Der geflüchtete Faisal Jahangir, pakistanischer Christ - also nicht erst in Deutschland Getaufter - soll in den kommenden Tagen abgeschoben werden. Vor 14 Jahren war er aus Pakistan nach Deutschland geflohen, weil er Angst vor religiöser Verfolgung hatte. Faisal Jahangir begeht morgen seinen Geburtstag in Abschiebehaft. Dass ihm die deutschen Behörden den Fluchtgrund nicht abnahmen, ist unverständlich. Dass sie ihn jetzt nach Pakistan abschieben wollen, ist skandalös.
Frank Richter, religionspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag: „Ich bitte den christdemokratischen Staatsminister des Innern, Roland Wöller, alles zu tun, um die Abschiebung von Faisal Jahangir zu verhindern.“
In einer Pressemitteilung vom 13. Januar 2021 hatte die CDU/CSU-Bundestags-Fraktion bereits auf die weltweit dramatisch ansteigende Christenverfolgung hingewiesen. Nach Aussagen der Hilfsorganisation Open Door wird Pakistan in der Rangliste des Weltverfolgungsindex 2021 auf Platz 6 hinter Nordkorea, Iran, Afghanistan, Somalia und Libyen geführt.
Frank Richter: „Es ist unzumutbar, Faisal Jahangir zur Nachholung eines Visumverfahrens nach Pakistan abzuschieben. Es ist nicht nachvollziehbar, einen integrierten, hier lebenden, arbeitenden und steuerzahlenden Mitmenschen der realen Gefahr religiös begründeter Verfolgung auszusetzen. Die zuständigen Behörden nehmen damit in Kauf, dass es Faisal Jahangir möglicherweise niemals gelingen wird, nach Deutschland zurückzukehren und seine Frau wiederzusehen.
Auch dass mit der Abschiebung Faisal Jahangirs ein Paar getrennt werden soll, das sowohl standesamtlich als auch kirchlich in Deutschland geheiratet hat, von Freunden und Bekannten begleitet und als glücklich beschrieben wird, halte ich für unvereinbar mit der christlich-konservativen Wertschätzung der Ehe.“
Hintergrund
Faisal Jahangir lebt seit 14 Jahren in Deutschland. Er ist mit einer Deutschen verheiratet. Die Ehe wurde sowohl kirchlich als auch standesamtlich geschlossen.
Faisal Jahangir hat wenige Monate nach Aufhebung seines langjährigen Arbeitsverbots eine Arbeitsstelle in der Gastronomie gefunden. Sein Arbeitsgeber hält trotz des Pandemie-bedingten Lockdowns an ihm fest.
Dass Faisal Jahangir lange Jahre mit der deutschen Bürokratie zu kämpfen hatte, lag sicher nicht nur an ihm. Er leidet an Legasthenie. Dennoch hat er gelernt, sich mündlich gut verständlich machen.
Im Rahmen des Verfahrens zur Erlangung einer Aufenthaltsbescheinigung wurde ihm u. a. Identitätsverschleierung bzw. Täuschung vorgeworfen. Aufgrund der in Pakistan ganz anders als in Deutschland üblichen Art, die Vornamen und den Familiennamen vor- bzw. hintereinander zu setzen, kam es offenbar zu Verwechslungen. Dafür spricht die Tatsache, dass Faisal Jahangir als Analphabet nach Deutschland gekommen war. Eine Überprüfung, ob diese Umstände im bisherigen Verfahren ausreichend gewürdigt wurden, kann in Deutschland erfolgen.
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