Die Linksfraktion fordert, pandemiebedingte Lernrückstände und Lernlücken schnellstens zu erfassen und Abhilfe zu schaffen (Drucksache 7/7118). Die bildungspolitische Sprecherin Luise Neuhaus-Wartenberg erklärt vor der heutigen Ausschusssitzung zu diesem Thema: „Die Pandemie stellt den Schulalltag seit 2020 auf den Kopf: Schule zu, Schule auf, Corona-Erkrankungen von Schülerinnen und Schülern, Quarantänezeiten, Präsenzunterricht, Hybridunterricht, Fernunterricht – mit gravierenden Unterschieden, was die Möglichkeiten der Familien, das Engagement der Lehrkräfte sowie den Lernerfolg anbelangt.“
„In Sachsen fiel der Präsenzunterricht fast ein halbes Jahr lang grundsätzlich und in jeder Welle mindestens sporadisch mal hier und mal da aus. Von Normalbetrieb reden wir seit Beginn der Pandemie gar nicht. Das hat Folgen für die soziale und psychische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, aber auch für ihren Lernstand. Allerdings gibt es nach unserer Kenntnis in Sachsen bisher keine verlässlichen Daten oder gar wissenschaftliche Erhebungen dazu. Diese sind unverzichtbar, wenn wir entscheidende Schritte in Richtung Chancengerechtigkeit gehen wollen.
Das Kultusministerium sollte schnellstens und spätestens bis zum Ende des Schuljahres eine solche Erhebung vorlegen. Der Leistungsstand und die bisher nur vermuteten Lernrückstände müssen hinsichtlich Alterskohorten, Klassenstufen, Geschlecht, Fachspezifik, sozialer Herkunft und Zuwanderungshintergrund ermittelt werden. Welche Brüche sind entstanden? Welche Folgen haben Abbrüche in Lernverläufen, extremer Medienkonsum, Bewegungsmangel, problematische Ernährung, Verlust von Selbstvertrauen und zunehmende Isolation?
Unsere Schülerinnen und Schüler werden gemeinsam mit den Lehrkräften im nächsten Schuljahr weiter vor der riesigen Herausforderung stehen: Sie sollen einerseits möglichst zur wie auch immer aussehenden schulischen Normalität zurückkehren und zum anderen wieder ins schulische Umfeld hineinfinden. Die Schülerinnen und Schüler sollen also einerseits so gut wie möglich individuell gefördert werden, andererseits aber insbesondere auch lernen, gut zusammenzuarbeiten – und das in einer Welt, in der es nicht mehr nur um Wissen geht, das in Zeiten des Internets schneller verfügbar ist als zuvor, sondern in der es darum geht, mit verfügbarem Wissen kreativ Probleme zu lösen.
Das Corona-Aufholprogramm des Bundes und der Länder allein wird es nicht richten. Die Staatsregierung muss die Schulen mittels einer Erhebung und anhand diesbezüglicher Erfahrungen europäischer Nachbarländer wie Niederlande, Belgien und Schweiz bei gezielten Maßnahmen unterstützen.“
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