Boomende Branche mit hohem Durchschnittsalter und vergleichsweise geringen Einkommen bremsen Fachkräfterekrutierung massiv aus. Unerlässlich: verbesserte Altersteilzeit-Regelungen und Angleichung der Einkommen auf Branchenniveau.
Die IG Metall fordert in der anstehenden Tarifbewegung für die Beschäftigten und Auszubildenden der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie in Berlin-Brandenburg und Sachsen 4,5 Prozent mehr Geld für 12 Monate. Die Tarifverträge laufen in Sachsen bis zum 31. August und in Berlin-Brandenburg bis zum Jahresende. Verhandelt wird in dieser Tarifrunde bundesweit für rund 150.000 Beschäftigte, darunter in Sachsen etwa 7.000 und für rund 3.000 Beschäftigte in Berlin-Brandenburg.
Als großes Problem thematisieren die Beschäftigten die zum Teil erheblichen Unterschiede bei den Einkommen im Vergleich zu westdeutschen Standorten – und das oft im selben Konzern. Aktuell verdienen Fachkräfte in der Branche im Monat durchschnittlich 380 Euro weniger als im Westen. Bezogen auf das Jahreseinkommen summiert sich der tarifliche Abstand auf mehr als 5.500 Euro. Das sind rund 17 Prozent weniger als im Westen.
Für Berlin-Brandenburg ist der Abstand mit rund 4.800 Euro, bzw. knapp 15 Prozent im Jahr und knapp 320 Euro im Monat kaum weniger schmerzlich. Auch in Ostdeutschland sind Sachsen und Berlin-Brandenburg eher am Ende der Einkommenstabelle angesiedelt. Gegenüber Sachsen-Anhalt erhalten die Beschäftigen in Sachsen rund 345 Euro und in Berlin-Brandenburg etwa 280 Euro weniger im Monat. Dagegen schwanken die Einkommen in Westdeutschland oft nur wenige zehntel Prozentpunkte.
Die IG Metall erwartet von den Arbeitgebern in Berlin-Brandenburg und Sachsen deshalb ein zusätzliches Angleichungsgeld, um die Lücke mittelfristig zu verkleinern. Die nach wie vor längere Arbeitszeit wird derzeit nicht verhandelt.
Aufgrund des hohen Altersdurchschnitts fordert die IG Metall zudem die Weiterentwicklung des betrieblichen Gesundheitsschutzes und der besseren Ausstattung von Ausstiegsmöglichkeiten in Form von Altersteilzeit. „Die gesundheitlichen Risiken und Erschwernisse in den Sägewerken, Spanplatten- und Möbelfabriken, die größtenteils in drei Schichten rund um die Uhr und das ganze Jahre laufen, sind knallhart.
Bis zur Regelaltersrente von 67 Jahren kann unter diesen Bedingungen niemand durchhalten. Hier müssen die Arbeitgeber endlich umdenken und auch verantwortlich handeln, denn bisher füllen sie eine Tariflösung leider wenig mit Leben aus“, kritisiert Bodo Grzonka, Tarifexperte für die Holzwirtschaft der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen.
Die Tarifpartner haben hierfür bereits 2016 einen so genannten Demografie-Tarifvertrag abgeschlossen, dessen Fonds nun weiterentwickelt und mit zusätzlich mindestens weiteren 450 Euro pro Jahr und Beschäftigten nachgebessert werden soll.
In den Betrieben der Branche wird von einer sehr hohen Auslastung gesprochen. Kunden können teilweise nicht mehr beliefert werden, weil entweder die Kapazität ausgereizt sei oder Vorprodukte zur Herstellung der Möbel fehlen. Holz ist weiterhin Mangelware, auch Spanplatten sind rar.
Verabredungen und zeitliche Fahrpläne der Tarifrunde sind noch nicht verbindlich vereinbart und erfolgen, nachdem der Vorstand der IG Metall Anfang Juli die Forderungen final beschlossen hat.
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