Die „Gohliser Schlösschen I Musenhof am Rosenthal gGmbH“ soll zukünftig das Gohliser Schlösschens betreiben. Der entsprechende Verwaltungsvorschlag wurde jetzt vom Kulturdezernat auf den Weg gebracht und in der Dienstberatung des Oberbürgermisters bestätigt. Die Ratsversammlung am 24. März 2021 wird endgültig über den neuen Betreiber entscheiden.
Der Schwerpunkt der Betreibung durch die Gohliser Schlösschen I Musenhof am Rosenthal gGmbH wird auf dem kulturell-künstlerischen Veranstaltungsbetrieb liegen. Weitere Eckpunkte sind ein vielseitiges, zeitgenössisches Kunst- und Kulturprogramm, eine neue Dauerausstellung sowie Wechselausstellungen, Bildung und Vermittlung, Bürgerbeteiligung und Ehrenamt sowie eine umfassende Gastlichkeit und Willkommenskultur.
Die beiden Gesellschafter Thomas Roßdeutscher und Michael Plättner wollen bereits erfolgreich etablierte Formate fortführen und das Haus auch für überregional agierende Partner interessant machen. Es soll zu einem Gesellschafts- und Bürgerhaus werden.
Die Bürgerinnen und Bürger sowie weitere Akteure aus dem Stadtteil sollen an der Entwicklung des Hauses beteiligt werden und zugleich von dessen Potenzialen und der vorhandenen Infrastruktur profitieren können. Entstehen soll zudem ein Kulturcafé, das eng in den Veranstaltungsbetrieb mit eingebunden wird. Der Betrieb des Cafés wird von der Betreibergesellschaft selbst übernommen.
„Wir als Stadt haben in den letzten eineinhalb Jahren den bisherigen Betrieb und den Standort gründlich und in engem Austausch mit der Bürgerschaft analysiert und dann in mehreren Schritten einen neuen Betreiber gesucht“, blickt Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke auf den bisherigen Prozess zurück.
„Mit dem Musenhof-Konzept haben wir uns für ein Betriebsmodell entschieden, dass neben der Pflege der kulturhistorischen Tradition und zeitgenössischen Kultur auch unternehmerische Fähigkeiten und Erfahrungen in den Dienst eines gemeinwohlorientierten Kulturortes setzt.“
Das Kulturamt Stadt Leipzig wird den Betrieb des Hauses auch weiterhin beratend und denkmalpflegerisch begleiten und im Rahmen der institutionellen Kulturförderung auch finanziell unterstützen. Die Wiedereröffnung ist schrittweise, auch in Abhängigkeit von der Entwicklung der Corona-Pandemie, geplant.
Das Gohliser Schlösschen
Das Gohliser Schlösschen zählt zu den Höhepunkten der Rokokobaukunst in Sachsen. Von allen großbürgerlichen Schloss- und Gutsanlagen im Leipzig des 18./19. Jahrhunderts ist es das letzte noch heute erhaltene. Herausragend sind neben der Architektur und der Gartenanlage die Gemälde des Leipziger Malers und Bildhauers Friedrich Oeser im Festsaal.
Das Haus ist bereits seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ein Zentrum für Kunst und Kultur. Als Treffpunkt für Intellektuelle, als Ort für Theater, Oper und Lichtspiel und als ehemaliger Standort für das Bach-Archiv Leipzig blickt das Gohliser Schlösschen auf eine spannende Geschichte zurück. Es ist fester Bestandteil des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Leipzig.
Eigentümerin ist bereits seit dem Jahr 1906 die Stadt Leipzig. Mehrfach ließ sie Schloss und Garten sanieren. Zwischen 2005 und 2020 lag die kulturelle Betreibung in der Hand des Freundeskreises Gohliser Schlösschen e.V.
Hintergrund der Neuvergabe
Im Zuge des Auslaufens des Pachtvertrags mit dem bisherigen Betreiber entschloss sich das Kulturamt in Abstimmung mit dem Fachausschuss Kultur des Stadtrates 2019, den Betrieb des Gohliser Schlösschens im Rahmen einer Potenzialanalyse zu evaluieren, um auf dieser Grundlage den Betrieb des Hauses neu aufstellen und ausschreiben zu können.
Die Potenzialanalyse wurde im Auftrag des Kulturamts durch die projekt2508 GmbH (Bonn/Berlin) zwischen Oktober 2019 und Mai 2020 in mehreren Schritten durchgeführt. Dies geschah in enger Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum sowie der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH.
Verschiedene Partner aus der Kulturlandschaft der Stadt Leipzig, wichtige Akteure aus dem Stadtteil und die interessierte Bürgerschaft sind über das sogenannte SchlösschenCamp am 29. Januar 2020 in den Prozess der Potenzialanalyse mit einbezogen worden. Die Ergebnisse der Potenzialanalyse wurden in einer Online-Veranstaltung am 17. Juni 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt und dort diskutiert.
Auf der Grundlage der Ergebnisse der Potenzialanalyse hat das Kulturamt die Betreibung des Gohliser Schlösschens am 20. Juni 2020 neu ausgeschrieben. Bis zum Bewerbungsschluss am 31. Juli 2020 sind beim Kulturamt vier Bewerbungen eingegangen. Der künftige Betreiber wurde in einem mehrstufigen Verfahren anhand der mit der Ausschreibung bekanntgegebenen Bewertungskriterien ausgewählt.
Alle Bewerbergemeinschaften hatten Anfang September 2020 die Möglichkeit, ihr Betriebskonzept einer Jury aus unabhängigen Experteninnen und Experten vorzustellen. Die Jury traf eine Vorauswahl, sodass das weitere Auswahlverfahren mit nur noch zwei Bewerbergemeinschaften fortgesetzt wurde.
Es folgte eine Vorstellung der Konzepte im Fachausschuss Kultur sowie vertiefende Auswahlgespräche mit dem Kulturamt. Im Ergebnis wird dem Stadtrat die Gohliser Schlösschen I Musenhof am Rosenthal gGmbH als neuer Betreiber vorgeschlagen.
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