Wie sollte eine Wohnung gestaltet sein, die alten und gesundheitlich eingeschränkten Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Wohnen ermöglichen kann? Mit rund 128.000 Euro hat das Sächsische Wissenschaftsministerium (SMWK) ein Projekt der Arbeitsgruppe Künstliche Intelligenz an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden gefördert, bei dem eine Wohnung mit besonderer IT-Struktur, Sensoren, spezieller Beleuchtung, barrierefreier Einrichtung und passend ausgesuchten Gegenständen zum täglichen Gebrauch ausgestattet wurde.
Das Besondere daran: Mit dem Träger der Wohnanlage Bühlau in Dresden, der städtischen Cultus gGmbH, als Partner konnte das 37 Quadratmeter große sogenannte LivingLab in die Wohnanlage integriert werden und wird von Bewohnerinnen und Bewohnern „probegewohnt“.
Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow: „Ein selbstbestimmtes Leben bedeutet für betagte oder gesundheitlich eingeschränkte Personen den Erhalt von Eigenständigkeit, Lebensqualität und Würde. Eine Anpassung der Wohnumgebung an die Bedürfnisse und Fähigkeiten dieser Menschen ist eine unverzichtbare Aufgabe für unsere Gesellschaft. Die Wissenschaft kann zwar notwendige menschliche Kontakte nicht ersetzen, aber mit der Entwicklung und dem Einsatz moderner Technik dazu beitragen, das Leben unkomplizierter und müheloser zu gestalten.“
HTW-Projektleiter Professor Hans-Joachim Böhme: „Neuste technologische Entwicklungen bieten zunehmend die Möglichkeit, das selbstbestimmte Verbleiben älterer Menschen in ihren eigenen vier Wänden so lange wie möglich zu unterstützen. Dafür ist es wichtig, dass solche Living Labs einerseits als Demonstratoren dienen, darüber hinaus aber auch für die eigentliche Zielgruppe erfahrbar gemacht werden, damit die potentiellen Unterstützungsoptionen eine breite Wirksamkeit entfalten können.“
Die kleine Zwei-Zimmer-Wohnung , das LivingLab, ist weitgehend barrierefrei und die Wohnungstür ist vom Außengelände aus direkt mit einem Aufzug zu erreichen. Unter den Fußböden versteckt befindet sich ein System aus Sensoren, die kontinuierlich die Position und Bewegung aller Personen in der Wohnung bestimmen. Aus den dadurch gewonnenen Daten sollen Laufwege, Aufenthaltshäufigkeiten und auch Sturzstellen ermittelt werden.
Zu der Ausstattung mit barrierearmen Möbeln gehören etwa ein Kleiderschrank mit Kleiderlift, ein Aufstehbett mit aufwendiger Sensorik, motorisiert absenkbare Hängeschränke in der Küche, eine höhenverstellbare Arbeitsfläche sowie ein besonders standstabiler Tisch mit vier entsprechenden Stühlen, „schlaues Licht“ und mehr.
Das barrierefreie Bad ist mit einer ebenerdigen Dusche, einer höhenverstellbaren und neigbaren Toilette und einem höhenverstellbaren Waschtisch ausgestattet. Bewohnerinnen und Bewohner sollen am Ende ihres Aufenthalts in der Wohnung anhand ihrer Eindrücke Aufschluss darüber geben können, welche der vorhandenen Technologien und Einrichtungsteile während ihres „Probewohnens“ einen positiven Einfluss auf ihr tägliches Leben hatten und möglicherweise auch langfristig haben könnten.
Ziel der Arbeitsgruppe Künstliche Intelligenz an der HTW Dresden ist es, Möglichkeiten zu erforschen, mit denen sich das Living Lab in weiteren technologischen Ausbaustufen, zunehmend auch selbstständig anhand der erhobenen Daten, auf individuelle Bedürfnisse von Bewohnerinnen und Bewohnern einstellen kann bzw. einstellen lässt.
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