Sachsens Hochwasserschutzsysteme haben sich in den zurückliegenden Tagen bewährt. Das ist das Fazit eines Besuchs von Umweltminister Wolfram Günther am Freitag (16.7.) an der Talsperre Rauschenbach im Landkreis Mittelsachsen.
Günther: „Jeder einzelne Verlust, jeder einzelne Schaden wiegt schwer und hat mein Mitgefühl. Für die sächsischen Hochwasserschutzsysteme waren die Extremwetterereignisse der zurückliegenden Tage eine Bewährungsprobe. Die Systeme haben sich bewährt, Sachsen ist gut vorbereitet.
Entwarnung kann ich leider nicht geben. Die Zutaten für lokale Extremwetter sind nach wie vor vorhanden: warme Luft, die viel Wasser aufnehmen kann, und ein abgeschwächter Jetstream, der dafür sorgt, dass Tiefdruckgebiete länger an einem Ort bleiben. Extremwetterereignisse wird es wieder und infolge des Klimawandels immer häufiger geben.
Der Extremregen weist den Kurs für die Zukunft: Wir brauchen entschlossenen Klimaschutz und eine gute Balance aus technischem und natürlichem Hochwasserschutz – in enger Abstimmung mit den Gemeinden und den Menschen vor Ort. Wir müssen Flüssen mehr Raum geben. Natürliche Überschwemmungsflächen, Deichrückverlegungen, renaturierte Auen und Flussläufe sind wichtige und nachhaltige Bestandteile des Hochwasserschutzes. Hier haben wir eine Trendwende eingeleitet.
Ich bin in Gedanken bei den Leidtragenden der Hochwasser in allen betroffenen Gebieten. Die Zerstörungen, die die Fluten – in Sachsen in weit geringerem Maß als im Westen der Republik – angerichtet haben, sind erschütternd. Die Sächsinnen und Sachsen mit ihrer noch jungen Erfahrung von zwei Jahrhunderthochwassern können gut verstehen, was es bedeutet, liebe Menschen zu verlieren oder Hab und Gut zerstört zu sehen. Jetzt ist der Moment, Solidarität zu zeigen. Mein Dank gilt den Helferinnen, Helfern und Rettungsdiensten die Großes leisten und geleistet haben“, so der Minister.
In den zurückliegenden Tagen, insbesondere in der Nacht vom 13. auf den 14.7. hatte es vor allem im Vogtlandkreis, im Erzgebirgskreis und im Landkreis Mittelsachsen verheerende Niederschläge mit lokalen Überflutungen gegeben. Dabei wurden Gebäude und Grundstücke geschädigt, Straßen- und Zugverbindungen unterbrochen. Eine genaue Bilanz der Sachschäden liegt derzeit noch nicht vor. Eine Person wird vermisst.
Eine besondere Rolle kommt den sächsischen Talsperren zu. Sie werden so bewirtschaftet, dass sie einerseits die Wasserversorgung in niederschlagsarmen Zeiten sicherstellen und andererseits als Stauraum in Hochwasserlagen dienen.
Die Landestalsperrenverwaltung hat sich auf die prognostizierten Niederschläge eingestellt und die notwendigen Vorkehrungen auch an Talsperren getroffen. Durch eine vorausschauende Bewirtschaftung und Bereitstellung von zusätzlichen Stauraum beispielsweise an der Talsperre Pirk konnten Schäden verhindert werden.
Der technische Hochwasserschutz in Sachsen kann auf 56 Talsperren (für Trink- und Brauchwasser), 25 Rückhaltebecken sowie 7 Speicherbecken und Polder bauen. Das gesamte Fassungsvermögen dieser Anlagen des technischen Hochwasserschutzes beträgt 406 Millionen Kubikmeter.
Daneben investiert der Freistaat verstärkt in den natürlichen Hochwasserschutz. Dazu gehören Deichrückverlegung, die Schaffung oder Wiederherstellung natürlicher Überflutungsflächen und die Renaturierung von Flussauen und Flusslandschaften.
Die aktuellen Beispiele zeigen auch deutlich, dass die Zunahme der Extremereignisse als Folge des Klimawandels zu einem höheren Risiko durch Hochwasser und wild abfließendes Wasser aufgrund extremer Niederschlagsereignisse führen. Einen absoluten Schutz vor Hochwasser kann es nicht geben. Daher gilt es, die individuelle Eigenvorsorge weiter zu stärken. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil der sächsischen Hochwasserschutzstrategie.
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