In diesem Experiment wird der Raum zum Proband. Das Laborteam experimentiert mit Auf- und Umbauten und erprobt die Wirkung in raumgreifenden Improvisationen. Das Publikum beobachtet und protokolliert das Ganze auf seinem Bildschirm.
Zum Versuchsaufbau gehören Ofenrohre, Tische, Stühle, spontane Objekte, Folie und akustische Gerätschaft. Die Phasen des Experiments beziehen sich auf die biographischen Erfahrungen des Raumes, unseres Probanden, die die Luft erfüllen: Leerstand, Lager, Bar und Abwesenheit. Eine Objektspielerin und ein Bassist bespielen den Raum improvisatorisch vor den Augen der beobachtenden Protokollant/-innen.
Für dieses Experiment bekommt das Laborteam Zuwachs von sechs Personen, die den Versuchsauf- und -umbau vornehmen und dabei ihrer gestalterischen Intuition folgen.
mit: Philipp Martin (E-Bass/Electronics mit Effekten), Samira Wenzel (Performance mit Objekten) und Gwen Kyrg (Moderation und Konzept) sowie Moritz von Schurer (Kamera)
Die bisherige Zusammenarbeit zwischen Philipp Martin und Gwen Kyrg fand in verschiedenen Besetzungen und musikalischen Kontexten von Kompositionen und freien Improvisationen statt. Samira Wenzel ist Teil der Figurentheatergruppe Lehmann und Wenzel, die seit 2012 im Westflügel wirkt. Die „Laborleiterin“ des Experiments Gwen Kyrg moderiert den Abend.
Das Experiment
Das Experiment läuft in drei Phasen ab, die sich auf die historischen Nutzungsphasen des Raumes beziehen:
1) Leerstand, Ofenrohrfabrik (Lager)
2) Kulturbar mit Tischen und Stühlen,
3) Geräuschkulisse des abwesenden Publikums.
Jede Versuchsphase beginnt mit dem Aufbau/Umbau, den die Statist/-innen im Raum vornehmen. Sie können frei gestalten, z. B. Ofenrohre, Tische und Stühle, eigene mitgebrachte Objekte im Raum platzieren oder umpositionieren. Dann setzen sie sich in eine beobachtende Position während der Bassist und die Performerin für das Publikum im Livestream improvisieren.
Die Performerin spielt mit einer großen Folie, die wie eine schwebende Qualle über ihr schwingt oder in der sie wie in einer Luftblase verschwindet. Die Folie knistert. Es knistert auch aus den Bassverstärkern und den vielen kleinen akustischen Gerätschaften.
Die raumgreifende Improvisationsperformance ist als Schnittstelle zwischen den 36 Jahren industrieller Nutzung als Ofenrohrfabrik, der jetzigen Kulturbar des internationalen Produktionszentrums für Figurentheater Westflügel Leipzig und der Situation während der Pandemie konzipiert.
„Der heutige Westflügel wurde 1939 an Willi Ludwig Karl Hücking verkauft, der es an eine Ofenrohrfabrik verpachtete. Der so zweckentfremdete Ballsaal wurde zu einer Fabrikhalle. Unter dem Familiennamen Froelich und Herrlich wurden hier Ofenrohre hergestellt, geflickt und gelagert. Inzwischen trägt nun die Bar des Westflügels den Namen „froelich & herrlich“ und auch ein Porträt von einem der Besitzer hängt über dem Tresen, um an diese Zeit zu erinnern. Über eine Angehörige der Familie, die jetzt ehrenamtlich im Westflügel tätig ist, wurden einige Geschichten aus der Zeit der Ofenrohrfabrik bekannt. Eine kleine Anekdote ist zum Beispiel, dass die Namen der frischgeborenen Kinder der Besitzer durch Rufe über das betriebsinterne Ofenrohnetz bekannt gegeben wurden.“
Für die Recherche zur Phase der Ofenrohrfabrik wurde ein Interview mit einer Angehörigen der Familie Froelich/Herrlich geführt, deren Perspektive mit einbezogen wird.
Audio Experiment
Unter dem Titel Audio Experiment improvisieren Musiker*innen, Akteur*innen der Bildenden und Darstellenden Kunst, Medienkunst und Literatur seit 2011 in verschiedenen Konstellationen zusammen. Es ist ein fortlaufendes Format, bei dem jede Veranstaltung für sich steht.
Ziel ist die experimentelle Erprobung und Weiterentwicklung interdisziplinärer Formate mit improvisatorischem und partizipativem Ansatz. Das LABOR DER MÖGLICHKEITEN wird zum kollektiven Erprobungsfeld für Akteur/-innen verschiedener Sparten und mehrschichtiger Erfahrungsraum für das Publikum. Die Arbeit im Rahmen der AUDIO EXPERIMENTE ist eine praxisbasierte und ergebnisoffene Recherche. Statt ein abgeschlossenes Produkt hervorzubringen, liegt der Fokus auf einem fortlaufenden Entwicklungsprozess.
Konzeptionelle Leitung: Gwen Kyrg
Gwen Kyrg arbeitet als Sängerin, Schauspielerin, Regisseurin und Komponistin. Schwerpunkte liegen bei Jazz, freier Improvisation und Pop sowie Sprache, Bewegung und Installation, die sie in ihren eigenen Arbeiten zu Theaterperformances und Formen des zeitgenössischen Musiktheaters verbindet. In ihrem Projekt Audio Experiment entwickelt sie ortsspezifische Spiele für ein interdisziplinäres Ensemble und das Publikum als Spielpartner.
Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig und die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Den Zugang zum Livestream erhalten die Besucher/-innen in der Bestätigungsmail des gebuchten Online-Tickets:
Onlinetickets 10,- / 15,- / 20,- EUR über www.westfluegel.de | Infos: Mail an service@westfluegel.de
Westflügel Leipzig | Hähnelstr. 27 | 04177 Leipzig | www.westfluegel.de
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