Der Ausschuss für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft des Sächsischen Landtages hat gestern in einer öffentlichen Anhörung einen Antrag der Fraktionen CDU, Bündnis 90/Die Grünen und SPD zum Thema „Stand und Entwicklung ungenutzter Wälder im Freistaat Sachsen“ mit Sachverständigen diskutiert.
Dabei ging es vor allem um Handlungsbedarfe, Lösungsstrategien, aber auch Widerstände gegen natürliche Waldentwicklung aus der Forstwirtschaft.
Volkmar Zschocke, umwelt- und naturschutzpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag, erklärt zum Antrag:
„Die Folgen der Klimakrise sind in den Wäldern Sachsens augenfällig und weithin sichtbar. Die Artenvielfalt sinkt rapide. Ein Kulturwald, in dem großflächig nur Fichte und Kiefer dominieren, ist sehr anfällig und den sich rasch verändernden Klimabedingungen nicht gewachsen. Neben dem aktiven Waldumbau zu klimaangepassten Mischwäldern ist ungestörte natürliche Waldentwicklung das Gebot der Stunde. Dafür braucht es in Sachsen mehr Flächen.
Hinzu kommt die Festlegung in der für Deutschland beschlossenen Biodiversitätsstrategie, dass fünf Prozent des Waldes sich selbst überlassen und zwei Prozent der Landesfläche zur Wildnis werden sollen. Von beiden Zielen ist Sachsen noch weit entfernt. Mit unserem Koalitionsantrag gehen wir einen weiteren Schritt zur Anpassung unserer Wälder an die Folgen des Klimawandels, um vitale Mischwälder zu erhalten.“
„Wir wollen die Voraussetzungen für natürliche dynamische Prozesse schaffen. Dazu braucht es in Sachsen vor allem mehr großflächige Wildnisgebiete und deren Integration in den länderübergreifenden Biotopverbund. Hierfür sind unzerschnittene, nutzungsfreie Gebiete von mindestens 1.000 Hektar Größe erforderlich. Zudem müssen wesentlich mehr Flächen zu Naturwaldentwicklungsflächen werden. Um hier mit gutem Beispiel voranzugehen, haben CDU, Bündnisgrüne und SPD im sächsischen Koalitionsvertrag vereinbart, bis Ende 2022 zehn Prozent der Flächen des Staatswaldes aus der wirtschaftlichen Nutzung zu nehmen.“
„Ein weiterer Ansatz ist die Errichtung eines Netzes von kleineren sogenannten Prozessschutzflächen. So entsteht wieder insgesamt mehr Artenvielfalt für unsere Wälder. Naturschutz sollte nicht nur in Reservaten, sondern auf der gesamten Fläche erfolgen. Auch kleine Flächen tragen im Sinne eines Biotopverbunds zur Erreichung der Biodiversitätsziele bei.“
Zu den Vorträgen der Sachverständigen im Ausschuss bilanziert Zschocke: „Zwischen den Sachverständigen wurden Flächenbedarfe, Flächenkonkurrenzen und wirtschaftliche Zwänge erwartungsgemäß strittig diskutiert. Deutlich wurde, dass mehr Naturwald nicht nur der Artenvielfalt und Erholung dient, sondern positive Rückwirkungen auf eine insgesamt nachhaltigere Forstwirtschaft hat.“
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