In diesem Frühjahr konnten in Sachsen weitere Wölfe mit Senderhalsbändern ausgestattet werden: „Cora“ (FT13), „Rona“ (FT14) und „Lea“ (FT15). Zusammen mit dem Wolfsrüden „Peter“ (MT8), der im April 2020 besendert worden war, liefern damit aktuell drei Wölfe Daten für das sächsische Wolfsmonitoring. „Cora“ hatte ihren Sender bereits nach kurzer Zeit wieder verloren. Das teilte die Fachstelle Wolf des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie heute in Dresden mit.
Alle drei Wolfsfähen wurden im März mit Sendern ausgestattet und stammen aus der sächsischen Oberlausitz. „Cora“ und „Rona“ sind im östlichen Teil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz gefangen und besendert worden. Das Gebiet gehört zum Territorium des Rudels Daubitz II. „Cora“ wurde 2020 in diesem Rudel geboren.
Ob es sich bei der etwa ein Jahr älteren „Rona“ um eine große Schwester von „Cora“ handelt, wird zurzeit genetisch untersucht. Die ersten Datenauswertungen haben gezeigt, dass beide Wölfinnen seit ihrer Besenderung den gesamten Ostteil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz genutzt haben. Den in diesem Bereich zum Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest errichteten Zaun haben sie nicht überquert.
„Cora“ sendete schon nach kurzer Zeit keine Bewegungssignale mehr. Anhand des letzten Signals konnte ihr stark zerbissenes Senderhalsband gefunden werden. Wahrscheinlich ist es der Wölfin bei Rangeleien mit einem anderen Rudelmitglied über die Ohren gezogen worden. Bei der dritten besenderten Wölfin „Lea“ handelt es sich um einen elf Monate alten weiblichen Welpen aus dem Gebiet des Nochtener Rudels. Zum jetzigen Zeitpunkt können aufgrund der kurzen Besenderungszeit noch keine Angaben dazu gemacht werden, welches Gebiet die Wölfin nutzt.
Der Wolfsrüde „Peter“ aus dem Mulkwitzer Rudel sendet regelmäßig Standortdaten. Zieht man seine Abstecher nach Südbrandenburg und in die rekultivierten Tagebauflächen südlich von Weißwasser ab, umfasst das von ihm genutzte Territorium eine Fläche von rund 88 Quadratkilometern. Auf etwa einem Fünftel dieser Fläche wird aktiver Tagebau betrieben, sodass dieser Teil des Territoriums für den Wolf nicht nutzbar ist. Ob das Mulkwitzer Rudel, dessen Vaterwolf „Peter“ ist, auch in diesem Jahr wieder Welpen aufziehen wird, werden die Telemetrie- und Monitoringdaten der kommenden Monate zeigen.
Auch von der sächsischen Wölfin »Juli« (FT12), die im Juli 2019 besendert worden und Anfang 2020 nach Mecklenburg-Vorpommern abgewandert war, gibt es Neuigkeiten. Sie hatte sich seit April 2020 dauerhaft im Gebiet des Landgrabentals zwischen Friedland und Anklam aufgehalten, bis ihr Sender im November 2020 verstummte. Seitdem war das Schicksal der Wölfin ungewiss.
Jetzt gibt es wieder ein Lebenszeichen von „Juli“. Sie konnte auf Videoaufnahmen im Bereich des Landgrabentals anhand ihres Halsbandes identifiziert werden. Die Aufnahmen zeigen sie mit einem zweiten Wolf, was darauf schließen lässt, dass sie einen Partner gefunden hat. Gegebenenfalls wird mit dem Paar in der Region ein neues Rudel entstehen. „Julis“ Halsband war vermutlich verstummt, weil der Akku zu schwach geworden war.
Das sächsische Landesprogramm zur Besenderung von Wölfen wird im Auftrag des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) vom LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland durchgeführt. Die mittels Telemetrie gewonnenen Daten sind eine wertvolle Ergänzung zum herkömmlichen Wolfsmonitoring.
Besonders in Gebieten mit einem dichten Wolfsbestand wie der sächsischen Oberlausitz lassen sich aus den Daten wichtige Erkenntnisse ziehen: von der Größe über die Lage und die räumlich-zeitliche Nutzung eines Wolfsterritoriums bis hin zum Abwanderungsverhalten junger Tiere.
Wolfssichtungen sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Monitorings. Sie können ab sofort online über die Webseite der Fachstelle Wolf gemeldet werden.
Hintergrundinformationen:
Die Halsbandsender liefern etwa zwei Jahre lang Daten. Danach ist der Akku in der Regel erschöpft. Die Halsbänder verfügen über einen sogenannten Drop-Off-Mechanismus, der das Halsband zwei Jahre nach der Aktivierung automatisch wieder öffnet. Zum einen kann der Wolf auf diese Weise wieder ohne Senderhalsband herumstreifen, zum anderen sind auf dem Halsband Daten gespeichert, die die Forscher nur über das Halsband auslesen können. Das abgefallene Senderhalsband können die Forscher entweder über das letzte Ortungssignal oder über das VHF-Signal mithilfe einer Handantenne finden.
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