Am 22. Mai ist der Internationale Tag der Biologischen Vielfalt. Er soll auf die Notwendigkeit aufmerksam machen, die Biodiversität zu schützen – ein Anliegen, das der NABU tagtäglich in seiner Arbeit verfolgt. Die Welt steht nicht nur vor einer Klimakatastrophe, sondern erlebt zugleich ein Massenaussterben, einen dramatischen Verlust der Biologischen Vielfalt. Beide Krisen befeuern sich gegenseitig – der Schutz natürlicher Lebensräume ist zugleich auch ein essenzieller Beitrag zum Klimaschutz.

Biodiversität macht die Natur zugleich widerstandsfähiger gegen die Folgen der Klimaveränderungen. Dies alles dient auch dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen. Dessen ungeachtet geht die Zerstörung von Lebensräumen und der dramatische Flächenverlust ungebremst weiter. Leipzig tut alles für Klimawandel und Artensterben – kritisieren Mitglieder des NABU. Sie dokumentieren den Flächenverlust und haben seit 2016 schon mehr als 300 Flächen erfasst, die ersatzlos verschwunden sind – www.NABU-Leipzig.de/Leipzig-schrumpft.

Immer wieder macht der NABU mit Stellungnahmen und Mahnwachen darauf aufmerksam, dass der Bauboom, der durch Entscheidungen der Stadtverwaltung und des Stadtrates rücksichtslos gefördert wird, zu einem fortschreitenden Verlust der Stadtnatur führt, dazu führt, dass immer mehr Arten in Leipzig vom Aussterben bedroht sind. Heckenrodungen und Fassadensanierungen vertreiben Brutvögel, immer neue Beton- und Asphaltflächen entstehen und heizen das Stadtklima auf. Dürftige Neupflanzungen fallen der Dürre zum Opfer oder sind meist so naturfern angelegt, dass sie keinerlei Ersatzlebensraum bieten.

Artenreiche Brachfläche soll bebaut werden

Noch haben wir Orte der Biodiversität in der Stadt, doch sie sind alle absehbar von Bebauung bedroht. Dazu zählen beispielsweise Der Wilhelm-Leuschner-Platz oder das Areal am Bayerischen Bahnhof. Bei Bauprojekten so viel wie möglich die vorhandene Natur zu erhalten und zugleich neue Lebensräume zu schaffen, müsste das Anliegen moderner Stadtplanung sein, doch stattdessen werden weiter Glas- und Beton-Projekte realisiert. Ein weiteres Opfer dieser unzeitgemäßen Stadtentwicklung könnte eine Brachfläche in Gohlis werden – hier soll das „Stadtquartier östlich Bremer Straße“ entstehen.

Auf dem Gelände Bremer Straße haben NABU-Mitglieder bis jetzt 130 Arten nachgewiesen (40 Vogelarten, 23 Tagfalter, 10 Nachtfalter, 8 Käfer, 8 Wildbienenarten u.a.m.). Am 22. Mai, dem Tag der Biologischen Vielfalt will der NABU Leipzig diese Artenvielfalt vorstellen und fordert: „Rettet die Bremer Stadtmusikanten“. Gerade jetzt im Mai sind sie zu hören – die Vögel, die hier zuhause sind. Das Gelände ist nicht nur der Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, sondern dient auch den Anwohner zur Erholung und ist ein Beitrag zum Klimaschutz.

Es handelt sich um 14 Hektar artenschutzfachlich wertvoller, strukturreicher Landschaft. Warum werden solche Flächen stets und ständig anderen Interessen geopfert. Die Belange des Naturschutzes fließen in sogenannte Abwägungsprozesse ein, im Ergebnis der Abwägung wird jedoch erfahrungsgemäß die Natur zerstört. Warum gilt nicht auch ein artenreicher Lebensraum als wertvolles Ziel der Stadtentwicklung? Bekenntnisse zu Klimaschutz und Biodiversität erweisen sich immer wieder als Lippenbekenntnisse.

Rettet die Bremer Stadtmusikanten!

Quelle: NABU Leipzig

Es handelt sich um ein ehemals bebautes früheres Militärgelände. Die Reste von Fundamenten verhindern ein schnelles Zuwachsen, sodass hier ein offener Lebensraum entstanden ist, der an anderen Stellen nur mit aufwändiger Landschaftspflege erhalten werden kann. Gerade solche Lebensräume werden immer seltener.

Darauf macht auch der Vogel des Jahres 2022 aufmerksam, der Wiedehopf. Er braucht offene, insektenreiche Lebensräume und ist in weiten Teilen Deutschlands daher gar nicht mehr zu finden. Auf dem Areal an der Bremer Straße konnte er 2020 beobachtet werden. Der NABU Leipzig plant, ihm hier auch Nisthilfen anzubieten.

Wenn die Ansiedlung gelingt, hätten wir eine Art mehr in Leipzig – stattdessen aber soll hier ein Lebensraum für 130 Arten verschwinden. Dagegen will der NABU am 22. Mai protestieren! Zunächst wird das artenreiche Gelände bei einer Exkursion vorgestellt, anschließend ist eine Protestkundgebung geplant. Der NABU hofft, damit Anwohner und Politik auf das Problem aufmerksam zu machen und eine Änderung der Pläne zu erreichen.

8.30 Uhr Vogelexkursion zu den „Bremer Stadtmusikanten“

Treffpunkt: Parkplatz „Stahlhelmsiedlung“ (Bremer Straße / Ecke Sylter Straße)

10.00 Uhr Kundgebung mit Fotoausstellung und Musik

Bis zum 24. Mai 2022 liegt der B-Plan 433 zur öffentlichen Beteiligung im Stadtplanungsamt vor Zimmer 496-499 aus, und Bürger und Verbände haben die Möglichkeit, eine Stellungnahme abzugeben.

https://www.buergerbeteiligung.sachsen.de/portal/leipzig/beteiligung/themen/1029097

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