Das Wechselspiel der Erfordernisse von Ökonomie und Ökologie bildet den Rahmen für die Studium-generale-Ringvorlesung im Sommersemester 2021: Nach zwei Jahren der Dürre steht es schlecht um unseren Wald.
Was wir früher nur aus Südeuropa und anderen Regionen kannten, wird bei uns zur Normalität: Wald verbrennt. Und die Schäden durch den Borkenkäfer! Stirbt jetzt der Wald – oder war er nicht damals, in den 1980er Jahren, schon einmal gestorben? Oder ist das alles ganz natürlich, trotzen naturnahe Buchenwälder dem Klimawandel wirklich besser als industrielle Holzplantagen?
Holz ist ein ökologischer Baustoff. Heizen mit Pellets gilt als CO2-neutral. Und für die rasant wachsende Nachfrage nach Papier, Pappe und Zellstoff brauchen wir noch mehr Holz. Holz ist eine gefragte Ressource – wie vor 300 Jahren, als Hans Carl von Carlowitz dem „großen Holzmangel“ abhelfen wollte: In seiner „Anweisung zur wilden Baumzucht“ krempelte er die Forstwirtschaft um und erfand dabei den Begriff der Nachhaltigkeit.
Heute haben wir auf großen Flächen Fichtenmonokulturen, wo früher Buchen und Eichen wuchsen. Fichten wachsen schnell und gerade, der industriellen Ernte zugänglich. Stand und steht der deutsche Wald nicht für die Sehnsucht der Romantiker, Schauplatz von Märchen und Sagen, dem Nibelungenlied und der Varusschlacht?
„Im Mittelpunkt steht diesmal die Frage, wie er denn sein soll, unser Wald: naturnah oder effizient? Auf jeden Fall nachhaltig und vorbereitet auf den Klimawandel. Ein gründliches Verständnis des Systems Wald, dieses komplexen Wesens mit all seinen Symbiosen, ist gefordert. Seine Wirkung auf uns Menschen fasziniert uns: Ob beim Waldbaden oder beim Umarmen von Bäumen. All diese verschiedenen Facetten thematisieren wir in unserer Reihe“, sagt Dr. Martin Schubert, der die Ringvorlesung organisiert
Live-Übertragung aus dem Leipziger Auwald am 2. Juni
Den Auftakt macht am 14. April Ulrich Göthel von der Sächsischen Hans-Carl-von-Carlowitz-Gesellschaft aus Chemnitz mit seinem Vortrag „Ist Nachhaltigkeit grün? Oder: Carlowitz im 21. Jahrhundert“. Von Carlowitz fasste am Ende seines Lebens in seinem 1713 veröffentlichten Buch „Sylvicultura oeconomica“ zusammen, was er seit Jugendjahren auf der Grand Tour durch Europa und später in seinem Leben und in sächsischen Diensten für den entscheidenden Punkt hielt: Nachhaltigkeit – heute ein stark strapaziertes Wort. Am Beispiel des Waldes und der Holzknappheit entwickelte er sein Gedankengebäude, aus dem die Forstwissenschaft entstehen sollte.
Ein Höhepunkt wird sicherlich die Live-Übertragung aus dem Leipziger Auwald am 2. Juni. Carsten Pitsch vom Staatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk Leipzig, spricht über das „Spannungsfeld multifunktionale Waldwirtschaft“.
Das Ökosystem Leipziger Auwald mit seinen Besonderheitne in Flora und Fauna nimmt Sebastian Günther von der Auwaldstation Leipzig am 30. Juni noch einmal in den Fokus.
Am 9. Juni stellt Gisela Immich von der Ludwig-Maximilians-Universität München den Wald unter einem ganz anderen Aspekt vor, nämlich sein Potenzial zur Gesundheitsförderung und Therapie. Ihr Vortrag gibt einen Überblick über die internationale und nationale Entwicklung der Waldtherapie, den breiten gesundheitlichen Nutzen von Waldaufenthalten – und er möchte Anregungen geben, den Wald wieder neu zu entdecken.
Weitere Vortragende kommen unter anderem von NABU, WWF sowie verschiedenen Universitäten und Forschungseinrichtungen.
Ort und Zeit: Die Vorlesungen finden vom 14.04.2021 bis zum 07.07.2021 mittwochs von 17.15 Uhr bis 18.45 statt – pandemiebedingt zunächst ohne Publikum und rein digital.
Sie können den Veranstaltungen wie gewohnt per Live-Stream oder in der Aufzeichnung folgen (meist ab dem folgenden Tag).
Der Besuch ist kostenfrei, Anmeldung ist nicht nötig.
Alle Themen und Termine der Ringvorlesung finden Sie hier
Weitere öffentliche Vortragsreihen der HTWK Leipzig unter „HTWK für alle“
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