Ella Hanewald, Landessprecherin der Grรผnen Jugend Sachsen, ordnet ein: โ€žWir verurteilen den Angriff auf eine Moschee im Leipziger Osten schรคrfstens. Antifaschistische Aktionen, wie z.B. Demonstrationen, sind und bleiben notwendig, dรผrfen aber niemals auf dem Rรผcken von Leuten ausgefรผhrt werden, die bereits marginalisiert sind. Systemkritik wird nicht erreicht, indem muslimische Rรผckzugsorte angegriffen und die lokale Bevรถlkerung verรคngstigt und im schlimmsten Fall retraumatisiert wird.โ€œ

โ€žKritik an der Erdogan-nahen DITIB Moschee ist berechtigt, darf aber nicht in Gewalt und Zerstรถrung enden. Der Leipziger Osten ist ein mehrheitlich migrantisch geprรคgtes Viertel, wo viele verschiedene Muslim*innen mit den unterschiedlichsten Hintergrรผnden leben. Deswegen ist es falsch, hier zu verallgemeinern und einen Rรผckzugsort zu beschรคdigen, der von vielen, unterschiedlichen Glรคubigen besucht wird, die z.T. weder mit DITIB noch den faschistischen Grauen Wรถlfen sympathisieren und auch keinen Einblick in tรผrkische Politik haben. Die grobe Gewaltanwendung ist kontraproduktiv, wenn es um Akzeptanz und Verstรคndigung innerhalb Leipzigs, Sachsens und ganz Deutschlands geht.โ€œ

Charlotte Henke, Landessprecherin der Grรผnen Jugend, ergรคnzt: โ€žDie sinnlose Beschรคdigung eines Gotteshauses, im Kontext einer linksautonomen Demonstration, ist ein Weckruf. Wir mรผssen es als Linke schaffen, eine legitime Religionskritik zu รคuรŸern, gerade auch in Solidaritรคt mit jenen, die von Islamismus bedroht sind. Dies darf aber nicht mit plumpen Gleichsetzungen einhergehen. Das stellvertretende Fรผhren eines Kampfes durch nicht betroffene, meist weiรŸe Akteure ist zudem als bevormundend abzulehnen.

Solche Konflikte mรผssen immer Seite an Seite mit der Community gefรผhrt werden und nicht in einem Alleingang, der die eigene Analyse arrogant รผber die Bedรผrfnisse und Einsichten der Betroffenen stellt. Eine Gleichsetzung des gesamten Islams mit Unterdrรผckungsideologien wie Rassismus oder Antisemitismus lehnen wir als unรผberlegte Verallgemeinerung ab. Mit besagter โ€žIslamkritikโ€œ werden oft stumpfe rassistische Vorurteile bedient und ein sinnvoller Diskurs mit der lokalen, muslimischen Gemeinde verhindert.

Wir schauen enttรคuscht auf diese spaltende Straftat und wรผnschen uns stattdessen eine respektvolle, solidarische und antirassistische Zusammenarbeit der mehrheitlich weiรŸen linken Akteure der Stadt und der migrantischen bzw. muslimischen Community. Es ist erneut zu betonen, dass Antifaschismus Bรผndnissache ist und die Bekรคmpfung von faschistischen Tendenzen innerhalb Sachsens und global nur gemeinsam gelingen kann!โ€œ

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Nachgefragt: Was haben denn die Grรผnen in Sachsen (und auch die Linken) bisher an โ€œlegitimer Religionskritikโ€ konkret geรคuรŸert bzw. entsprechend gehandelt? Und wo haben sie โ€“ abseits von Sonntagsreden โ€“ โ€œSolidaritรคt mit jenen, die von Islamismus bedroht sindโ€ gezeigt?

Gewiss, Gewalt ist Mist und keine Lรถsung, aber mir scheint, dass das permanente Verschweigen von Problemen, die es in und mit der migrantischen Community gibt, keine Lรถsung, sondern Teil des Problems ist. Insofern haben meiner Ansicht nach Linke und Grรผne das mit zu verantworten. Es sei denn, sie haben sich des Problems offensiv und explizit angenommen, aber das sehe ich nicht. Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Also?

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