Wiederbelebte Patient/-innen, die außerhalb der Klinik einen Herzstillstand erleiden, profitieren nicht zwangsläufig von einer schnellen Koronarangiografie. Das ist das Ergebnis der TOMAHAWK-Studie von Studienleiter Prof. Dr. Steffen Desch vom Herzzentrum Leipzig, die einen bedeutenden Einfluss auf die bisherige klinische Vorgehensweise bei Herzstillstand-Patient/-innen hat.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Woche der Wiederbelebung vom 20. bis 26. September: Beim überwiegenden Teil der Betroffenen, die einen akuten Herzinfarkt erleiden, ist die Koronarangiografie die beste Therapie, um verschlossene Gefäße schnellstmöglich wieder zu eröffnen. Eine rasche Koronarangiografie führt jedoch bei wiederbelebten Patient:innen nach außerklinischem Herzstillstand und ohne ST-Hebung, das heißt ohne Ausschlag, im EKG nicht zu einer Verbesserung der Überlebenschancen.
Das ist das Ergebnis der TOMAHAWK-Studie, die Prof. Dr. Steffen Desch, stellvertretender Klinikdirektor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur am Herzzentrum Leipzig, auf dem Europäischen Kardiologenkongress vorgestellt hat. Zeitgleich wurde die Studie im renommierten New England Journal of Medicine, der bedeutendsten Zeitschrift im Bereich der klinischen Medizin, veröffentlicht.
„Bislang nahm man an, dass Betroffene, die außerhalb der Klinik einen Herzstillstand erleiden und reanimationspflichtig werden, so schnell wie möglich mittels Koronarangiografie behandelt werden müssen, um einen möglichen Herzinfarkt als häufigste Ursache zu behandeln“, so Studienleiter Desch.
In der vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislaufforschung (DZHK) geförderten TOMAHAWK-Studie wurden 554 nach außerklinischem Herzstillstand reanimierte Patienten ohne ST-Hebung im EKG an 31 Zentren in Deutschland und Dänemark eingeschlossen und zwei Gruppen zugelost:
· sofortige Herzkatheteruntersuchung: im Schnitt erfolgte diese circa drei Stunden nach Aufnahme in das Krankenhaus
· abwartendes Vorgehen mit zusätzlicher Diagnostik auf der Intensivstation und gegebenenfalls, bei weiter bestehendem Verdacht auf einen Herzinfarkt, Herzkatheteruntersuchung zu einem späteren Zeitpunkt (im Schnitt erfolgte diese nach ca. zwei Tagen)
Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig: Nach 30 Tagen waren in der Gruppe mit sofortiger Koronarangiografie 54 Prozent verstorben, in der Vergleichsgruppe mit verzögerter Koronarangiografie waren es 46 Prozent.
Die Strategie, Patient/-innen mit überlebtem Herzstillstand nach Einlieferung in das Krankenhaus routinemäßig rasch einer Koronarangiografie zu unterziehen, ist demnach im Vergleich zu einer abwartenden Vorgehensweise nicht sinnvoll.
Prof. Desch betont, dass die Ergebnisse der TOMAHAWK-Studie sehr wertvoll für die klinische Praxis sind: „Für Intensivmediziner/-innen und interventionelle Kardiolog/-innen ist es einfacher geworden. Patient/-innen nach außerklinischem Herzstillstand, die keine ST-Hebungen im EKG zeigen, müssen nicht sofort invasiv untersucht werden. Vielmehr kann man sich Zeit für weitere Diagnostik nehmen. In der klinischen Praxis können so unnötige Herzkatheteruntersuchungen nach Herzstillstand vermieden werden“, so der Kardiologe.
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