Die erste regionale Tarifrunde für die rund 45.000 Beschäftigten der Chemie- und Pharmaindustrie im Landesbezirk Nordost ist am 14. März 2022 in Leuna nach lebhaften Diskussionen ergebnislos zu Ende gegangen.
IGBCE Landesbezirksleiter und Verhandlungsführer für den Landesbezirk Nordost und Bezirk Thüringen, Oliver Heinrich: „Sehenden Auges beobachten sie, wie Kolleginnen und Kollegen verzweifeln, die die Inflation mit voller Wucht trifft. Die Arbeitgeberseite ignoriert, dass unsere berechtigten Forderungen auch eine Investition in die Zukunft bedeuten, um den drohenden Fachkräftemangel in den neuen Bundesländern vorzubeugen.“
Die IGBCE wird von ihren Forderungen nach Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütung nicht abrücken. Die Verhandlungen sollen nun am 21.03. auf Bundesebene in Hannover weitergeführt werden. Die Forderung der Tarifrunde Chemie 2022 „Mehr Kaufkraft, mehr Wertschätzung, mehr Sicherheit“ im Einzelnen:
- Eine spürbare Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen.
- Erhöhung der Schichtzuschläge für die besonders belastenden Nachtschichten auf einheitlich 25 %.
- Die Weiterentwicklung des Tarifvertrages „Zukunft durch Ausbildung und Berufseinstieg“, um Zukunftschancen für junge Menschen zu sichern.
- Sicherheit und Schutz für unsere Mitglieder in der Transformation und tarifliche Leitplanken für gute mobile Arbeit.
- 12 Monate Laufzeit
Oliver Heinrich: „Die Kaufkraft der Beschäftigten in der Chemieindustrie muss auch in den neuen Bundesländern nachhaltig gesteigert werden. Wir werden nicht zusehen, wie uns Fachkräfte weglaufen. Wir stellen uns der Verantwortung und erwarten von der Arbeitgeberseite ein realistisches Angebot”.
Heinrich weiter: „Bei aller Betroffenheit zur aktuellen dramatischen Situation, die für uns alle eine große Herausforderung darstellt, muss der Blick auf die vergangenen, sehr guten Ergebnisse und der Blick in die Zukunft geschärft bleiben“.
Die unterschiedliche Betrachtungsweise der erfolgreichen Geschäftsergebnisse wurde seitens der Gewerkschafter während der Verhandlung als bemerkenswert empfunden. Frage: Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer?
Heinrich: „Leider schob die Arbeitgeberseite den schrecklichen Krieg in der Ukraine unverhältnismäßig dominant vor, um pauschal unsere gerechtfertigten Forderungen ignorieren zu können. Wir wissen doch durchaus, was Sache ist und sehen auch die Schwierigkeiten der Zukunft für die Wirtschaft und die Gesellschaft. Trotzdem muss es unter anderem für Inflation, Transformationsprozesse, Fachkräftemangel und Ausbildungszahlen bald einen Schlüssel geben, an dem wir jetzt schon drehen müssen.
Als Sozialpartner und im Interesse aller Beschäftigten in den neuen Bundesländern – wir lassen uns den mühsam aufgebauten Aufschwung Ost nicht nehmen. Trotz aller Rohöl-Debatten darf uns der Sprit für die Solidarität nicht ausgehen!“
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