In Regionen mit einem hohen Anteil von Rauchenden sind mehr Menschen von der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit COPD betroffen als in Regionen mit weniger Rauchenden. Das zeigt der "Gesundheitsatlas COPD", den das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) im Vorfeld des Weltnichtrauchertages am 31. Mai 2021 veröffentlicht hat.

Doch auch andere Faktoren wie die Feinstaubbelastung oder die Sozialstruktur in den Regionen spielen laut Gesundheitsatlas eine Rolle für die Prävalenz der COPD. Der Bundesbericht macht regionale Unterschiede bei der Krankheitshäufigkeit bis auf die Ebene der 401 Kreise und kreisfreien Städte transparent. Der bundesweit niedrigste COPD-Anteil findet sich laut der Auswertung mit 4,5 Prozent im baden-württembergischen Kreis Biberach, der höchste in der nordrhein-westfälischen Stadt Gelsenkirchen mit 12,1 Prozent.

Sachsen erkranken seltener an COPD

In Sachsen waren im Jahr 2019 rund 149.000 Menschen ab 40 Jahren an COPD erkrankt. Die Prävalenz liegt bei 6,0 Prozent. Das ist die zweitniedrigste im Ländervergleich hinter Baden-Württemberg (5,8 Prozent). Berlin ist negativer Spitzenreiter mit einer Prävalenz von 8,6 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 7,1 Prozent.

Am häufigsten tritt COPD in Sachsen in der Altersgruppe von 75 bis 79 Jahren auf. Männer sind anteilig häufiger betroffen als Frauen. Die Prävalenzen bei Frauen und Männern liegen in allen Altersgruppen deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Innerhalb Sachsens zeigen sich beim Anteil der COPD-Patienten nur geringe Unterschiede. Am niedrigsten liegt er in Meißen (5,4 Prozent), am höchsten in Leipzig (7,3 Prozent). Bundesweit hat Dresden mit 5,6 Prozent die niedrigste aller COPD-Häufigkeiten unter den Großstädten ab 500.000 Einwohnern.

Der komplette Bericht mit Grafiken für Sachsen steht hier: Gesundheitsatlas Sachsen COPD (gesundheitsatlas-deutschland.de)

Mit Tabakentwöhnung gegen COPD

Da COPD in den meisten Fällen durch das Rauchen verursacht wird, ist Rauchverzicht die wichtigste Maßnahme zur Bekämpfung der Erkrankung. Die AOK PLUS bietet deshalb das innovative Programm „Rauchfrei durchatmen“ zur Tabakentwöhnung an. Teilnehmen können rauchende Versicherte der AOK PLUS ab 18 Jahren, die länger als acht Wochen an chronischem Raucherhusten leiden oder an COPD erkrankt sind. Die Patienten erhalten eine evidenzbasierte und individuell abgestimmte Tabakentwöhnung inklusive Nachbetreuung im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung.

Die wesentlichen Inhalte des Programms wurden im Rahmen eines Modellprojektes bereits zwischen 2013 und 2018 in pneumologischen Facharztpraxen und bei Psychotherapeuten in Sachsen und Thüringen getestet. Der medizinische Nutzen des Tabakentwöhnungsprogramms wurde über die Evaluation zum Modellprojekt nachgewiesen (ATEMM-Studie TU Chemnitz*). https://www.tu-chemnitz.de/hsw/psychologie/professuren/klinpsy/ATEMM/index.php

Tabakentzug gilt als eine der erfolgreichsten medizinischen Maßnahmen überhaupt zur Verbesserung der Gesundheit und zur Einsparung von Krankheitskosten. Er wirkt sich positiv auf Symptomatik, Verlauf, Lungenfunktion und Mortalität aus. Am besten funktioniert die Tabakentwöhnung mit Verhaltenstherapie, Medikamenten und längerfristiger telefonischer Begleitung.

Bisher fallen die Medikamente laut § 34 des Sozialgesetzbuchs V aber in den Bereich “Lifestyle” und sind damit nicht erstattungsfähig. Tabakabhängigkeit wird damit faktisch nicht als Suchterkrankung anerkannt. Allerdings hat jetzt das BMG Änderungsanträge zum Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) vorgelegt, in denen u.a. das Ziel verfolgt wird, dass die Tabakentwöhnung Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung werden soll.

Versicherte mit schweren tabakassoziierten Erkrankungen, deren Verlauf und Prognose durch das Rauchen negativ beeinflusst werden, sollen auf GKV-Kosten eine einmalige Versorgung mit Arzneimitteln zur Tabakentwöhnung im Rahmen von evidenzbasierten Programmen in Anspruch nehmen können.

Über das Programm „Rauchfrei durchatmen“ hinaus bietet die AOK PLUS ihren Versicherten Kurse zur Tabakentwöhnung im Rahmen der Primärprävention an (§20 SGB V). Auch präventive Maßnahmen, die bereits im Kindes- und Jugendalter ansetzen, können die Verbreitung der Krankheit COPD in der Zukunft eindämmen.

* ATEMM-Studie: AOK PLUS-Studie zur strukturierten Tabak-Entwöhnung durch pneumologische Facharztpraxen und Psychotherapeuten in Sachsen und Thüringen mit Minimal-Intervention vs. Maximal-Intervention

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