Im Sächsischen Landtag wurde heute der Koalitionsantrag „Regionale und hofnahe Schlachtung in Sachsen stärken“ (Drs 7/7819) einstimmig beschlossen. Die Ziele des Antrages sind weniger Tierleid, hohe Qualität, gerechte Preise und mehr Unabhängigkeit vom Weltmarkt. Dies soll mit dezentralen Schlachtstätten innerhalb Sachsens, der Integration mobiler Schlachteinrichtungen sowie mehr regionaler Verarbeitung und Vermarktung erreicht werden.
Dazu erklärt Volkmar Zschocke, agrarpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag: „Das derzeitige System weniger zentraler Schlachtfabriken hat keine Zukunft. Es basiert auf der Ausbeutung von Tier und Mensch, zerstört das Ernährungshandwerk und ist hoch krisenanfällig. Die Schließung regionaler Schlachthöfe führt zu immer längeren Transportwegen. Für die Tiere sind das zusätzliche Stunden Angst und Stress. Mit dem Antrag wollen wir einen Beitrag zur Wiederbelebung einer dezentralen, qualitätsorientierten und handwerklichen Fleischverarbeitung in Sachsen leisten. Dazu brauchen wir wieder stabile und vielfältige Schlachtstrukturen vor Ort.“
„Wir Bündnisgrüne wollen neue Konzepte, Vorhaben und Investitionen fördern, um Lücken in der gesamten Wertschöpfungskette Fleisch im Freistaat zu schließen. Die Verkürzung von Transporten ist zudem ein wirksamer Beitrag zur Verkehrsvermeidung – die Stärkung regionaler Strukturen für Verarbeitung und Absatz ist aktiver Klimaschutz.“
„Immer mehr Menschen wollen gerade beim Fleisch genau wissen, was auf ihren Teller kommt und sind dann auch bereit, für gute Qualität mehr zu bezahlen. Die Nachfrage nach regionalen Qualitätsprodukten wächst. Die Verbraucherinnen und Verbraucher nehmen so Einfluss auf die Stärkung der Region, auf mehr Tierwohl und die Verbesserung der Ökobilanz von Fleisch- und Wurstwaren. Der entscheidende Vorteil einer großen Nähe zum Produzenten ist die hohe Transparenz der Produktion.“
Außerdem betont Zschocke: „Hofnahe Schlachtmethoden bieten zudem die Möglichkeit, viel individueller auf die Tiere einzugehen. Zudem sind keine Lebendtiertransporte notwendig. Die Tötung ist stressfreier und erfolgt in vertrauter Umgebung. Mit der gemeinsamen Nutzung einer teilmobilen Schlachtanlage könnten mehrere Betriebe davon profitieren.“
„Wir wollen uns gemeinsam mit lokalen Betrieben, der Wissenschaft und dem Landesbauernverband auf diesen Weg begeben, um Tierhaltung und Verarbeitung nachhaltig zukunftsfähig zu machen sowie regionale Erzeugungsstrukturen zu stärken.“
Weitere Informationen:
Bei der „teilmobilen Schlachtung“ werden die Rinder oder Schweine zur Schlachtung direkt aus dem Stall oder von der Weide in einen Fangstand gebracht, dort unter kontrollierten Bedingungen betäubt und unmittelbar danach in einem mobilen Schlachtraum hygienisch entblutet. Die weitere Verarbeitung findet dann in einem stationären Schlachthof statt.
Im Rahmen der Mehrwertinitiative des Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) wird die vom Sächsischen Landesbauernverband eingereichte Machbarkeitsstudie für den Aufbau einer Dienstleistungsschlachtstätte mit Integration teilmobiler Anlagen für hofnahe Schlachtung gefördert sowie das Forschungsprojekt der Universität Leipzig, in dem modellhaft der Ablauf einer mobilen Schlachtung abgebildet werden soll.
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