Die Umweltministerin und -minister der mitteldeutschen Länder sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Naturschutzorganisationen und -behörden haben sich gestern über die Umsetzung der internationalen Biodiversitätsziele auf Länderebene ausgetauscht. Das virtuelle Treffen fand auf Initiative des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) in Leipzig statt und ist Teil eines langfristigen Dialogs.

Der Schutz und die Erhaltung der Artenvielfalt ist eine der drängendsten Aufgaben unserer Zeit. Die Vertragsstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) erarbeiten daher trotz Pandemieeinschränkungen mit Hochdruck ein neues Rahmenwerk zum Schutz der Biodiversität. Noch in diesem Jahr sollen sie in der chinesischen Stadt Kunming verabschiedet werden.

Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) unterstützt den Dialog zur Umsetzung der Biodiversitätsziele durch ein jährlich stattfindendes Fachforum mit Vorträgen und Diskussionsrunden das gestern erneut stattfand. Daran nahmen teil: Die Umweltministerin und die Umweltminister der mitteldeutschen Länder, Anja Siegesmund, Prof. Armin Willingmann und Wolfram Günther, der Leiter des Aufbaustabes des Nationalen Monitoringzentrums zur Biodiversität in Leipzig, Dr. Andreas Krüß, Akteure aus Naturschutzwissenschaft und Praxis sowie iDiv-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Dabei standen Themen wie Flächenplanungen, Pestizidreduktion, schädlingsresistente Pflanzensorten, Berichtswesen oder die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure auf dem Programm. Ebenso wurde die Arbeit des jüngst in Leipzig eröffneten Nationalen Monitoringzentrums zur Biodiversität des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) vorgestellt.

Prof. Dr. Armin Willingmann: „Mit dem iDiv haben wir einen länderübergreifenden Forschungs-Leuchtturm geschaffen, der wichtige Impulse für den Schutz der zunehmend bedrohten Artenvielfalt auf der Erde geben kann und zugleich Nachwuchsforscher in Halle, Jena und Leipzig ausbildet.“

Wolfram Günther: „Am Beispiel des Leipziger Auwalds zeigt sich, wie wichtig Kooperation von Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Verwaltung auf regionaler und lokaler Ebene ist. Wir haben hier einen bedeutenden Hotspot biologischer Vielfalt, den wir gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren erhalten und entwickeln wollen. Mit dem iDiv arbeiten wir dabei sehr eng und gut zusammen.“

Anja Siegesmund: „Thüringen ist reich an Naturschätzen, doch Artensterben und Klimakrise wirken sich auch hier mit voller Wucht aus. Um diesen Trend umzukehren, baut Div mit seiner fundierten Ursachenforschung und seinen Handlungsempfehlungen Brücken für Entscheidungen in der Landespolitik. So konnte beispielsweise zuletzt ein gemeinsames Projekt zur Verankerung des Feldvogelschutz im Thüringer Kulturlandschaftsprogramm entstehen. Zudem freuen wir uns auf den wissenschaftlichen Austausch und die Unterstützung zur Erstellung der Thüringer Biodiversitätsstrategie.“

Aletta Bonn, Professorin für Ökosystemleistungen am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), der Universität Jena und iDiv hebt hervor: „Ambitionierte globale Biodiversitätsziele sind enorm wichtig und müssen nun auf nationaler und regionaler Ebene umgesetzt werden. Mit unserer Forschung im iDiv-Konsortium wollen wir evidenzbasierte Ansätze und Lösungen aufzeigen und so Ministerien und Landesämter bei der Übertragung der Ziele in die eigenen Biodiversitätsstrategien unterstützen.“ Bonn ist Vorsitzende des iDiv-Science-Policy-Commitees und welches die Veranstaltung organisiert hat.

Als international anerkanntes und in Mitteldeutschland beheimatetes Forschungszentrum kooperiert iDiv seit Jahren erfolgreich mit Naturschutzfachleuten der Region. So sind iDiv-Expertinnen und -Experten u. a. als wissenschaftliche Beiräte der Nationalparke in Sachsen-Anhalt und Thüringen aktiv und erstellen gemeinsam mit den Landesämtern deutschlandweite Trendanalysen zur Biodiversität. Darüber hinaus beraten sie das Modellprojekt „Kollektiver Naturschutz in der Landwirtschaft“ in Sachsen-Anhalt, die Revitalisierung des Leipziger Auwalds in Sachsen und die Ausarbeitung der Ökoregelungen in der Landwirtschaft in Thüringen.

Das DFG-Forschungszentrum iDiv wurde 2012 gegründet. Hier erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den weltweiten Wandel der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt und entwickeln Antworten darauf. In knapp zehn Jahren hat sich iDiv zu einem der weltweit anerkanntesten Orte der Biodiversitätswissenschaft entwickelt. Über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 30 Nationen arbeiten für das DFG-Forschungszentrum.

Zusätzlich forschen über 100 Mitgliedergruppen des wissenschaftlichen Konsortiums an verschiedenen Standorten in Halle, Jena und Leipzig. Getragen wird iDiv von der Universität Leipzig, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und mehreren Leibniz- und Max-Planck-Instituten als Kooperationspartnern.

Programm der Veranstaltung:

https://www.idiv.de/fileadmin/content/Files_Science-Policy/iDiv_Forum_Biodiversitaet2022_Programm_v3.pdf

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