Die Siemens-Betriebsräte haben mit der Firmenleitung einen verbindlichen Rahmen für die Einführung der 35 Stunden-Woche im Osten ausgehandelt. Demnach sinkt die Arbeitszeit in Berlin-Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen schrittweise bis Oktober 2026 auf 35 Stunden die Woche. IG Metall-Bezirksleiterin Birgit Dietze würdigte die Vereinbarung als „weiteren Durchbruch im Ringen um gleiche Arbeitsbedingungen in ganz Deutschland“.
In drei Schritten sinkt die Arbeitszeit für die Siemens-Beschäftigten in Berlin-Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen von 38 auf 35 Stunden. Die erste Reduzierung greift bereits im Oktober 2022. Die nächsten Stufen kommen jeweils im Abstand von zwei Jahren. Von Oktober 2026 an wird bei Siemens in Ost und West gleich lang gearbeitet werden.
Zur Teilkompensation bringen die Belegschaften in jeder Stufe einmal das Transformationsgeld ein. Dies erfolgt jeweils im Jahr nach Absenkung der Arbeitszeit (also 2023, 2025 und 2027). Die Vereinbarung schafft einen verbindlichen Rahmen für die Absenkung der Arbeitszeit, der durch lokale Regelungen an den einzelnen Standorten ausgefüllt werden muss. Sie gilt für Siemens AG, Siemens Healthcare GmbH und Siemens Mobility GmbH. Ausgenommen sind derzeit noch die Beschäftigten in den Niederlassungen.
Birgit Dietze, Leiterin des IG Metall Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen: „Dies ist ein großer Erfolg für die IG Metall-Mitglieder bei Siemens und ihre Betriebsräte. Die 35 Stunden-Woche breitet sich in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie immer weiter aus und schreitet unaufhaltsam voran. Ich freue mich sehr, dass mit Siemens ein weiteres Schwergewicht hinzukommt. Meine Anerkennung gilt den IG Metall Mitgliedern und Betriebsräten für ihr großes Engagement.
Aber: Es ist auch ein guter Tag für die Tarifautonomie. Die Schaffung des Tariflichen Rahmens für unterschiedliche betriebliche Geschwindigkeiten war der richtige Weg. Zustande gekommen ist er mit zwei Tarifverhandlungsführern aus dem Hause Siemens, nämlich Professor Nils Kroemer als Präsident des Verbandes der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie und Stefan Moschko als Vorstandsvorsitzenden des Verbands der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg. Die Tarifauseinandersetzung war hart, im Ergebnis aber sehr konstruktiv – und dieses trägt, wie nun auch bei Siemens zu sehen ist. Ich freue mich sehr über den gemeinsamen Erfolg.“
Bettina Haller, Verhandlungsführerin und Vorsitzende des Konzernbetriebsrats der Siemens AG: „Mit dieser Vereinbarung schaffen wir einen verbindlichen Rahmen mit flexiblen Möglichkeiten für die örtliche Umsetzung. Damit wird endlich die jahrelange Ungerechtigkeit Schritt für Schritt abgebaut. Dabei geht es nicht nur um das Entgelt, mindestens ebenso wichtig ist die Wertschätzung.“
Hagen Reimer, Unternehmensbeauftragter der IG Metall: „Dieser Schritt Richtung Gerechtigkeit war längst überfällig. Die Arbeit der Siemens-Beschäftigten in Ostdeutschland steht der ihrer Kolleginnen und Kollegen im Westen in nichts nach – dafür erhalten sie in Zukunft die verdiente Gegenleistung.“
Mit der Rahmenvereinbarung für Siemens machen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Gebrauch von der Möglichkeit, welche die Tarifabschlüsse in der Metall- und Elektroindustrie in 2021 für Berlin-Brandenburg und Sachsen und 2022 auch für Thüringen schufen. Sie bilden die Grundlage, um auf Unternehmens- oder Betriebsebene die 35 Stunden-Woche und damit die Angleichung Ost/West zu vereinbaren.
Schon ohne Siemens hatte die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen für über zwei Drittel der in verbandsgebundenen Betrieben beschäftigten Mitglieder gemeinsam mit den Betriebsräten Stufenpläne zur Absenkung der Arbeitszeit von 38 bis auf 35 Stunden durchgesetzt. Klarheit in dieser Sache herrscht für die Beschäftigten zum Beispiel von VW, Porsche, BMW, ZF oder auch des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer.
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