Gartenmärkte und Blumengeschäfte erleben in der Pandemie einen Ansturm – doch wer Sträuße bindet und Pflanzen pflegt, arbeitet in Leipzig meist zu Niedriglöhnen. „In der Floristik liegt der Stundenlohn für gelernte Kräfte gerade einmal bei 9,70 Euro pro Stunde. Von solchen Einkommen lässt sich kaum leben“, kritisiert Bernd Günther, Bezirksvorsitzender der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Nord-West-Sachsen.
Der Gewerkschafter fordert für die Beschäftigten deutlich mehr Geld. In der Branche arbeiteten überwiegend Frauen, für die die geringe Bezahlung zum Armutsrisiko werde. Nach Angaben der Arbeitsagentur zählt die Floristik in Leipzig rund 280 Beschäftigte.
„In der Corona-Zeit kaufen mehr Menschen als sonst Blumen, Topfpflanzen oder Deko, um es sich zuhause schön zu machen. Vor allem in den Gartencentern herrscht eine große Nachfrage“, betont Günther. Die Firmen ignorierten die gute Wirtschaftslage aber bislang – und zogen einen Tarifabschluss für die Branche im Dezember vergangenen Jahres überraschend zurück.
Danach sollten die Einkommen ab Februar um drei Prozent steigen. Für Azubis sah die Einigung ein Plus von 30 Euro pro Monat vor. Außerdem sollten sie im Osten Anspruch auf die gesetzliche Mindestausbildungsvergütung bekommen. Darüber hinaus müsse die Ost-West-Schere bei den Einkommen deutlich schneller als bisher überwunden werden – auch darauf hatte man sich bereits mit den Arbeitgebern geeinigt.
Die Gewerkschaft ruft den Fachverband Deutscher Floristen (FDF) dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Der bereits gefundene Kompromiss sei ein wichtiger Schritt für die Floristik heraus aus dem Niedriglohnsektor. Mittelfristig müsse sich die Bezahlung aber noch deutlich verbessern, fordert die IG BAU – „sonst finden Blumenläden & Co. bald kein Personal mehr.“
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