In Thüringen ist im August 2021 ein „Drug-Checking“- Modellprojekt gestartet. Im Rahmen des von der Suchthilfe Thüringen mit Unterstützung der Landesregierung erprobten Projektes werden die Substanz-User/-innen selbst zu Laborassistenten und spalten die Substanzen auf, woraufhin die Bestandteile von Fachleuten untersucht werden.
Das Modellprojekt hat bereits messbare positive Effekte, indem überhöhte Dosierungen festgestellt und Konsument:innen für die Gefahren von Verunreinigungen sensibilisiert werden konnten. Drug-Checking ist ein etabliertes Modell der Schadensminimierung und wird in einigen europäischen Ländern bereits praktiziert.
Sachsens Linksfraktion fordert ein Modellprojekt auch für Sachsen auf den Weg zu bringen. Dazu hat die Abgeordnete und drogenpolitische Sprecherin Juliane Nagel Anfragen an die Landesregierung gestellt (Drucksache 7/ 7488 und Drucksache 7/ 8028). Sie verweist darin auch auf die breite Zustimmung, die Drug-Checking in der Fachwelt findet.
Sie erklärt dazu:
„Auch in Sachsen werden illegalisierte Drogen konsumiert, daran können Verbote nichts ändern. Der Bericht der Sächsischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren e. V. weist für Sachsen ein weiter hohes Niveau des Missbrauchs illegalisierter Drogen, v.a. Crystal, aus. Durch die Illegalisierung ist eine Kontrolle der Substanzen nicht möglich. Konsument:innen bringen sich unweigerlich in Lebensgefahr. Immer wieder warnten Fachstellen wie die Drugscouts aus Leipzig vor verunreinigten Stoffen, z.B.Cannabis mit synthetischen Cannabinoiden oder extrem hochdosierten Extasy.
Drug-Checking kann durch die chemische Analyse der Zusammensetzung von Substanzen Leben retten, indem vor gesundheitsschädlichen Zusammensetzungen gewarnt wird. Drug-Checking kann zudem den Kontakt zu Konsument:innen herstellen, die durch klassische Beratungsangebote nicht erreicht werden und diese für Beratung oder sogar Therapieangebote aufschließen.
Sachsen soll sich ein Beispiel an Thüringen nehmen und ein mutiges Modell-Projekt anstoßen. Dass der Bund die gesetzlichen Grundlagen dafür schafft, ist mehr als fraglich. Im Jahr 2020 sind in Sachsen 24 Menschen an den Folgen des Drogenkonsums gestorben, viele erkrankten. Es braucht pragmatische Lösungen, vor allem von der Sozial- und der Justizministerin erwarte ich hier mehr Mut!“
Hintergrund:
In Thüringen wird mit einem Modell Druck-Checking erprobt und damit auch die Untersagung von bisherigen Modellprojekten umgangen. Frühere Drug-Checking-Initiativen wie Eve & Rave Berlin mussten sich mit juristischen Verfahren wegen des „unbefugten Umgangs mit Betäubungsmitteln“ herumschlagen.
Die überwiegende Mehrheit von Expert:innen, u.a. des Deutschen Städtetags, der Deutschen Aids-Hilfe, der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, des Fachverbands Drogen- und Rauschmittel, der Caritas Suchthilfe oder der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin bejahen Drug-Checking-Versuche, um deren Wirkweise auch evaluieren zu können (vgl. http://webarchiv.bundestag.de/archive/2013/1212/bundestag/ausschuesse17/a14/anhoerungen/Archiv/k_Drugchecking/index.html)
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