Bei der Verordnung von Magensäureblockern ist in Sachsen nach massiven Anstiegen über viele Jahre hinweg eine Trendwende erreicht. Auswertungen der BARMER haben ergeben, dass Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2019 rund 574.000 Sächsinnen und Sachsen mindestens einmal sogenannte Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) verschrieben haben.
Das sind 47.000 Betroffene (acht Prozent) weniger als noch im Jahr 2016, aber immer noch 74 Prozent mehr als im Jahr 2006, als in Sachsen nur rund 356.000 Menschen Magensäureblocker verschrieben bekamen. Helfen sollen diese vor allem gegen Sodbrennen, Magenentzündungen und Magengeschwüre.
„Es ist ein gutes Zeichen, dass Sächsinnen und Sachsen nicht mehr so viele Magensäureblocker verschrieben bekommen. Die langjährige Debatte um die Sinnhaftigkeit und die Nebenwirkungen von Protonenpumpen-Inhibitoren scheint endlich Wirkung zu zeigen. Sorgen macht uns allerdings die Entwicklungen bei den Kindern und Jugendlichen,“ sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der BARMER Sachsen.
Hier sei die Anzahl der Verordnungen entgegen dem Trend deutlich gestiegen. Aus Sicht der BARMER würden dennoch insgesamt deutlich zu viele Magensäureblocker verschrieben. Die immer noch sehr hohen Verordnungsraten sind rein medizinisch oder demografisch nicht erklärbar.
Deutliche Anstiege bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Während die Verordnungen allgemein rückläufig sind, stellt die BARMER bei den 10- bis 14-Jährigen einen entgegengesetzten Trend fest. In dieser Altersgruppe stieg der Anteil bundesweit zwischen den Jahren 2006 und 2019 drastisch von 0,42 auf 1,15 Prozent. Das entspricht einem Zuwachs um 173 Prozent.
Damit bekamen, hochgerechnet für Deutschland, im vorvergangenen Jahr rund 42.500 Kinder und Jugendliche in dieser Altersgruppe Magensäureblocker verordnet, in Sachsen betraf das mehr als 1.600 Kinder und Jugendliche in diesem Alter. „Magenschleimhautentzündungen, Sodbrennen, Magengeschwür. Das sind eigentlich keine Erkrankungen, die man mit jungen Menschen in Verbindung bringt. Sozialer Stress, wachsende Leistungsanforderungen können Gründe sein, dass sich junge Menschen häufiger unter Druck fühlen, was ihnen buchstäblich auf den Magen schlägt“, so Dr. Fabian Magerl.
Zudem sei in dieser Altersgruppe wenig bekannt über das gesteigerte Risiko für Osteoporose oder Niereninsuffizienz durch die Langzeiteinnahme der PPI. Die Betroffenen könnten daher zu leichtfertig bei Völlegefühl und Magendrücken PPI nehmen, zumal sie niedrig dosiert auch rezeptfrei seien.
Hohes Abhängigkeitsrisiko und ernsthafte Nebenwirkungen
Wer zu lange Magensäureblocker schluckt, kann in eine Art Teufelskreis geraten, weil sich der Körper an die Medikamente gewöhnt. Wenn die Magensäureblocker dann abgesetzt werden, kann es zu einer überschießenden Magensäureproduktion kommen, die schnell zu neuen Magenschmerzen oder Sodbrennen führen kann. Die Betroffenen werden daraufhin wieder zu Magensäureblockern greifen.
Zu weiteren Nebenwirkungen der PPI zählen ein erhöhtes Osteoporose-Risiko, Nierenerkrankungen, Magnesiummangel und eine höhere Anfälligkeit für Darminfektionen.
Keine Kommentare bisher