Im Jahr 2020 gab es weniger Arbeitsunfälle in der Bauwirtschaft und im Bereich baunaher Dienstleistungen als 2019. Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist jedoch deutlich gestiegen. Insgesamt 97 Beschäftigte kamen im vergangenen Jahr durch einen Arbeitsunfall ums Leben, viele davon durch einen Absturz von höher gelegenen Arbeitsplätzen. So die Bilanz der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU), die heute die Zahlen zur Entwicklung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten im Jahr 2020 vorgelegt hat.
Insgesamt sank die Anzahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle in der Bauwirtschaft und bei den baunahen Dienstleistungen von 106.774 im Jahr 2019 auf 103.970 im Jahr 2020. Das ist ein Rückgang um rund 2,6 Prozent. Auch die meldepflichtigen Wegeunfälle gingen zurück. Sie lagen mit 7.723 Unfällen knapp zehn Prozent unter dem Wert von 2019.
Aber: Im Jahr 2020 haben auf deutschen Baustellen insgesamt 97 Beschäftigte infolge eines Arbeitsunfalls ihr Leben verloren – 27 mehr als 2019. Dagegen liegt die Zahl der tödlichen Wegeunfälle (2019: 21 / 2020: 19) knapp unter dem Vorjahresniveau.
Bei Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen: Mit 15.821 Verdachtsanzeigen im Jahr 2020 stieg die Zahl um rund 0,8 Prozent im Vergleich zu 2019. Die am häufigsten gemeldeten Verdachtsfälle sind der weiße Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom oder multiple aktinische Keratose) (2.768), Lärmschwerhörigkeit (2.686) und Lungenkrebs in Verbindung mit Asbest (1.411).
„Die Zahlen zeigen: Noch immer ist das Unfallgeschehen auf den Baustellen zu hoch. Beim Arbeitsschutz müssen wir alle gemeinsam noch besser werden. Die Bauwirtschaft und das Reinigungsgewerbe haben gezeigt, dass sie das können: Die Corona-Pandemie haben sie trotz aller Herausforderungen erfolgreich gemeistert, obwohl auf den Baustellen durchgearbeitet wurde. Das Gebäudereinigungshandwerk hat in Schulen und Krankhäusern für die notwendige Hygiene gesorgt und gleichzeitig seine Beschäftigten geschützt“, sagt Hansjörg Schmidt-Kraepelin, Hauptgeschäftsführer der BG BAU.
Eine häufige Ursache für tödliche Arbeitsunfälle ist der Absturz von Dächern, Gerüsten und Leitern sowie der Durchsturz durch nicht tragfähige Bauteile, wie Lichtkuppeln und Lichtbänder. Bernhard Arenz, Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG BAU: „Abstürze von hochgelegenen Arbeitsplätzen führen fast immer zu schweren Verletzungen, mit dramatischen Folgen für die Betroffenen und enden bei größeren Absturzhöhen oft tödlich. Dabei sind sie durch die Einhaltung weniger einfacher Regeln vermeidbar. Die Sicherung vor Abstürzen muss überall selbstverständlich sein. Dafür setzen wir uns ein.“
Am Runden Tisch „Wir zimmern sicher!“ werden beispielsweise gemeinsam mit Praktikern aus dem Zimmererhandwerk und aus dem Holzbau praxisnahe und wirksame Lösungen entwickelt.
Gerd Renz, Zimmerermeister und Präsident des Verbandes des Zimmerer- und Holzbaugewerbes Baden-Württemberg: „Das Bewusstsein für die Risiken muss in die Köpfe der Menschen – nur wenn alle den Sinn von Arbeitsschutz erkennen, wird sich etwas am Verhalten ändern. Dazu müssen wir alle beitragen. Wir müssen Sicherheit vorleben und weg vom falschen Heldentum. Cool ist, wer sich sichert – und nicht wer sich traut, ohne Absicherung nach ganz oben zu klettern.“
Die BG BAU unterstützt nicht nur mit Beratung und Information, sondern auch finanziell: Unternehmen, die in technische Schutzmaßnahmen investieren, können Fördermittel der BG BAU erhalten. Mit ihren Arbeitsschutzprämien bezuschusst die BG BAU unter anderem Seitenschutzvorrichtungen, Montage-Sicherungsgeländer für Gerüste oder Podest-Leitern und Ein-Personen-Gerüste.
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