Aktiver Naturschutz mit süßer Gegenleistung, mitten in der Großstadt: Am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) „arbeiten“ seit Anfang des Monats April zehntausende Bienen und befliegen die nachbarschaftlichen Kleingärten sowie alle Bäume, Sträucher, Blumen und Grünanlagen der Umgebung. Das UKL ist dafür eine Patenschaft für zwei Bienenvölker des Leipziger Imkers Dr. Michael Hardt eingegangen. Läuft alles wie vorgesehen, gibt es im Juni den ersten UKL-Honig.
Zwei Bienenstöcke mit ungefähr 15.000 bis 18.000 der geflügelten Insekten stehen seit Anfang April auf dem Gelände der UKL-eigenen Gärtnerei an der Stephanstraße. Sie gehören Dr. Michael Hardt. Für vorerst ein Jahr ist das UKL eine Bienenpatenschaft für die Tiere eingegangen.
Der Leipziger Hobby-Imker hat die Stöcke auf einem geschützten und trotzdem für ihn gut zugänglichen Teil der Klinikums-Gärtnerei aufgestellt. „Zum Höhepunkt der Saison im Juni können es noch deutlich mehr Bienen werden – bis zu 60.000“, erklärt Hardt. Ähnlich wie auch Menschen müssen sie sich in den ersten Tagen an ihre neue Umgebung gewöhnen: „Sie fliegen sich ein, orientieren sich, prägen sich Landmarken ein, um den Rückweg zu finden“, erläutert der Imker. Bis zu drei Kilometer entfernen sich die Sechsbeiner von ihrem Stock.
Hardt ist Vorsitzender des Landesverbandes sächsischer Imker. Zu Hause sind seine Bienen in Leipzig-Wiederitzsch. Er freut sich, dass nun zwei weitere seiner Völker im Stadtgebiet Leipzigs fliegen und räumt mit einer falschen Vorstellung auf, die gerade sehr hoch unter den „Großstadt-Trends“ gehandelt wird: „Bienen müssen nicht auf Dächer. Das ist ‘modern’, braucht es aber nicht. Sie können selbst in die Höhe fliegen“, meint er schmunzelnd.
Zudem seien sie auf dem Dach der prallen Sonne ausgesetzt. Viel lieber, so Hardt, hätten es die nützlichen Insekten einige Meter über dem Erdboden. Sowieso gehe in einer Großstadt wie Leipzig für Bienen mehr als man denke, sagt der Experte. Der Standort an der UKL-Gärtnerei direkt neben einer Kleingartenanlage sei ideal.
„Bienen fliegen auf alles, was Pollen trägt, derzeit etwa Haseln, Weiden, aber auch die Kornelkirsche oder die Frühblüher wie Krokusse“, sagt Bärbel Zimmermann. Sie leitet die Gärtnerei des Uniklinikums und war von der Idee der Bienenpatenschaft sofort begeistert. „Auch unsere Nachbarn in den Kleingärten haben wir nach anfänglicher Skepsis überzeugen können und sogar fast schon eine kleine ‘Bieneneuphorie’ ausgelöst“, berichtet Zimmermann. Die bessere Bestäubung ihrer Pflanzen bringe eben auch den Hobbygärtnern Vorteile, meint sie, das habe überzeugt.
Einmal pro Woche wird Dr. Hardt, der auch Fachtierarzt für Bienen ist, nach seinen UKL-Völkern schauen kommen. Das genüge in der Hauptsaison, sagt er. Die meiste Arbeit hätte er als Imker mit der Zucht gehabt: „Sanftmütig, schwarmträge und fleißig sollten die Bienen sein.“ Die erste Honigernte soll im Mai erfolgen. Den ersten UKL-Honig gibt es dann wohl Mitte Juni. Hardt schleudert nach eigener Aussage zwei bis drei Mal je Saison. Er rechnet mit einem Ertrag von mindestens 30 Kilogramm Honig pro Bienenvolk.
Jetzt bleibt erst einmal zu hoffen, dass sich die Bienen mit ihrer neuen Umgebung anfreunden und genauso fleißig sind, wie es das geflügelte (!) Wort dazu verrät.
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