Seit 30 Jahren ist die Bundeswehr in Frankenberg/Sa. vor Ort und der größte Arbeitgeber. Aufgrund der Bekanntheit der Wettiner Kaserne und der Bedeutung der Bundeswehr für die mittelsächsische Stadt wurde ihr heute die Bezeichnung „Garnisonsstadt“ verliehen. Die Urkunde überreichte Innenminister Prof. Dr. Roland Wöller. An dem Festakt im Veranstaltungs- und Kulturforum im Stadtpark nahmen u. a. die Bundesministerin der Verteidigung Annegret Kramp-Karrenbauer und Ministerpräsident Michael Kretschmer teil.

O-Töne des Ministerpräsidenten, des Staatsministers und des Bürgermeisters

Michael Kretschmer, Ministerpräsident: „Die Bundeswehr ist fest in Sachsen verwurzelt. Seit mehr als 30 Jahren ist Frankenberg die Heimatstadt der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“. In dieser Zeit ist eine wunderbare und intensive Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bundeswehr entstanden. Die besondere Verbundenheit der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger zur Bundeswehr findet nun auch im Stadtnamen ihre Würdigung. Ich freue mich sehr, dass Frankenberg nun als erste Kommune in Sachsen die Bezeichnung Garnisonsstadt trägt.“

Prof. Dr. Roland Wöller, Staatsminister des Innern: »900 stationierte Soldaten – das ist nicht nur eine beachtliche Größe, sondern Grund für die vielen Uniformen im Stadtbild. Die militärische Tradition wird in Frankenberg wie in keinem anderen sächsischen Ort gelebt. Sachsen ist stolz auf seine Garnisonsstadt, auch wenn die Tradition Brüche aufweist.“

Thomas Firmenich, Bürgermeister: „Die Verleihung der sonstigen Bezeichnung „Garnisonsstadt“ ist ein sichtbares und klares Bekenntnis zum Auftrag der Bundeswehr und Ausdruck der langjährigen Verbundenheit. Mit der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ und den Angehörigen ihres Stabes verbindet uns eine fruchtbare Patenschaft.

Vielfältige gemeinsame gesellschaftliche Veranstaltungen, wie beispielsweise das Adventskonzert des Luftwaffenmusikkorps, öffentliche Appelle, Organisation eines internationalen Jugendcamps und Tage der offenen Tür in der Wettiner Kaserne belegen die enge Zusammenarbeit. Bedeutend ist auch die Unterstützung der Stadt durch die Soldaten der Bundeswehr in Notlagen wie beispielsweise beim Hochwasser, bei der Unterbringung von Flüchtlingen aber auch in der Corona-Pandemie leistete die Bundeswehr Amtshilfe.“

Über die Wettiner Kaserne und die Panzergrenadierbrigade 37

In der Wettiner Kaserne verrichten 900 Soldaten und 150 zivile Mitarbeiter ihren Dienst. Am Standort ist ein Teil der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ stationiert – u. a. die Brigadeeinheiten Stabs-/Unterstützungskompanie und die Fernmeldekompanie, eine Ausbildungskompanie der in Marienberg stationierten Panzergrenadiere, das Sanitätsversorgungszentrum und die evangelischen und katholischen Militärpfarrämter sowie die Sportfördergruppe.

Seit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wird die Kaserne in Frankenberg/Sa. von der Bundeswehr genutzt – 1992 erhielt sie ihren heutigen Namen. Als einsatz- und kampferfahrener Großverband des Heeres nehmen die aus Frankenberg stationierten Soldaten der Panzergrenadierbrigade 37 an Auslandseinsätzen der Bundeswehr teil. Ziel dieser Einsätze – wie in Mali und Litauen – ist die Konfliktverhütung, Konfliktvermeidung und Krisenbewältigung im Rahmen der NATO und der Europäischen Union. A

cht Bataillone gehören zu der Brigade, der rund 5.500 Soldaten dienen. Sie überwacht und steuert deren Ausbildung mit Blick auf das gesamte Einsatzspektrum der Bundeswehr. Der Stationierungsraum umfasst auf sieben Orten die Bundesländer Sachsen, Thüringen sowie Baden-Württemberg. Der Stab der Brigade ist in Frankenberg/Sa. stationiert.

Das Verfahren zur Bezeichnung als „Garnisonsstadt“

Nach § 5 Abs. 3 Satz 2 der Sächsischen Gemeindeordnung kann das Sächsische Staatsministerium des Innern auf Antrag an Gemeinden sogenannte „sonstige Bezeichnungen“ wie etwa „Garnisonsstadt“ verleihen, die auf der Geschichte oder der heutigen Eigenart bzw. Bedeutung der Gemeinden beruhen. Die Gemeinde musste in ihrem formlosen Antrag darlegen und begründen, dass die in der Gemeindeordnung vorgesehenen Voraussetzungen erfüllt werden und einen entsprechenden, mehrheitlich gefassten Gemeinderatsbeschluss vorlegen.

Im Rahmen der Prüfung des Antrages wurden gutachterliche Stellungnahmen eingeholt – insbesondere zur historischen, geografischen und sprachwissenschaftlichen Bedeutung der beantragten Bezeichnung. Das Sächsische Staatsarchiv, die Bundeswehr sowie die zuständige Rechtsaufsichtsbehörde wurden ebenfalls angehört. Auf Grundlage der dann vorliegenden Unterlagen hat das Sächsische Staatsministerium des Innern über den Antrag entschieden.

Diese verliehenen „sonstigen Bezeichnungen“ berechtigen die jeweiligen Städte, die Bezeichnung etwa auf dem Ortseingangsschild, auf amtlichen Schreiben oder im Dienstsiegel zu verwenden.

Aktuell führen – neben Frankenberg – offiziell durch das Sächsische Staatsministerium des Innern verliehene „sonstige Bezeichnungen“ Freiberg („Universitätsstadt“), Mittweida („Hochschulstadt“) und seit vergangenem Freitag, den 16. Juli Zschopau („Motorradstadt“). (https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/254726).

Geschichtlicher Hintergrund zur Kaserne

Seit Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurden zeitweise Soldaten in Frankenberg/Sa. untergebracht. Jedoch nicht in einer Kaserne, sondern, der damaligen Zeit entsprechend, wurden Soldaten und Offiziere mit ihren Familien bei den Bewohnern der Stadt einquartiert. Erst 1913 wurde den wiederholten Eingaben der Stadt Frankenberg für die dauerhafte Unterbringung von militärischen Einheiten in einer Kaserne zugestimmt. Die erste Phase als Garnisonsstadt dauerte – durch die Umstände der Weimarer Republik und den Folgen des Versailler Vertrags – bis 1922. Anschließend übernahm die Stadt die Kasernengebäude.

Erst durch die deutsche Wiederaufrüstung im Nationalsozialsozialismus wurden die Kasernengebäude 1934 wieder auf den Staat zurückübertragen. Im gleichen Jahr wurden Einheiten der Wehrmacht (damals noch „Reichswehr“) in der Kaserne stationiert. Die Nutzung der Garnison durch Wehrmachtstruppen dauerte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs mit der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 an. Ab 1952 wurde die Kasernierte Volkspolizei in dieser Liegenschaft stationiert. Nach deren Umbenennung in Nationale Volksarmee (NVA) nutze diese die Kaserne ab 1956 bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990.

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