Zur gestrigen Vorstellung des aktualisierten sächsischen Energie- und Klimaprogramms erklärt der sächsische FDP-Abgeordnete Torsten Herbst: „Offenbar ist der schwarz-grün-roten Koalition mit dem neuen Energie- und Klimaprogramm nichts weiter eingefallen als das Motto: ‚Mehr von allem‘.“
„Mehr Windkraft, mehr Photovoltaik – dass das ausgerechnet zwei Energiearten sind, die nicht grundlastfähig sind, übersieht die Staatsregierung geflissentlich. Denn eine Lösung für das Problem der Energiespeicherung in diesen Größenordnungen gibt es derzeit nicht.
Schwarz-Grün-Rot verschließt die Augen vor einer simplen Wahrheit: Nach heutigem technischen Stand kann der Freistaat Sachsen nicht gleichermaßen CO2-neutral und energieautark sein. Wir werden uns von Stromimporten aus unseren Nachbarstaaten abhängig machen, übrigens auch von Atomstrom.
Dass vor allem auch Entwicklungsflächen in der Lausitz für Windkraft genutzt werden sollen, kann nur als Drohung an die Region verstanden werden: Das Ziel, ehemalige Tagebaue für Tourismus zu nutzen, wird dadurch konterkariert. Wer will schon in inmitten von riesigen Windparks Urlaub machen? Ähnliches gilt für die Idee, vermehrt ‚floating PV‘, also schwimmende Solaranlagen einzusetzen. Auch dies wird letztlich zu Lasten touristischer Attraktivität gehen.
So lange übrigens noch ein einziges geeignetes Behördendach in Sachsen keine Solaranlage hat, sollte der Freistaat gar nicht erst darüber nachdenken, anderenorts Solarflächen zu erzwingen oder mit staatlichen Zuschüssen überhaupt erst wirtschaftlich zu machen.
Ein fauler Kompromiss ist die Einigung zum Abstand zwischen Wohnbebauung und Windkraft im Außenbereich: Der Mindestabstand von 1.000 Metern soll nur noch ab vier Wohneinheiten gelten. Abgesehen davon, dass die Koalition hier ihr Wort bricht, das sie im Koalitionsvertrag gegeben hat: Warum sind vier Einraumwohnungen schützenswerter als eine Vierraumwohnung oder zwei Zweiraumwohnungen?
Mit einem ideenlosen ‚Mehr von allem‘ zu Lasten von Lebensqualität und touristischer Attraktivität vor allem ländlicher Räume wird sich die viel beschworene breite gesellschaftliche Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen nicht herstellen lassen. Zufrieden dürften nur großstädtische Milieus sein, die praktisch nichts von den verschärften sächsischen Zielen merken werden. Außerhalb der Großstädte dürfte sich die vorhandene Ablehnung hingegen sogar noch verstärken.“
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