Susanne Schaper, Sprecherin für Tierschutz, sagt zur Aktuellen Debatte auf Antrag der Linksfraktion „Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit – in und nach der Corona-Pandemie!“: „In der Pandemie hat das Thema Tierschutz keinen Vorrang – zu Unrecht.“
„Denn die Pandemie droht auch die Tierheime weiter zu überlasten und zudem zeigt das Corona-Virus die Bedeutung des Tierschutzes. Denn es sprang von Wildtieren direkt auf Menschen über, was angesichts des Raubbaus an der Natur und rücksichtsloser Ausbeutung der Tiere nun häufiger passieren könnte.
Inzwischen besteht die Gefahr, dass die Folgen der Corona-Krise das System Tierschutz endgültig zum Kollabieren bringen. Insbesondere die Einschränkung der sozialen Kontakte hat viele Menschen in unserer stark individualisierten Gesellschaft vereinsamt. Deshalb haben sich viele Menschen ein Haustier angeschafft. Dagegen ist nichts einzuwenden, auch ich kann mir ein Leben ohne tierische Begleiter nicht vorstellen.
Aber Tiere sind Lebewesen. Der Mensch trägt eine Verantwortung für sie. Und leider kommen nicht alle, die sich ein Tier anschaffen, dieser Verantwortung nach, auch nicht bei der Anschaffung. Tierschutzverbände gehen davon aus, dass der illegale Haustierhandel explodiert ist. Laut dem Deutschen Tierschutzbund waren 2020 insgesamt 1.221 Tiere vom illegalen Heimtierhandel betroffen – davon über 1.050 Hunde, fast ausschließlich Welpen. Die Dunkelziffer ist höher, Sachsen liegt bei der Fallzahl an zweiter Stelle.
Doch wenn legale Wege beschritten worden sind, dürfte nicht jede Haustieranschaffung wohlüberlegt gewesen sein. So ist zu befürchten, dass die Tierheime nach dem Ende der Corona-Maßnahmen mit vielen abgegebenen oder gar ausgesetzten, vernachlässigten oder misshandelten Tieren konfrontiert werden. Hält man sich den Zustand der Tierheime vor Augen, ist zweifelhaft, dass sie damit fertig werden können, allem Engagement zum Trotz.
Denn obwohl Tierschutz ein in der Verfassung verankertes Staatsziel ist, hat ihn die Staatsregierung auf die klammen Kommunen, freie Träger und ehrenamtliche Engagierte abgewälzt, ohne dafür genug Geld bereitzustellen. Außerdem sind die Tierheime durch die Pandemie noch weiter eingeschränkt, Vermittlungsmöglichkeiten und Spenden fehlen. Da leistet auch der gestern beschlossene Landeshaushalt keine Abhilfe.
Der Handel von Tieren im Netz ist eine problematische Angelegenheit, auch weil er unüberlegten Spontankäufen Vorschub leistet. Tiere können vorab nicht in Augenschein genommen werden, es findet keine Beratung statt. Zudem öffnet die Anonymität illegalen Praktiken wie dem Handel mit Wildtieren oder dem illegalen Welpenhandel Tür und Tor. Ein Komplettverbot des Handels mit Tieren im Netz wäre folgerichtig. Wenigstens muss er stärker reguliert werden, damit niemand mehr ein Tier anbieten darf, ohne das behördlich zu melden und sich klar zu identifizieren müssen.“
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