Die Belle Époque aus Berlin wird in den nächsten vier bis fünf Jahren im Leipziger Stadtteil Eutritzsch in der Wittenberger Straße 60, 62/ Görlitzer Straße 18-20 auf einem 8.422 m2 großen Grundstück ein Hofquartier mit Wohnungen und nichtstörenden gewerblichen Nutzungen entwickeln. Sie investiert etwa 30 Millionen Euro.
Die Gewerbeflächenkonversion vom ehemaligen Industriehof mit 27 Jahre lang ungenutzten und verfallenden, zum Teil denkmalgeschützten 14 Einzelgebäuden, Produktions- und Lagerflächen, manche noch aus den 1880er Jahren, zum modernen Mischgebiet ist ein zeitgemäßer Beitrag und Impuls zur Gebietsentwicklung und weiteren Qualifizierung des Eutritzscher Zentrums. Im Fokus der Aufmerksamkeit steht die prägende 2.500 Quadratmeter große alte Industriehalle der J. M. Grob & Co. Gasmotorenfabrik von 1891/ 92, die erste und größte Spezialfabrik von Universal-Petroleum-Motoren (kein Benzin).
Die Belle Époque, Wittenberger Straße 60 GmbH & Co. KG, Eigentümerin am Standort seit 2020, hatte im April 2021 ein konkurrierendes Werkstattverfahren ausgelobt und sechs Architekturbüros aus Leipzig und Berlin zur Ideenfindung für tragfähige Bebauungs- und Nutzungskonzepte der Grundstücke eingeladen. Die Büros präsentierten am 24. Juni 2021 in Leipzig ihre Vorschläge vor einer Jury unter Leitung der Berliner Architektin und Stadtplanerin Dorothee Dubrau.
Die Jurymitglieder, Experten aus Stadtplanung, Architektur, Denkmalpflege und Immobilienwirtschaft, diskutierten die Vielzahl der Anregungen und favorisierten zur weiteren Bearbeitung einstimmig drei Entwürfe unterschiedlicher Qualitäten im Umgang mit dem Städtebau, mit der zentralen Halle und mit einzelnen Bestandsgebäuden: W&V Architekten Leipzig/ Berlin, Pysall Architekten Berlin sowie Heide & von Beckerath Berlin. Federführend für den Masterplan zum Bauvorbescheid soll gemäß Jury-Empfehlung der Entwurf von W&V Architekten werden.
Dorothee Dubrau: „Es ist jedes Mal erfreulich, wenn sich Investoren dazu entschließen, Wettbewerbs- oder Werkstattverfahren durchzuführen. Auch hier an der Wittenberger Straße gibt es deshalb eine Vielzahl interessanter Entwürfe. Die guten Ideen aller drei siegreichen Arbeiten könnten am Ende kombiniert realisiert werden. So hat der Bauherr die Möglichkeit, im weiteren Verfahren mehrere Architekten mit unterschiedlichen Handschriften zu beauftragen.”
Thorsten Nehls, der Geschäftsführer der Berliner Belle Époque Gesellschaft für behutsame Stadterneuerung mbH: „Im liebenswerten und aufgeschlossenen Leipzig, der größten sächsischen Stadt und am schnellsten wieder zu alter Größe wachsenden Kommune in Deutschland, ist der alte Industriehof ein städtebaulicher Missstand. Der sich baulich immer weiter verschlechternde Zustand des Standorts soll so früh wie möglich intensiv durch Leben ersetzt werden.
Wir wollen eine phantastische, erhaltenswerte Industriearchitektur wirtschaftlich tragfähig sanieren, Fachleute, interessierte Laien und die coole Leipziger Szene neugierig machen, Spannung aufbauen, zum Erkunden der Wittenberger Höfe einladen und motivieren, selbst beim Wohnen und Arbeiten hier dabei zu sein. Dafür werden wir mit der Stadt Leipzig gemeinsam an einem Strang ziehen. Die große Industriehalle wollen wir auf jeden Fall erhalten, wie auch Denkmaldetails, z. B. die große Laufkatze, Radloren und alte Schienen.”
Als Vertreter der Stadt Leipzig in der Jury erklärte Heinrich Neu, amtierender Stadtplanungsamtsleiter: „Seit vielen Jahren bemühen wir uns, diesen liegengebliebenen und durch die Authentizität der Gebäude doch so charmanten und anspruchsvollen Standort mit hohen Arbeits- und Wohnqualitäten wieder nutzbar zu machen und so das Eutritzscher Zentrum weiter zu beleben. Wir danken dem Vorhabenträger Belle Époque dafür, nun Bewegung in das Projekt zu bringen und viele Akteure kooperativ in das Verfahren einzubinden. Wir schätzen den gemeinsamen Dialog sehr. Aus dem alten Industriehof wieder einen öffentlichen Ort zu machen, ist ein Geschenk für die Nachbarschaft, für Eutritzsch, gut für Leipzig.”
Gemeinsam mit der Stadt Leipzig und der Nachbarschaft sollen im Herbst zum Tag des offenen Denkmals die Ergebnisse des Werkstattverfahrens öffentlich präsentiert werden. Dafür ist eine Ausstellung vom 9. bis 12. September 2021 in der Industriehalle mit Pressekonferenz zur Eröffnung am 9. September 2021 geplant. Am Wochenende wird der Bauherr moderierte Führungen über das Gelände anbieten.
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