Zu den Aussagen des Ostbeauftragten der Bundesregierung, Marco Wanderwitz, im LVZ-Talk sagt Luise Neuhaus-Wartenberg, Sprecherin der Linksfraktion für das Thema Osten: „Herr Wanderwitz spricht immer noch nicht ernsthaft darüber, welchen Einfluss drei Jahrzehnte CDU-Regierung auf den Rückhalt demokratischen Denkens in Sachsen hatten. Man kann sicher vieles auf die DDR schieben, aber durchaus nicht alles.“
„Zum Beispiel gibt es einen Hang zu rechtsradikalen Parteien auch bei vielen jüngeren Menschen – für die Bildung ist seit 30 Jahren aber eben nicht mehr Margot Honecker verantwortlich, sondern Wanderwitz‘ Partei. Wenn wir ernsthaft Ursachenforschung betreiben wollen, dann darf man das nicht außer Acht lassen.
Ich finde es zutiefst unangemessen, dass Wanderwitz einem Teil der Ostdeutschen eine verklärende Darstellung der DDR vorwirft, aber durch deren plumpe Gleichsetzung mit dem Naziregime selbst kein differenziertes Bild von ihr zeichnet. Ein wesentlicher Kritikpunkt in der Debatte zum Osten lautet, dass über die Ostdeutschen und eben nicht mit den Ostdeutschen gesprochen wird, wenn es um das Leben in der DDR geht.
Viele Ostdeutsche durchleben zwar leichtere, aber eben noch immer schwere Jahre, wenn man auf die systematischen Ost-West-Unterschiede etwa bei den Einkommen schaut. Hinzu kommt nicht nur die geringe Repräsentanz der Ostdeutschen in Leitungsfunktionen. Die letzten Jahrzehnte blieben für viele eben kein Aufbruch in die ersehnte Freiheit, sondern in die Enge der sozialen Unsicherheit. Das und die langjährige Geringschätzung ostdeutscher Lebensleistungen sind als Frust-Faktoren mindestens ebenso wichtig wie das, was an den Kaffeetafeln über die DDR erzählt wird. Wahrscheinlich sind sie sogar wichtiger.
Immerhin zeigt sich der Ostbeauftragte offen für eine Diskussion über Quotenregelungen. Es ist auch ein Verdienst der Linken, dass darüber gesellschaftlich debattiert wird. Es ist die CDU, die seit Jahrzehnten das Leistungsprinzip hochhält. Es müsste bei der Besetzung von Führungspositionen auch für Ostdeutsche gelten. Oder etwa nicht?“
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