„Mit dem Negativpreis ‚Barriere-Bambi‘ sollen Verstöße gegen den Geist der UN-Behindertenrechtskonvention sowie gegen Teilhabe und echte Inklusion prämiert werden und die Gesellschaft aufrütteln. Gleichzeitig dient er nicht nur als Mahnung, sondern auch als Motivation, bestehende Barrieren im Alltag abzubauen.“
„Dass dies funktioniert, beweist das Handeln der letztjährig prämierten Akteure, die das Leipziger Haltestellendesaster nun endlich abgestellt haben. Dieses Jahr gibt es bei unserem ‚Barriere-Bambi’ allerdings eine Neuerung. Statt bisher einem Preis wird der ‚Barriere-Bambi‘ erstmals in zwei Kategorien verliehen: „Lokale Barriere“ und „Nationale Barriere“,“ erklärt der Leipziger Fraktionsvorsitzende der Stadtratsfraktion sowie Sprecher für Inklusion und Teilhabe der Bundestagsfraktion Die Linke Sören Pellmann.
Preisträger ‚Barriere-Bambi‘ in der Kategorie „Lokale Barriere“:
„Mit der Sperrung und dem Rückbau des einzigen barrierefreien Zugangs zu einem Leipziger See, hat sich der Cospudener See diese Auszeichnung redlich verdient! Durch vorher nicht festgestellte Korrosion wurde der Rückbau der Anlage zum 14.6.2021 abgeschlossen. Es ist nur schwer nachvollziehbar, dass der zu erwartende Verschleiß für die Stadt Leipzig nicht vorhersehbar gewesen sein soll. Ebenso hätten engmaschigere Kontrollen oder ein anderer Baustoff dieses Desaster verhindern können.
So bleibt nur festzustellen: Menschen die auf einen barrierefreien Zugang angewiesen sind, werden pünktlich zur Badesaison vom Baden abgehalten. Und nicht nur das: Außer eine Pressemitteilung gab es bis zu einer Anfrage der Linksfraktion der Stadt Leipzig keinerlei Informationen zum Abbau der Anlage für auswärtige Gäste. Diese werden damit erst vor Ort konfrontiert. So funktioniert gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung nicht!“
Preisträger ‚Barriere-Bambi’ in der Kategorie „Nationale Barriere“
„Deutschlands am meisten belächelte Dauerbaustelle und das bekannteste Milliardengrab hat sich den ‚Barriere-Bambi‘ in der Kategorie „Nationale Barriere“ hart erarbeitet. Man könnte meinen, dass dieser Vorzeigebau den höchsten Standards genügt. Leider musste nach der Eröffnung des BER festgestellt werden, dass Aufzüge zu klein sind oder Leitstreifen direkt vor eine Glaswand führen. Jetzt könnte an dieser Stelle auch über die Defizite beim Zubringer mit dem nicht vollständig barrierefreien Flughafen-Express debattiert werden.
Allerdings sind mit den fehlenden Leitstreifen zu Geschäften, Besucherplattform, Corona-Testzentren, zu hohen Bargeld-Automaten, für Rollstuhlfahrer unerreichbare Handtuchhalter auf Toiletten oder zu enge Wege in den Shops, die die Fortbewegung mit Rollstuhl deutlich erschweren, die Mängel bei Eröffnung zu zahlreich gewesen um sie alle zu diskutieren. Hier drängt sich regelrecht die Frage auf, warum betroffene Menschen mit Behinderung nicht bei der Planung einbezogen wurden.
Aber selbst Seniorinnen und Senioren oder Familien wäre mit einem vollständig barrierefreien Flughafen geholfen gewesen. Wie nach 14 Jahren Bauzeit und langer Testphase das Gebäude so eröffnet werden konnte, bleibt ein Rätsel-und damit ein verdienter Gewinner des ‚Barriere-Bambi‘ der Kategorie „Nationale Barriere“.
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