In Sachsen gelten nun acht von dreizehn Stadt- und Landkreisen als FSME-Risikogebiet. Das Robert-Koch-Institut stuft auch den Landkreis Mittelsachsen als FSME-Risikogebiet ein. Zudem sind der Vogtlandkreis, die Landkreise Bautzen, Zwickau, der Erzgebirgskreis, der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, der Stadtkreis Dresden und der Landkreis Meißen auf dieser Liste des RKI.

Die Abkürzung FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Die Krankheit kann Symptome wie grippeähnliche Beschwerden, in seltenen Fällen auch Fieber, Hirnhautentzündungen und Lähmungen hervorrufen. Um sich davor zu schützen, wird eine Impfung empfohlen.

Gesundheitsministerin Petra Köpping erinnert an die möglichen Schutzmaßnahmen: „Am wirksamsten schützt man sich vor einer FSME-Infektion, indem man Zeckenstiche vermeidet. Das geht am einfachsten mit entsprechender Kleidung und den bekannten Zeckenschutzmitteln zum Auftragen auf der Haut. Menschen, die sich häufig in Zeckengebieten in der freien Natur aufhalten, ist eine Impfung zu empfehlen. Trotz der Einstufung eines weiteren Landkreises als Risikogebiet bleibt die Infektionsgefahr in Sachsen aber nach wie vor gering. Da derzeit wegen der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen bei vielen lange Spaziergänge in der Natur beliebt sind, ist trotzdem besondere Vorsicht angesagt.“

Zu FSME-Risikogebieten werden Regionen erklärt, in denen für Einwohner oder Besucher mit Zeckenexposition ein Erkrankungsrisiko besteht, das präventive Maßnahmen sprich vor allem die Empfehlung der verfügbaren Schutzimpfung gegen FSME begründet. Dieses Erkrankungsrisiko wird anhand der gemäß Infektionsschutzgesetz an das Gesundheitsamt und von dort weiter über die LUA Sachsen (als zuständige Landesstelle) an das Robert Koch-Institut gemeldeten FSME-Fälle der Vorjahre errechnet.

In die Risikoberechnung werden nicht nur die im jeweiligen Stadt- bzw. Landkreis gemeldeten bzw. dort erworbenen Fälle einbezogen, sondern auch die Fallzahlen der angrenzenden Kreise.

Die Deklaration des Landkreises Mittelsachsen erfolgte nicht nur aufgrund der dort registrierten Fallzahlen, sondern auch anhand der Zahl der in den anliegenden Nachbarkreisen (Kreisregion) erworbenen Erkrankungen.

Die Gefahr für eine Ansteckung mit der von Zecken übertragenen FSME ist im Süden Deutschlands am größten. Vor allem in Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen und im südöstlichen Thüringen besteht die Gefahr, bei einem Zeckenstich FSME-Viren übertragen zu bekommen. Trotzdem gilt: in ganz Deutschland gibt es Zecken. Sie kommen vor allem an Waldrändern und -lichtungen aber auch in Gärten und Parks vor.

Wie aus Abbildung 1 der Darstellungen im Downloadbereich ersichtlich, haben die in Sachsen registrierten FSME-Erkrankungen in den letzten Jahren zugenommen. Auch der Anteil von autochthon, das bedeutet in Sachsen erworbenen Infektionen ist stark angestiegen.

Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Frühsommer-Meningoenzephalitis zu erkranken verhältnismäßig gering. Es wird geschätzt, dass in Risikogebieten zwischen 0,1 bis maximal 5 % aller Zecken das FSME-Virus in sich tragen, also ca. jede 100. Zecke. Allerdings kommt es nur bei 10 % der Zeckenstiche auch zur Infektion des Gestochenen. Und selbst eine Infektion verläuft dann in 80-90 % der Fälle ohne Symptome.

