Nach monatelangem Stillstand, zahlreichen Protest-Kundgebungen und gezielten Arbeitskämpfen ist es der IG BCE gelungen, für die rund 2.000 Beschäftigten in Kunststoffbetrieben*) im AKB (Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband der Kunststoff Verarbeitenden Industrie in Berlin und Brandenburg) eine deutliche Lohnsteigerung zu erzielen.

Noch im Juni bezeichneten die Kunststoff-Arbeitgeber das Vorgehen und die Forderung der Gewerkschaft als „bizarr“ und forderten, dass sie auf dem Boden der Realität bleiben solle. Denn die IG BCE kritisierte vehement die Dumpinglöhne besonders in den unteren Entgeltgruppen, die bisher nur eine Haaresbreite über dem gesetzlichen Mindestlohn lagen. Das bis dahin von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot wies die IG BCE scharf zurück.

Stephanie Albrecht-Suliak, IG BCE Verhandlungsführerin und stellvertretende Landesbezirksleiterin des IG BCE Landesbezirkes Nordost, zeigte sich nun zufrieden: „Mit dem Ergebnis haben wir ein wichtiges politisches Signal gesetzt. Es spiegelt das Engagement unserer Kolleginnen und Kollegen wider und macht deutlich, dass sich gewerkschaftlicher Kampf im wahrsten Sinne des Wortes auszahlt. In den unteren Entgeltgruppen sieht der Tarifabschluss eine Erhöhung von über zehn Prozent vor. Die stufenweise Abwicklung bis Ende 2023 lässt den Unternehmen aber auch Luft zum Atmen. Somit kehren wir mit diesem Tarifabschluss zur Zusammenarbeit im Verband zurück!“

Diese hatte die IG BCE in 2020 nach erfolglosen Verhandlungen aufgekündigt. Seitdem fordert die IG BCE eine faire Entgelterhöhung sowie eine Weiterentwicklung der Tarifverträge in den Betrieben. Schließlich stammt der alte Entgelttarifvertrag des AKB aus einer Zeit, wo in Ostdeutschland hohe Arbeitslosigkeit herrschte und diese Situation das niedrige Niveau der Einkommen bestimmt hat. Aber diese Zeiten sind vorbei und in Berlin wie auch in Brandenburg herrscht mittlerweile ein hoher Fachkräftemangel. Deshalb fordern die Beschäftigten zurecht immer selbstbewusster ihren berechtigten Anteil am Gewinn und gleichen Lohn ein.

Stephanie Albrecht-Suliak: „Selbst die Corona-Pandemie hat Teilen der kunststoffverarbeitenden Industrie wirtschaftlich nicht geschadet. Der Geschäftsklimaindex ist im Mai und Juni noch deutlich gestiegen. Auf diesen Zug wollen wir aufspringen. Mit unseren Tarifverträgen garantieren wir schließlich gute Löhne. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den kommenden Jahren die Tarifverträge im AKB zeitgemäß weiterentwickeln.“

*) Betriebe der kunststoffverarbeitenden Industrie in Berlin und Brandenburg sind neben LINPAC Packaging Rigid GmbH in Beeskow, ESE GmbH in Neuruppin und der KBE Elektrotechnik GmbH in Berlin mit insgesamt rund 400 Beschäftigten unter anderem auch MKF-Schimanski-Ergis GmbH in Berlin, ORAFOL-Klebetechnik GmbH in Oranienburg und TDK Sensors AG & Co. KG in Berlin mit weiteren über 1.500 Beschäftigten.

Das Tarifergebnis für alle Betriebe in der Fläche im AKB auf einen Blick

ab 01.08.2021

  • Streichung der Entgeltgruppe 1
  • Erhöhung der Entgelte um 2 %
  • Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 5 %
  • Erhöhung Nachtzuschläge 20 – 25 %
  • Tarifliche Einmalzahlung als Corona-Beihilfe in Höhe von 400 Euro (Auszubildende 150 Euro). Zahlbar  mit der Abrechnung für August.
    Verschiebung mit Zustimmung der Tarifvertragsparteien bis März 2022 möglich.

ab 01.03.2022

  • Streichung der Entgeltgruppe 2
  • Erhöhung der Entgelte
  • Entgeltgruppen 3 und 4 um weitere 5 %
  • Entgeltgruppe 5 um weitere 4 %
  • Entgeltgruppe 6 um weitere 3 %
  • ab Entgeltgruppe 7 um weitere 2,5 %

ab 01.03.2023

  • Erhöhung der Entgeltgruppe 3 und 4 um weitere 4 %, wobei die Entgeltgruppe 3 auf glatte 12 €/Stunde aufgerundet wird
  • Erhöhung der Entgeltgruppen 5 bis 13 um weitere 2,5 %
  • Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um weitere 5 %

Diese Entgeltregelungen laufen bis 31.12.2023.

AKTUELLE ERFOLGSNACHRICHT VON LINPAC IN BEESKOW:

Durch den engagierten Kampf der Beschäftigten ist es der IG BCE Nordost gelungen, bei der Firma LINPAC Packaging Rigid GmbH in Beeskow einen Ergänzungstarifvertrag abzuschließen. Dieser Tarifvertrag sieht weitere Entgelterhöhungen für alle Beschäftigten in Beeskow vor, würdigt damit den gewerkschaftlichen Kampf der Kolleginnen und Kollegen vor Ort und trägt der besonderen Entgeltsituation des Unternehmens mit West-Standorten Rechnung. Das war längst fällig und ist nur gerecht.

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