Forstminister Wolfram Günther hat zum ersten Mal die waldrechtliche Möglichkeit genutzt und dreizehn Reviere von Sachsenforst als Beispielreviere für eine integrative, naturgemäße Waldbewirtschaftung ernannt. Die Ernennung erfolgt für den Zeitraum vom 1. Januar 2021 bis zum 31. Dezember 2025.

„Die Leiterinnen und Leiter der ausgewählten Reviere bewirtschaften die Wälder nachhaltig im besten Sinne des Wortes. Sie bezeugen, dass viele Forstleute ihre Waldgebiete bereits jetzt zukunftsfähig entwickeln und besondere Impulse für die Waldwirtschaft im Sachsenforst setzen“, so Günther.

„Wir fördern den intensiven Austausch der Reviere untereinander, mit Forstleuten aus anderen Bundesländern, den im Netzwerk ,Integrate+‘ zusammengeschlossenen europäischen Partnern und mit an integrativem Waldnaturschutz interessierten Vereinen und Verbänden. Die integrative naturgemäße Waldwirtschaft ist aus meiner Sicht der beste Weg, um den Wald mit seinen vielfältigen ökologischen, ökonomischen sowie gesellschaftlichen Funktionen und Leistungen dauerhaft zu erhalten. Dies ist umso dringender, als unsere Wälder durch den Klimawandel und seine Folgen stark gestresst sind. Diese Form der Waldbewirtschaftung wollen wir unter anderem bei der Wiederbewaldung und der Naturverjüngung der vielen Störungsflächen konsequent anwenden. Außerdem unterstützt uns die integrative naturgemäße Waldwirtschaft dabei, biologische Vielfalt zu erhalten und zu erhöhen. Das ist die zweite große ökologische Aufgabe.“

Der Minister dankte bei der Gelegenheit insbesondere den beteiligten Revierleiterinnen und -leitern sowie allen Mitwirkenden von Sachsenforst für ihre engagierte und erfolgreiche Arbeit.

Die Beispielreviere sollen aufzeigen, wie integrative naturgemäße Waldbewirtschaftung umgesetzt werden kann und sie sollen andere Forstleute zu deren Realisierung motivieren. Weiterhin sollen sie der Aus- und Fortbildung für Beschäftigte von Sachsenforst dienen. Darüber hinaus stehen Workshops, Führungen und Exkursionen mit privaten und körperschaftlichen Waldbesitzenden, Partnern und Verbänden sowie Bürgerinnen und Bürgern auf dem Programm. Bereits mit dem Beginn des Jahres 2021 wurden Planungen für besondere Naturschutzprojekte in den Beispielrevieren erstellt, die den integrativen Ansatz der Förderung von Naturschutzbelangen im Wirtschaftsbetrieb unterstützen sollen.

Hintergrund

Der Ernennung war ein internes Bewerbungsverfahren bei Sachsenforst vorausgegangen. Eine Kommission unter Leitung von Landesforstpräsident Utz Hempfling entschied im November 2020 über die Auswahl der Reviere (s. Auflistung):

Reviername, Forstbezirk/Schutzgebietsverwaltung

  • Milkel, Biosphärenreservatsverwaltung
  • Grüna, Forstbezirk Chemnitz
  • Auersberg, Forstbezirk Eibenstock
  • Eibenstock, Forstbezirk Eibenstock
  • Leipzig-Süd, Forstbezirk Leipzig
  • Hirschberg, Forstbezirk Marienberg
  • Hohnstein, Nationalparkverwaltung
  • Gelenau, Forstbezirk Neudorf
  • Ottomühle, Forstbezirk Neustadt
  • Unger, Forstbezirk Neustadt
  • Reinhardtsdorf, Forstbezirk Neustadt
  • Trünzig, Forstbezirk Plauen
  • Reudnitz, Forstbezirk Taura

Integrative naturgemäße Waldwirtschaft bedeutet die permanente Einbeziehung natürlicher Prozesse unter Berücksichtigung von Naturschutzbelangen in die Bewirtschaftung des Waldes und umfasst insbesondere Maßnahmen wie z. B.:

– den Waldumbau hin zu stabilen, arten- und strukturreichen, leistungsfähigen Mischwäldern mit einer standortangepassten Kraut-, Strauch- und Baumschicht,

– den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel,

– die gezielte Integration, Renaturierung und Pflege von vielfältigen strukturreichen Lebensräumen im Wald wie z. B. von Mooren, Feuchtbiotopen, Bach- und Flussauen, die deutliche Erhöhung von stehendem und liegendem Totholz, Biotopbäumen und -baumgruppen und Altholzinseln,

– die vorbildliche Gestaltung abwechslungsreicher Waldinnen- und Waldaußenränder,

– eine tierschutzgerechte Jagd für angepasste waldverträgliche Schalenwildbestände,

– Verbesserung des Bodenzustandes z. B. durch Kahlschlagverzicht, Verbeiterung der Rückegassenabstände auf 40 Meter, verbesserten Humusaufbau und arbeitssichere, bodenschonende und pflegliche Arbeitsverfahren sowie

– Erhalt und Aufbau geeigneter Möglichkeiten zur Erholung und für naturverträgliche Walderlebnisse.

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