Sachsenforst und die Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz warnen Waldbesucher vor der Gefahr durch umstürzende Bäume. Mit Blick auf die beginnende Wandersaison und die anstehenden Osterferien werden Waldbesucher gebeten, die akut betroffenen Wege insbesondere in der hinteren Sächsischen Schweiz zu meiden.
Utz Hempfling, Landesforstpräsident und Geschäftsführer von Sachsenforst: „Wir haben an einigen Stellen eine wirklich bedrohliche Situation. Viele der in den vergangenen Jahren durch Borkenkäferbefall abgestorbenen Bäume sind umgestürzt und blockieren Wanderwege, andere drohen umzubrechen. Das ist eine akute Gefahr für Waldbesucher und Waldarbeiter. Wir appellieren dringend an alle Besucher, die Risiken ernst zu nehmen und sich an Sperrungen und Empfehlungen zu halten.“
Umfangreiche Informationen zu Einschränkungen und Alternativen
Betroffen sind aktuell 26 von 400 Kilometern Wanderwegen im Nationalpark. Die zurzeit 19 unpassierbaren Wanderwege liegen im Bereich der hinteren Sächsischen Schweiz. Ulf Zimmermann, Leiter der Nationalparkverwaltung: „Das heißt, das Betreten dieser Wege ist momentan lebensgefährlich. Wir raten dringend davon ab, auf eigene Faust die unpassierbaren Stellen zu umgehen. Wir bedauern die Einschränkungen und bitten um Verständnis. Wo immer möglich, halten wir die Wege frei. Derzeit liegt der Schwerpunkt noch auf den Rettungswegen, wie zum Beispiel am Großen Winterberg.“
An neuralgischen Punkten weisen Schilder und Absperrungen auf die Gefahren hin. Nationalpark-Ranger werden an besonders stark frequentierten Tagen auch vor Ort im Einsatz sein, um zusätzlich über die Gefahren aufzuklären.
Damit Touristen und Tagesausflügler nicht erst unmittelbar vor Ort von den Einschränkungen erfahren, wird umfassend auf verschiedenen Wegen über die Situation informiert. Potenzielle Besucher werden gebeten, sich vorab auf der Website der Nationalparkverwaltung (www.nationalpark-saechsische-schweiz.de) zu informieren.
Auch mit den Kommunen in der Region, dem Tourismusverband Sächsische Schweiz und anderen Akteuren ist die Nationalparkverwaltung im Kontakt, um einerseits über lokale Einschränkungen zu informieren und andererseits Ausweichmöglichkeiten anzubieten und auf besonders beliebte und begehbare Routen hinzuweisen.
Nationalparkverwaltung ergreift Gegenmaßnahmen
Die Nationalparkverwaltung hat in den vergangenen Monaten bereits zahlreiche Baumstürze beseitigt, wie aktuell zum Beispiel am Arnstein. Allerdings ändert sich die Lage von Woche zu Woche. An einigen Rettungswegen wurden und werden auch zum Schutz der Besucher vorsorglich Bäume entfernt. Zurzeit werden Rettungswege auf einer Gesamtlänge von ca. 50 km vor umfallenden Bäumen gesichert, damit im Ernstfall eine Rettung möglich ist.
Anders stellt sich die Situation bei Wanderwegen und Stiegen dar, die zum Teil schwer oder auch gar nicht mehr zugänglich sind. Waldarbeiter würden sich bei der Beräumung selbst gefährden. Ulf Zimmermann: „Hier ist häufig ein Einsatz von Maschinen aufgrund der Geländebedingungen nicht möglich und der Einsatz von Waldarbeitern aus Gründen des Arbeitsschutzes unverantwortlich. Waldarbeiter können durch herabfallende Baumteile verletzt oder gar erschlagen werden. Dort müssen wir zum Teil abwarten, bis die abgestorbenen Bäume auf natürliche Art und Weise umgefallen sind.“
Sobald es die Gefahrenlage zulässt, wird umgehend mit dem Freischneiden und der Instandsetzung der ausgewiesenen Wanderwege begonnen. „Derzeit erarbeiten wir gemeinsam mit dem Sächsischen Bergsteigerbund und weiteren Akteuren einen Stufenplan, wie wir die wichtigsten Wanderwege im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten mittelfristig sichern können“, betont Zimmermann.
Naturschutz muss beachtet werden
Die Landesdirektion Sachsen (LDS) weist darauf hin, dass ein Wiederfreischneiden von Wegen durch die Nationalparkverwaltung, bei denen die umstehenden abgestorbenen Bäume bereits von selbst gefallen sind, unproblematisch ist und keiner Genehmigung bedarf.
Müssen allerdings großflächige und umfangreiche Verkehrssicherungsmaßnahmen rechts und links der Wanderwege – und damit in den schützenswerten Lebensräumen von Pflanzen und Tieren – vorgenommen werden, wird die LDS im jeweiligen Einzelfall sorgfältig prüfen, ob damit Flora und Fauna nachhaltig geschädigt würden.
Wann immer möglich, wird die LDS die zweifellos schwierige Situation, die sich für die Besucher des Nationalparks und für alle weiteren Betroffenen ergeben hat, bei der Genehmigung berücksichtigen.
Hintergrund zur Gefahrensituation
Mit Stand Januar 2021 sind in den letzten drei Jahren weit mehr als die Hälfte aller Fichten in dem Gebiet abgestorben. Die Nationalparkverwaltung beschäftigt sich deshalb seit 2019 intensiv mit der Sicherung der öffentlichen Straßen und Wege mit viel Verkehr, sowie auf betroffenen Flächen, die an Privatwald angrenzen. Auch Gebäude in unmittelbarer Waldnähe und ausgesuchte Besucherschwerpunkte waren im Fokus der Nationalparkverwaltung. Hinzu kommt die Freihaltung der Rettungswege, um den Einsatzkräften im Bedarfsfall einen sicheren Zugang zu gewähren.
Das flächige Absterben der Fichten im Nationalpark Sächsische Schweiz ist auf die extreme Trockenheit der letzten drei Jahre zurückzuführen. Dadurch waren viele Bäume geschwächt, hatten keine »Widerstandskräfte« mehr und der Borkenkäfer fand ideale Bedingungen für eine massenhafte Vermehrung vor. Diese Entwicklung ist auch in anderen Regionen Sachsens sowie in ganz Mitteleuropa zu beobachten.
Weiterführende Informationen können auf www.nationalpark-saechsische-schweiz.de und www.sachsenforst.de abgerufen werden. Den Facebook-Auftritt der Nationalparkverwaltung erreichen Sie unter www.facebook.com/NationalparkSaechsischeSchweiz, denjenigen von Sachsenforst unter www.facebook.com/sachsenforst. Aktuelle und umfassende Informationen zur Waldschadenssituation erhalten Sie im Waldportal Sachsen unter www.wald.sachsen.de/aktuelle-situation-2020-8793.html.
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