Die vielfältige Wegenutzung im Wald benötigt Kompromisse zwischen allen Nutzenden. Darüber waren sich die Teilnehmenden des heutigen (7. Oktober 2021) gemeinsamen Erfahrungsaustausches von Sachsenforst und dem Landestourismusverband Sachsen e.V. (LTV SACHSEN) in der Heidestadt Dahlen einig.
Die Wälder in Sachsen sind Orte der Erholung. Um aber überhaupt in den Wald zu gelangen, werden in der Regel Waldwege benötigt. Mit der Unterhaltung dieser Wege schaffen Waldbesitzende die wichtigste Voraussetzung, damit sich Menschen im Wald erholen können. Gleichzeitig sind Waldwege auch Arbeitsort von Förstern, Waldarbeitern, forstlichen Dienstleistungsunternehmen und der Holzabfuhr. Auf den Waldwegen begegnen sich Waldbesuchende und Waldbewirtschaftende – dabei sind Meinungsverschiedenheiten nicht ausgeschlossen.
„Gut gepflegte Waldwege sind für uns notwendig, um die Wälder integrativ und naturgemäß zu bewirtschaften“, erläutert Mike Eller, stellvertretender Geschäftsführer von Sachsenforst. „Nicht nur in der aktuellen Situation mit massiven Waldschäden kommt den Waldwegen eine Schlüsselrolle zu“, so Eller weiter. „Durch eine schnelle Abfuhr von Baumstämmen, die von Borkenkäfern befallen sind, können die verbleibenden Wälder geschützt werden. Aber auch alle Waldpflegemaßnahmen, der notwendige Waldumbau und der Transport des regional produzierten, ökologisch wertvollen Rohstoffes Holz ist ohne Wege nicht möglich.“
Dass dabei Schäden entstehen können, ist nachvollziehbar. Eller betont aber: „Grundsätzlich ist es unser Anspruch, Schäden an Waldwegen durch Befahrung mit Forstmaschinen und Lastwagen zur Holzabfuhr zu vermeiden. Sollten diese aber auftreten, werden die Wege nach Abschluss der Waldarbeiten und bei geeigneter Witterung wieder instandgesetzt.“ Waldwege dienen schließlich auch der Erholung und dem Zugang für Rettungsfahrzeuge. „Unser Anspruch ist es, Erholungssuchenden intakte Waldwege für naturangepasste Freizeitaktivitäten im Landeswald zu bieten“, so Eller.
Vielfältige Anforderungen an Waldwege
Die vielen Erholungssuchenden haben ganz unterschiedliche Ansprüche an die Waldwege: „Rund 40 Prozent der Sachsen gehen mindestens einmal in der Woche in den Wald − zum Spazieren, Wandern, Radfahren, Mountainbiken oder einfach nur zum Entspannen. Immer mehr Menschen sind aktiv in den sächsischen Wäldern unterwegs und haben einen hohen Anspruch an die Qualität der Wege“, stellt Manfred Böhme, Direktor des LTV SACHSEN, fest.
„Wanderer zum Beispiel wünschen sich abwechslungs- und aussichtsreiche Wege in natürlicher Umgebung. Dabei erwarten sie ein ausgebautes, intaktes Wegenetz mit zuverlässiger Markierung sowie eine attraktive Infrastruktur wie z.B. Bänke oder Schutzhütten entlang des Weges. Daher bin ich unheimlich stolz und dankbar für die großartige Arbeit der zahlreichen Wegewarte. Sie sind überwiegend im Ehrenamt unterwegs für ein attraktives Wanderwegenetz. Ein enger Austausch zwischen Sachsenforst und Touristikern ist entscheidend. Mit der gemeinsamen Informationsveranstaltung wollen wir für die Arbeit des anderen sensibilisieren und gemeinsam gegen Nutzungskonflikte angehen“, so der Verbandsdirektor.
Umfangreiches Waldwege-Netz in Sachsen
Dabei ist das Waldwege-Netz in Sachsen erstaunlich umfangreich. Alleine den Landeswald des Freistaates Sachsen (rund 39 % der Gesamtwaldfläche) durchziehen über 13.000 Kilometer Wege. Das entspricht in etwa der Länge aller Landes-, Bundes- und Kreisstraßen inkl. der Autobahnen im Freistaat.
Die Waldwege im Landeswald dienen in der Regel mehreren Funktionen: Für die Holzabfuhr und Rettungsdienste sind rund 3.300 km geeignet, ausgewiesene Wanderwege und für Radfahrer geeignete Wege belaufen sich jeweils auf ca. 3.600 km. Reitwege verlaufen auf gut 1.300 km durch den Landeswald, Skilanglaufstrecken auf 500 km.
Weiterhin werden rund 1.000 Brücken und Stützmauern von Sachsenforst unterhalten. Die Waldwege müssen mehrmals jährlich gepflegt und bei größeren Schäden grundhaft instandgesetzt werden. Für die Pflege und Instandsetzung dieser Wege im Landeswald investiert der Freistaat jährlich zwi-schen sechs und acht Millionen Euro.
Die Waldwege im Landeswald werden mit natürlichen Gesteinsmaterialen ohne Bindemittel aus regionaler Herkunft gebaut und erhalten. Besondere Aspekte in Schutz- und Erholungsgebieten oder sensiblen Waldbereichen werden dabei berücksichtigt. Während laufender forstlicher Maßnahmen müssen Wald-wege temporär gesperrt werden, da für Waldbesuchende in diesen Bereichen Lebensgefahr besteht.
Hintergrund
Um den bestmöglichen Ausgleich zwischen Forstwirtschaft und Tourismus zu erreichen, arbeiten Sachsenforst und der Landestourismusverband Sachsen (LTV) eng zusammen. 2018 wurde dazu eine Kooperationsvereinbarung über die gemeinsame Information und Kommunikation zur touristischen Erholungsnutzung im sächsischen Landeswald abgeschlossen, die 2021 erneuert wurde. Darin ist auch ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch vorgesehen, wie er heute in der Heidestadt Dahlen erfolgt ist.
Sachsenforst ist mit einer Fläche von rund 205.000 Hektar Staatswald der größte Flächenbewirtschafter im Freistaat Sachsen. Sachsenforst fördert die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen der landeseigenen Wälder im Rahmen einer integrativen, naturgemäßen Bewirtschaftung. Waldbesitzende in Sachsen können sich durch die Revierleitenden von Sachsenforst zu allen Fragen einer naturgemäßen Waldbewirtschaftung kostenlos beraten lassen.
Als Dachverband repräsentiert der LTV SACHSEN rund 4.500 direkte und indirekte Mitglieder aus dem gesamten Dienstleistungssektor. Die breit gefächerte Mitgliederpalette unterstützt dabei seine Aufgabe, die Interessen des mittelständisch geprägten Tourismus in Sachsen zu vertreten. Die Branche erwirtschaftet in Sachsen einen Jahresumsatz von 8,1 Mrd. Euro Jahresumsatz, der 194.000 Menschen Beschäftigung sichert.
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