte, um sächsischen Unternehmen den Marktzugang in Südkorea zu erleichtern, aber auch um Kooperationen und Investitionen anzubahnen und auszubauen.“
„Die geplante Zusammenarbeit ist eine win-win-Situation für beide Partner. Durch die Zusammenarbeit mit TIPA bieten sich Anknüpfungspunkte, um Synergien zu nutzen und technologische Entwicklungen gemeinsam weiter voranzubringen, um auch in Sachsen neue Wertschöpfungen in Zukunftsindustrien, wie z.B. der Wasserstoffwirtschaft oder neuen Mobilitätslösungen zu generieren. Innovative sächsische Unternehmen und Forschungseinrichtungen können wir auf diesem Weg aus erster Hand mit wertvollen Kontakten zu Kooperationspartnern vor Ort unterstützen.
Für Südkorea ist Sachsen aufgrund seiner großen Innovationskraft, die sich in einer über dem deutschen Durschnitt liegenden Hochschuldichte, starken außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der erfolgreichen Vernetzung zwischen Forschung und Wirtschaft zeigt, ein interessanter Partner. Verbindend ist zudem auch der Fokus auf die Stärkung kleiner und mittlerer Unternehmen, die in beiden Ländern den Wandel der Wirtschaft vorantreiben werden,“ sagt WFS-Geschäftsführer Thomas Horn.
„TIPA ist bestrebt, sowohl den Austausch industrieller Technologien als auch die Kooperation mit der WFS zu vertiefen und als Partnerland den Zugang zu Forschung und Entwicklung in Deutschland zu verbessern. Des Weiteren sieht sich TIPA als Vorreiter in der Sicherstellung umfangreicher Unterstützungsmaßnahmen mit dem Ziel, ein nachhaltiges und widerstandsfähiges F&E-Ökosystem zu erschaffen,“ erklärte TIPA-Präsident Jae-Hong Lee.
Die Kooperation wird mit verschiedenen Projekten und Maßnahmen untersetzt. So haben sächsische und südkoreanische Unternehmen aus den Branchen Maschinen- und Anlagenbau sowie Automotive und Leichtbau im Rahmen eines heute und morgen stattfindenden BBA-Projekts zur Mobilität der Zukunft, die Chance, ihr Know-how vorzustellen und potenzielle Kooperationspartner kennenzulernen. Das Projekt wird vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) finanziert.
In einem weiteren Schritt soll die Zusammenarbeit durch eine Unternehmerreise ins asiatische Partnerland ausgebaut werden. Dabei wird es schwerpunktmäßig um künftige Zukunftsthemen, wie Erneuerbare Energien, Mobilität, Digitalwirtschaft und Wasserstoff gehen. Speziell in der Wasserstofftechnologie gehört Südkorea zu den führenden Ländern. Durch die dort vorhandenen Kompetenzen können sächsische Unternehmen von einem attraktiven Wachstumsmarkt profitieren. Bereits im April konnten sich interessierte Firmen in einem Webinar über Potenziale der Internationalisierung in diesem Bereich informieren.
Weitere Hintergrundinformationen:
TIPA ist dem südkoreanischen Ministerium für KMU und Start-Ups (MSS) zugeordnet. Der Arbeitsschwerpunkt von TIPA fokussiert sich auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit südkoreanischer KMU durch die Förderung von Technologien sowie Kooperationen mit Partnern im In- und Ausland. Dazu steht TIPA in 2022 ein Budget in Höhe von 2,02 Mrd. US-Dollar zur Verfügung.
In Südkorea sind bisher vor allem die ca. 40 großen Unternehmenskonglomerate „Chaebol“ bekannt, die die Volkswirtschaft dominieren. Doch auch die südkoreanische Wirtschaft befindet sich in einem Transformationsprozess. Durch die großen Mischkonzerne wurde eine rasche Industrialisierung des Landes ermöglicht. Jetzt sind es aber die KMU, die Südkoreas Wirtschaft im digitalen Zeitalter vorantreiben werden. Das Land plant mit dem New Deal in den Bereichen Digitalisierung, Umwelt und Sicherheit Ausgaben von rund 137 Mrd. US-Dollar bis 2025.
Weiterhin wurde eine stärkere Förderung von Investitionen in der Halbleiterindustrie angekündigt. Bis 2030 sollen insgesamt 432 Mrd. US-Dollar in die Halbleiterbranche investiert werden. Gleichzeitig fördert Südkorea seit Jahren die eigene Digitalwirtschaft. Das Land hat erst vor wenigen Tagen ein nationales Metaverse-Projekt mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 186,7 Mio. US-Dollar gestartet. Von diesen Investitionen profitieren vor allem südkoreanische KMU, was Südkorea für sächsische Unternehmen auch zu einem interessanten Absatzmarkt, gerade bei Zukunftsthemen, macht.
Südkorea hat im letzten Jahr hinsichtlich der sächsischen Ausfuhren Japan überholt und steht mit einem Exportvolumen von 890 Mio. Euro hinter China und Taiwan auf Platz 3 der wichtigsten Exportpartner in Asien. Die wichtigsten Exportgüter nach Südkorea sind elektronische Bauelemente, PKW, Geräte zu Elektrizitätserzeugung, Maschinen sowie Chemische Vorerzeugnisse und Messgeräte. Zu den wichtigsten sächsischen Importwaren gehören neben KFZ-Teilen und EDV- sowie Kommunikationsgeräten auch Geräte zu Elektrizitätserzeugung und Maschinen. Die Importe aus Südkorea belaufen sich auf ca. 320 Mio. Euro.
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