Wenn Krankheitszeichen auftreten, so sind dies (ca. eine Woche nach dem Zeckenstich) zunächst grippeähnliche Beschwerden und meistens bleibt es auch dabei. In einigen wenigen Fällen kommt es aber auch zu schweren Verläufen. Nach einem beschwerdefreien Intervall können dann ein bis drei Wochen nach der Infektion hohes Fieber, Entzündungen des Gehirns und seiner Häute, Lähmungen und komatöse Zustände auftreten. Die Zahl der schweren Verläufe steigt mit dem Lebensalter.

10-20 % der Patienten leiden unter Folgeschäden und ca. 1 % der Betroffenen verstirbt an dem schweren Verlauf der Erkrankung. Da keine speziell wirksame Therapie zur Verfügung steht und im Krankheitsfall nur die Symptome behandelt werden können, bleibt neben der Vermeidung von Zeckenstichen bei Aufenthalt im Freien durch entsprechende Kleidung und die Verwendung von Repellents (auf die Haut aufgetragenen Schutzmitteln, die Zecken vertreiben bzw. fernhalten) die Schutzimpfung als einzige und sicherste wirksame Prophylaxe.

FSME-Impfung

Die Impfung ist gut verträglich und sehr wirksam. Für eine komplette FSME-Impfung werden drei Injektionen benötigt, wobei die ersten beiden Impfungen regulär im Abstand von ein bis drei Monaten durchgeführt werden sollten. Eine dritte Impfung nach weiteren neun bis zwölf Monaten schließt die sogenannte Grundimmunisierung ab und verleiht einen Schutz für mindestens drei Jahre.

Nach vollständiger Impfung kann bei 99 % der Geimpften mit einem Schutz vor FSME gerechnet werden. Bereits nach zwei Impfungen besteht bei 98 % ein Schutz, der allerdings nur etwa ein Jahr anhält. Auffrischimpfungen werden alle 3-5 Jahre empfohlen. Zur Anwendung kommen kann auch ein spezielles Impfschema, das einen schnellen, jedoch nur vorübergehenden Schutz verleiht.

Je nach Impfstoff werden hier zwei Impfungen im Abstand von 14 Tagen oder drei Impfungen an Tag 0, Tag 7 und Tag 21 gegeben. Für die Bewohner von Risikogebieten werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Viele Kassen bezahlen den Schutz gegen FSME auch als Reiseimpfung.

Der Begriff Frühsommer-Meningoenzephalitis lässt vermuten, dass die Erkrankung nur im Frühsommer auftritt. Da Zecken ab Temperaturen von ca. 7 Grad Celsius aktiv werden, stimmt dies nicht. Normalerweise dauert die „Zeckensaison“ in Deutschland vom Frühjahr bis in den Spätherbst hinein (im Schnitt von März bis Oktober). Bei kälterer Witterung fallen Zecken in eine Art Starre, können jedoch in milden Wintern bereits im Januar und bis in den Dezember hinein zustechen. Der Begriff Frühsommer beruht darauf, dass die Krankheit in diesem Zeitraum erstmals beschrieben wurde.

Im Jahr 2020 kamen im Freistaat Sachsen insgesamt 31 Erkrankungen an FSME zur Meldung. Die Infektionsorte lagen bei 27 Erkrankten in Sachsen, die vier anderen Patienten infizierten sich in Österreich, Polen/Litauen, Thüringen sowie Baden-Württemberg. Bei den Betroffenen handelte es sich um 28 Erwachsene (5 Frauen und 23 Männer) im Alter zwischen 22 und 79 Jahren sowie einen 6-jährigen Jungen, ein 12-jähriges Mädchen und einen 16-jährigen Jugendlichen. Der Altersdurchschnitt betrug 46 Jahre.

18 der Erkrankten litten nur unter grippalen Krankheitszeichen und Kopfschmerzen während 13 Patienten eine neurologische Symptomatik aufwiesen (Meningitis und Enzephalitis also Entzündung des Gehirns bzw. seiner Häute). Bis auf drei Erkrankte, von denen zwei eine einmalige und eine Betroffene eine zweimalige FSME-Impfung belegen konnten, waren alle Patienten nicht gegen FSME geimpft.

Eine Ausweisung weiterer Risikogebiete im Freistaat Sachsen ist für die Zukunft nicht unwahrscheinlich.

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