Umwelt- und Landwirtschaftsminister Wolfram Günther hat während seiner viertägigen Brüssel-Reise am Donnerstag (24.3.) Gespräche mit EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius und dem Generaldirektor der EU-Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Wolfgang Burtscher geführt. Dabei ging es auch um die Frage der Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln.
Aus diesem Anlass sagte Günther: „Die Lebensmittelversorgung in Sachsen, in Deutschland und in der europäischen Union ist sicher. Wir decken unseren Bedarf an Getreide selbst und produzieren sogar über Bedarf. In großer Sorge bin ich um die Länder, die von Getreideexporten aus der Ukraine und Russland abhängen. Hier steht an erster Stelle humanitäre Soforthilfe, um die Lebensmittelversorgung zu sichern.“
Zur aktuellen Diskussion darüber, Ökologisierung und Extensivierung der Landwirtschaft unter Verweis auf den Krieg in der Ukraine infrage zu stellen, sagte Günther: „Manch Vorschlag hilft der Ukraine nicht, schadet aber Umwelt und Klima. Wenn wir unsere Böden übernutzen, wenn wir Klimakrise und Artensterben nicht stoppen, riskieren wir Ertragsausfälle und die Sicherheit unserer Lebensmittelversorgung.
Es ist schädlich und gefährlich, den Krieg in der Ukraine zum Vorwand zu nehmen, wichtige Trendwenden für Artenvielfalt, Umwelt und Klimaschutz zurückzudrehen. Wir dürfen die Krisen nicht gegeneinander ausspielen. Den Aufschub von zwei wichtigen Rechtsgrundlagen für den Naturschutz durch die EU-Kommission sehe ich sehr kritisch.
Den Anbau von Futtermitteln auf ökologischen Vorrangflächen für dieses Jahr zu ermöglichen, ist sinnvoll und klug. Das unterstützt die Betriebe wie schon in den zurückliegenden Dürrejahren bei der Versorgung ihrer Tiere mit regionalem Futter.
Die Diskussion um die Stilllegung von Agrarflächen ab 2023 muss dringend versachlicht werden. Es wird so getan, als könnte man auf den vier Prozent Fläche, die aus triftigen ökologischen Gründen aus der Nutzung genommen werden sollen, überall Qualitätsweizen anbauen. Das ist nicht der Fall. Rund die Hälfte der Flächen besteht aus Landschaftselementen wie Hecken, Gehölzen, Baumreihen, Gewässerrändern und so weiter. Und Landwirte legen ja nicht ihre fruchtbarsten Flächen still, sondern benachteiligte Böden.
Es hat auf die Welternährung keinen Einfluss, wenn wir in Sachsen oder Deutschland die Flächenstilllegung kippen. Sie ist ab 2023 rechtlich fest verankert. Diskutieren müssen wir auf Bundes- und europäischer über die Effizienz, mit der landwirtschaftliche Ressourcen verwendet werden, etwa über die Nutzung von Ackerflächen für Futter statt für Lebensmittel.
Wichtigste Aufgabe ist es jetzt, mit aller Entschlossenheit der Ukraine zu helfen und die Länder zu unterstützen, die abhängig von Getreideimporten sind.“
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