Die IG Metall geht mit einer Forderung von vier Prozent mehr Geld für die nächsten zwölf Monate im Kfz-Handwerk in die Kfz-Tarifrunde 2021. Der aktuelle IG Metall-Tarifvertrag für Berlin, Brandenburg und Sachsen mit den Arbeitgebern der Tarifgemeinschaft des mitteldeutschen Kfz-Handwerks endet am 30. April 2021.
Die zuständige regionale Tarifkommission hat dem Vorstand der IG Metall diese Forderung zur Beschlussfassung vorgelegt. Als weiteren Schwerpunkt fordert die IG Metall eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen für alle Auszubildenden im Kfz-Gewerbe.
„Die Forderung der IG Metall ist für die Beschäftigten ein Ausgleich für die enormen Leistungen in Kfz-Werkstätten und Autohäusern. Die Forderung ist gerecht und auch dringend erforderlich, um die Beschäftigten im Handwerk zu halten“, sagte der Verhandlungsführer der IG Metall Bodo Grzonka.
Die aktuellen Zahlen des Jahres 2020 der Branche belegen, dass Umsatz und Erträge sich trotz der Pandemie nahezu auf dem sehr guten Vorjahresniveau bewegen. „Durch die enormen Anstrengungen der Beschäftigten, der großzügigen Inanspruchnahme von Arbeitszeitkonten bis in Minusstunden und flexibler Kurzarbeit konnten die Geschäfte und der Kundenservice auf gutem Niveau weiterlaufen. Das zu erwartende wirtschaftliche Wachstum wird zusätzliche Leistungen erfordern. Das sind gewichtige Gründe für eine faire Teilhabe der Beschäftigten am Erfolg der Kfz-Branche“, so Grzonka.
Zudem befindet sich das Kfz-Handwerk in einem massiven Umbruch. Der einst beliebteste Beruf „Autoschrauber“ ist es nicht mehr. Für junge Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist der Kfz-Mechatroniker immer weniger attraktiv. Der Fachkräftemangel trifft die Brache hart. Der Einkommensabstand zu Industriearbeitsplätzen von rund 1.000 Euro erzwingt ein Umsteuern. Derzeit wandert etwa ein Drittel der Ausgebildeten aus dem Handwerk in die Industrie ab, die insgesamt bessere Arbeitsbedingungen bietet.
Die IG Metall verhandelt mit der „Tarifgemeinschaft Mitteldeutsches Kraftfahrzeuggewerbe“ (TG MDK), der sich vor allem die großen Firmen und Niederlassungen, jedoch weniger als ein Drittel aller Betriebe, durch direkte Tarifbindung angeschlossen haben. Von einem Neuabschluss der Tarifverträge könnten dennoch rund 37.000 Beschäftigte in 3.400 Betrieben profitieren, da sich diese Kfz-Betriebe an den Tarifergebnissen der Branche orientieren.
Die im Handwerk üblicherweise zuständigen Kfz-Innungen haben vor einigen Jahren ihre Tarifpartnerschaft vollständig aufgeben. Bei der Vergabe öffentlicher Beschaffungsaufträge für die Fuhrparks gelten deshalb gesetzliche Mindeststandards.
Die erste Tarifverhandlung im Kfz-Handwerk ist für den 11. Mai 2021 geplant.
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