Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ hat beschlossen, während die Überlastungsstufe in Sachsen überschritten ist, nicht mehr zu Versammlungen und gemeinsamen Anreisen aufzurufen. Dies tun wir aus Solidarität mit den Menschen, die von einer Infektion schwer getroffen werden würden, mit dem Pflegepersonal in den Kliniken und allen Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.
Die Situation in Sachsen ist dramatisch, auch weil die Impfquote viel zu gering ist und der Anteil derer, die seit Monaten alles ignorieren, viel zu groß ist. Ihnen haben wir es zu verdanken, dass jetzt ein weitgehender Lockdown verhängt werden musste, der nun auch regelkonform agierende Menschen trifft.
An dieser Stelle setzt auch unsere Kritik an: Wie kann es sein, dass Polizei und Ordnungsbehörden gegen immer wieder in Sachsen stattfindende sogenannte (!) Corona-Proteste die geltenden Regeln nicht durchsetzen? Wie kann es sein, dass „Spaziergänge“ stattfinden, wenn nur ortsfeste Versammlungen erlaubt sind? Warum schaffen die Ordnungsbehörden es nicht zu unterbinden, dass diese Superspreader-Events regelmäßig stattfinden?
Wir glauben nicht daran, dass dies nicht möglich ist, denn wir erleben regelmäßig, dass gerade in Sachsen bei, als links bezeichneten, Demonstrationen und in deren Umfeld sehr rabiat und unverhältnismäßig penibel vorgegangen wird. Es ist also offenbar nicht gewollt, die Situation in den Griff zu bekommen.
Kritik üben wir auch an der Corona-Notfallverordnung im Punkt Einschränkung der Versammlungsfreiheit. Die vollkommen willkürlich anmutende Festlegung auf maximal zehn Teilnehmende an einer Versammlung, verhöhnt das Grundrecht und all diejenigen, die es ernst nehmen. Wenn diese Verordnung ein Versuch sein sollte, die obig erwähnten Ansammlungen in den Griff zu bekommen, dann zeugt dies von sagenhafter Realitätsverweigerung bei den politisch Verantwortlichen.
Coronaproteste werden auch künftig ohne formale Anzeige und nicht-stationär mit hunderten Teilnehmenden durchgeführt werden. Eine weitere Verordnung zum Schutz vor Corona in Sachsen, die insbesondere im ländlichen Raum erneut von kaum jemandem befolgt und auch niemandem kontrolliert wird, wird dem drängenden Problem der Intensivstationen am Limit nicht gerecht!
Es gab in der Vergangenheit schon wesentlich sinnvollere Lösungen. Diese bezogen sich auf die Größe der Versammlungsfläche und die einzuhaltenden Abstände. Mit entsprechender Maskenpflicht waren dann Versammlungen Corona-regelkonform durchführbar. Wir zweifeln die Verfassungsfestigkeit der willkürlichen Festlegung auf zehn Personen an und prüfen den Klageweg. Dies tun wir, weil uns Grundrechte wichtig sind. Gleichzeitig ist uns solidarisches Verhalten wichtig, zu dem wir alle Menschen aufrufen wollen – lasst euch impfen und schränkt eure Kontakte ein!
Auch wenn wir als Netzwerk beschlossen haben, vorerst keine Versammlungen und Anreisen durchzuführen, so werden wir selbstverständlich auch weiter solidarisch mit allen Gruppen und Initiativen sein, die für sich ein anderes Vorgehen wählen. Wir werden außerdem weiterhin mit Abstand das rechte Treiben verfolgen, kommentieren und auf anderen Wegen als auf der Straße bekämpfen. Wir freuen uns jetzt schon auf die nächste Versammlung, die wir dann wieder organisieren können und mithin auf euch alle!
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