Der zweibeinige Dinosaurier Issi saaneq lebte vor etwa 214 Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Grönlands. Er war ein mittelgroßer, langhalsiger Pflanzenfresser und gehörte zu den Vorläufern der Sauropoden, den größten Landtieren aller Zeiten. Herausgefunden hat das ein internationales Forscherteam aus Portugal, Dänemark und Deutschland, an dem auch die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) beteiligt war.
Der Name des neuen Dinosauriers ist eine Hommage an die grönländische Inuit-Sprache und bedeutet übersetzt „Kalter Knochen“. Über die Entdeckung berichtet das Team im Fachmagazin „Diversity“.
Die ersten Überreste des Dinosauriers – zwei gut erhaltene Schädel – wurden bereits 1994 bei einer Grabung in Ostgrönland von Paläontologen der Harvard University geborgen. Eines dieser Exemplare wurde ursprünglich dem Plateosaurus zugeordnet, einem bekannten Langhalssaurier aus der Trias, der in Deutschland, Frankreich und der Schweiz gefunden wurde. Nur wenige Funde aus Ostgrönland sind bereits präpariert und gründlich beschrieben. „Es ist aufregend, einen nahen Verwandten des seit Langem bekannten Plateosaurus zu entdecken, von dem hier in Deutschland bisher mehr als hundert Individuen gefunden wurden“, sagt Co-Autor Dr. Oliver Wings von der MLU.
Das Team untersuchte die Knochen mit einem Mikro-CT-Scan, was die Visualisierung der inneren Strukturen und der noch von Sediment bedeckten Knochen in Form von digitalen 3D-Modellen ermöglichte. „Die beiden Schädel sind in vielen Aspekten ihrer Anatomie einzigartig, zum Beispiel in den Knochenproportionen und -formen. Diese Exemplare gehören mit Sicherheit zu einer neuen Art“, sagt Erst-Autor Victor Beccari, der die Analysen an der Neuen Universität Lissabon durchführte.
Der pflanzenfressende Dinosaurier Issi saaneq lebte während der späten Trias vor etwa 214 Millionen Jahren. Zu dieser Zeit brach der Superkontinent Pangäa auseinander und die Bildung des Atlantischen Ozeans begann. „Damals durchlief die Erde Klimaveränderungen, die es den ersten pflanzenfressenden Dinosauriern ermöglichten, Europa und Gegenden darüber hinaus zu erreichen“, erklärt Prof. Dr. Lars Clemmensen von der Universität Kopenhagen.
Die beiden Schädel der neuen Art gehören zu einem Jungtier und einem etwas älteren Exemplar. Die Unterschiede im Knochenbau sind, abgesehen von der Größe, gering und betreffen nur die Proportionen. Der neue grönländische Dinosaurier unterscheidet sich einerseits von allen anderen bisher beschriebenen Sauropodomorphen, weist aber andererseits auch Ähnlichkeiten mit brasilianischen Dinosauriern wie Macrocollum und Unaysaurus auf, die fast 15 Millionen Jahre älter sind. Zusammen mit dem deutschen Plateosaurus bilden sie die Gruppe der Plateosauriden: zweibeinige und relativ grazile Tiere, die Längen von drei bis zehn Metern erreichten.
Die neuen Ergebnisse sind der erste Nachweis einer eigenen grönländischen Dinosaurierart, die nicht nur die bekannte Vielfalt der Dinosaurier während der späten Trias (vor 235-201 Millionen Jahren) erweitert, sondern es auch ermöglicht, die Evolutionswege und den zeitlichen Ablauf der ikonischen Gruppe der Sauropoden, die fast 150 Millionen Jahre lang die Erde bevölkerten, besser nachzuvollziehen.
Nach dem Ende der wissenschaftlichen Arbeiten werden die Funde in das Museum für Naturgeschichte in Dänemark überführt.
Studie: Beccari V. et al. Issi saaneq gen. et sp. nov.-A New Sauropodomorph Dinosaur from the Late Triassic (Norian) of Jameson Land, Central East Greenland. Diversity (2021). doi: 10.3390/d13110561
Keine Kommentare bisher