In dieser Woche finden die schriftlichen Prüfungen für den Abschluss des 1. Staatsexamens Lehramt in ganz Sachsen statt. Diese werden regulär in Präsenz geschrieben, auch während der aktuell noch immens hohen Infektionszahlen. Die Wahrscheinlichkeit, sich jetzt mit dem Virus zu infizieren und in Quarantäne begeben zu müssen, ist extrem groß, auch für alle Prüflinge im Lehramt.
Für diese bedeutet eine Infektion zum jetzigen Zeitpunkt nicht an der Staatsexamensklausur teilnehmen zu können und damit auch ihr Studium nicht wie geplant zu beenden. Die nächste Möglichkeit, die unverschuldet versäumte Prüfung nachzuholen, besteht erst wieder im kommenden Prüfungszeitraum, also in einem halben Jahr. Dadurch verzögern sich der Beginn des Referendariats und somit auch der Berufseinstieg dringend benötigter Lehrkräfte in Sachsens Schulen.
Die sächsischen Lehramtsstudierendenvertretungen fordern daher, dass dringend ein Zweittermin noch in diesem Prüfungszeitraum für all jene geschaffen wird, die den ersten Termin nicht wahrnehmen konnten. Diese Forderung formulierten sie bereits letzte Woche in einem offenen Brief an den Staatsminister für Kultus, Christian Piwarz, der auf den Brief jedoch nicht reagierte. Der Brief ist der Presseerklärung beigefügt.
Eric Scholz, Referent für Lehramt des Student/-innenRates der Universität Leipzig meint: „Für viele angehende Lehrkräfte bedeutet die Verschiebung ihres Abschlusses um ein halbes Jahr einen massiven Einschnitt in ihre persönliche Lebensplanung. Vor allem finanzielle Aspekte stellen durch den verzögerten Berufseinstieg ein großes Problem dar. Ein weiteres Semester muss zunächst finanziert und Studiendarlehen beglichen werden.
Speziell für Studierende mit Kind oder jene, die Angehörige pflegen, dürfte dies zum Teil kaum zu bewältigen sein. Ohne einen Wiederholungstermin besteht außerdem die Gefahr, dass Studierende trotz bestehender Coronainfektion zu ihrer Staatsexamensklausur gehen, um ihr Studium wie geplant abschließen zu können. Dadurch könnten andere Studierende gefährdet werden.“
Elisa Rehle, Referentin für Lehramt der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS), fügt hinzu: „Wenn der Freistaat seinen zukünftigen Lehrer/-innen keine Nachschreibeklausur bietet, schadet er nicht nur diesen, sondern auch Sachsens Schüler/-innen und Schulen. Schließlich benötigen diese dringend neue Lehrkräfte. Es wäre absurd, wenn im nächsten Schuljahr noch mehr Unterricht ausfallen würde, nur weil zukünftige Referendar/-innen am Tag der Prüfung einen positiven Coronatest hatten und es keinen Wiederholungstermin gab. Die Forderung ist daher klar: Es braucht, genau wie im letzten Prüfungszeitraum, einen Nachholtermin für die Staatsexamensklausur.“
Die Landessstudierendenvertretung übt dabei auch generell Kritik am fehlenden Nachholtermin: „Allein aufgrund der Tatsache, dass sachsenweit an jedem Hochschulstandort mehrere hundert Studierende an der Prüfung teilnehmen, sollten grundsätzlich Nachprüfungstermine angeboten werden. Wenn es selbst die Hochschulen in den meisten Fällen schaffen, für ihre Prüfungen Nachschreibetermine anzubieten, dann sollte der Staat mit seinen Staatsprüfungen dem in Nichts nachstehen.
Wir brauchen uns nicht wundern, wenn der Berufseinstieg unserer künftigen Lehrkräfte immer weiter verschoben wird. Ein weiteres Beispiel dafür, wie notwendig studentische Beteiligung in solchen Prozessen ist.“, erläutert Uta Lemke, Sprecherin der KSS.
Überdies lehnt die KSS gemeinsam mit sehr vielen verantwortlichen Professor/-innen die Durchführung der Staatsprüfungen grundsätzlich ab: „Der didaktische Mehrwert ist stark zu bezweifeln und der Berufseinstieg wird somit ohne Gründe verzögert. Auf die von Studierenden, Lehrenden und Gewerkschaften initiierte Petition mit über 7.00 Unterschriften hat das Kultusministerium laut Studierendenvertretungen bis heute nicht angemessen reagiert.“, schließt die Referentin für Sachsens Lehramtsstudierende Elisa Rehle.
Keine Kommentare bisher