Der Landtag entscheidet heute über den Gesetzentwurf der Linksfraktion zur Einführung eines „Kinder- und Familienfreitags“ als gesetzlicher Feiertag (Drucksache 7/6595). Dazu erklärt Anna Gorskih, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion:
„In der Corona-Pandemie konnten Eltern und Kinder viele Tage gemeinsam zu Hause verbringen – aber unfreiwillig und unter stressigsten Bedingungen. Kinder sollten lernen, Eltern ihre Arbeit machen, beiden hatten Videokonferenzen, im schlimmsten Fall zur selben Zeit oder bei armen und in Armut lebenden Familien über den gleichen Laptop.
Natürlich wäre ein Kinder- und Familien-Freitag dafür kein Ausgleich, auch nicht für die ganz normalen Mühen und Belastungen, mit denen insbesondere Familien mit mehreren Kindern oder Alleinerziehende konfrontiert sind. Dieser Feiertag entbindet niemanden von der Pflicht, familienpolitisch für Entlastung zu sorgen. Aber er wäre ein Symbol, wie alle säkularen und religiösen Feiertage.
Vor kurzem begingen wir den 1. Mai als Symbol für den Kampf um die Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern. Der fiel leider auf einen Sonntag, weshalb wir einen Freitag vorschlagen, der stets das erste Juniwochenende verlängert und Zeit in der Familie schafft. Zeit füreinander ist das wertvollste Gut.
Selbstverständlich braucht es weitere familiengerechte Maßnahmen. Kein Kind darf in Armut aufwachsen, keine Familie in Armut leben. Familien brauchen bezahlbaren Wohnraum und bezahlbare Mobilität. Eltern, insbesondere alleinerziehende, brauchen einen Job mit familiengerechten Arbeitszeiten und eine verlässliche, hochwertige, wohnortnahe Kinderbetreuung. Kinder brauchen unter anderem krisenfeste Schulen, kostenfreie Lehr- und Lernmittel und digitale Endgeräte.
Wenn es um einen weiteren Feiertag geht, finden sich schnell ,Wirtschaftsexperten‘, die gravierende volkswirtschaftliche Verluste ausrechnen und den Niedergang der Wirtschaft prophezeien. Nach zwei Jahren Pandemie versteht aber so gut wie niemand mehr das Gejammer der Arbeitsgeberverbände, dass ein zusätzlicher Feiertag zu schlimmen ökonomischen Verwerfungen führen würde. Die sind in Berlin nach der Einführung des Frauentages als Feiertag und in Thüringen nach der Einführung des Weltkindertages ausgeblieben. Kurioserweise ist das Bundesland mit den meisten Feiertagen, nämlich Bayern, auch das wirtschaftlich erfolgreichste.“
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